TV-Maler
Wo sind die Bilder von Bob Ross geblieben?
Bob Ross-Brettspiel: Das Merchandise-Portfolio des bekannten TV-Malers ist riesig
© IMAGO / Pond5 Images
Bob-Ross-Farben, Bob-Ross-Pinsel, Bob-Ross-Unterwäsche und Bob-Ross-Toaster – all das kann man problemlos kaufen. Seine Werke aber nicht. Die Spurensuche führt nach Virginia
Bob Ross ist Kult. Der TV-Maler mit ebenso voluminöser Frisur wie einschläfernder Stimme schuf zahllose Kitsch-Werke und hat auch nach seinem Tod viele Fans. Dennoch sind seine Bilder nur schwer zu finden. Wieso eigentlich?
Alleine für seine mehr als elf Jahre ausgestrahlte Fernseh-Sendung „The Joy of Painting“ malte Ross Hunderte Landschaften etwa mit „glücklichen kleinen Bäumen“, „allmächtigen Bergen“ und „flauschigen Wolken“. Die auf Statistiken und Daten spezialisierte US-Nachrichtenseite 538 hat genau nachgezählt: Ross pinselte in der Show insgesamt 381 Bilder. Von jedem Werk fertigte er drei Versionen an. Die erste wurde vor der Sendung gemalt und diente als Referenz für die zweite Version, die Ross während der knapp halbstündigen Aufzeichnung malte, gelegentlich mit spontanen Improvisationen. Das dritte Gemälde entstand nach der Sendung für Bob-Ross-Lehrbücher. Insgesamt macht das 1143 Werke.
Nur ein Bruchteil davon wurde verkauft. Eine spektakuläre Ausnahme ist das erste Werk, das Bob Ross 1983 im Fernsehen gemalt hat, „Ein Spaziergang im Wald“. Eine US-Galerie bietet es nun zum Verkauf an – für fast zehn Millionen Dollar.
Vor ein paar Jahren ging die „New York Times“ auf Spurensuche und fand heraus, dass nahezu alle der „Joy of Painting“-Werke in Pappkartons liegen – und zwar im Hauptsitz der Firma Bob Ross Inc in der Stadt Herndon im US-Bundesstaat Virginia. Ross war Mitgründer der Firma, die heute von Annette Kowalski und ihrer Tochter Joan geführt wird.
Millionen-Dollar-Geschäft
Annette Kowalski war eine Schülerin von Ross, der während seiner Zeit beim US-Militär in Alaska auch als Mal-Lehrer tätig war und sich später komplett auf diesen Job konzentrierte. Bob Ross, seine Frau Jane, Annette Kowalski und ihr Mann Walt legten Geld zusammen, um die frühe Fernseh-Karriere des späteren Kult-Malers zu finanzieren. Sie setzten auf die nicht-kommerzielle Senderkette PBS, die von 1983 bis 1994 insgesamt 31 Staffeln mit mehr als 400 Folgen produzierte.
Die Firma Bob Ross Inc gehörte ursprünglich den vier Geschäftspartnern. Alle von Ross im Rahmen von „Joy of Painting“ gemalten Bilder waren Eigentum der Firma. Jane Ross starb 1992, Bob Ross 1995. Damit gehörten das Unternehmen und die Gemälde alleine den Kowalskis. Bis heute weigern sie sich beharrlich, Werke von Ross zu verkaufen. Das war „nicht wirklich Bobs Ding“, sagte Joan Kowalski der „New York Times“.
Zu dieser Haltung könnte aber auch beitragen, dass die Firma schon zu Lebzeiten von Ross sehr viel Geld einbrachte, obwohl der Maler für seine Show nicht bezahlt wurde. Die vier Partner verkauften Farben, Mal-Zubehör, Lehrvideos und Fan-Artikel und nahmen damit US-Medien zufolge jährlich viele Millionen Dollar ein. „Unsere einzige Aufgabe“, sagte Kowalski in einem Interview mit dem US-Magazin „The Hustle“, „ist es, das mythologische Wunder, das Bob Ross war, zu bewahren“.
Dazu kann man auch beitragen, indem man dafür sorgt, dass nur wenige Ross-Gemälde in der Öffentlichkeit zu sehen sind. Das erhöht den Mythos, und umso mehr lässt sich mit Urheberrechten, Lizenzen und Merchandising verdienen. Ein Kitsch-Werk wie „Spaziergang im Wald“ kann nur für mehrere Millionen Dollar einen Käufer finden, wenn nahezu alle zweifelsfrei von Ross angefertigten Gemälde unverkäuflich sind und der Kult-Status intakt ist.
30.000 Bilder gemalt
Der Preis dürfte selbst die Kowalskis überraschen. Wenn in den vergangenen Jahren Gemälde von Bob Ross auftauchten, wurden sie für fünfstellige Dollar-Beträge verkauft. Bisheriger Höchstpreis: 95.000 Dollar. Es sind vor allem Werke, die im Rahmen der Show entstanden und mit Einwilligung von Ross und seinen Geschäftspartnern von der Senderkette verkauft wurden.
In einem Interview mit der „New York Times“ hatte Ross 1991 gesagt, er habe rund 30.000 Bilder gemalt. Bevor er berühmt wurde, verkaufte er Tausende Gemälde für wenig Geld beispielsweise auf Flohmärkten und Volksfesten. Sie dürften in Zimmern, Fluren und Kammer hängen oder in Kisten in Kellern und auf Dachböden liegen. Die wenigsten Besitzer dürften wissen, dass die Bilder mit „glücklichen kleinen Bäumen“ von Bob Ross stammen.
Dieser Artikel ist zuerst bei n-tv.de erschienen.