Samstag, 13.05.2023, 15:54
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+++ Der Welt-Klima-Ticker +++
Wirbel um Klima-Aussage Macrons: Frankreichs Premier will besänftigen
Samstag, 13.Mai, 15.51 Uhr: Nach Aufregung um eine Aussage von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zu Klimanormen hat Premierministerin Élisabeth Borne versucht, die Wogen zu glätten. „Es gibt absolut keine Pause in den klimatischen Bemühungen“, sagte Borne am Samstag in dem französischen Überseegebiet La Réunion. Auf EU-Ebene habe man in den vergangenen Jahren ambitionierte Klimagesetzgebung geschrieben. „Es ist nicht mehr nötig, den Normen Normen hinzuzufügen. Jetzt müssen sie umgesetzt werden.“
Macron hatte bei der Vorstellung seiner Strategie zur Reindustrialisierung am Donnerstag gesagt: „Ich rufe zur europäischen reglementarischen Pause auf.“ Er führte aus: „Jetzt müssen wir umsetzen, nicht neue Regeländerungen vornehmen, sonst verlieren wir alle Akteure.“ Der linke Abgeordnete Manuel Bompard nannte Macrons Aufruf unverantwortlich. „Der Klimawandel macht keine Pause.“ Auch die Grünen-Abgeordnete Sandrine Rousseau nannte die Aussage im Sender France Info „absolut unverantwortlich“. Der Vorsitzende des Umweltausschusses des Europaparlaments, Pascal Canfin, nannte die Formulierung in der Zeitung „Le Parisien“ unglücklich.
In Brüssel gab es gemischte Reaktionen auf Macrons Aussagen. Eine Sprecherin der EU-Kommission betonte am Freitag, es gebe einen breiten Konsens unter den EU-Staaten über die gemeinsame Richtung des Green Deals. Diesen hatte die EU-Kommission Ende 2019 vorgestellt und darin das Vorhaben skizziert, dass die EU bis 2050 klimaneutral werden soll. Der CDU-Europaabgeordnete Dennis Radtke sagte hingegen: „Wir sind dabei, den Industriestandort Europa zu Tode zu regulieren.“ Daher könne er die Aussagen Macrons nur unterstützen.
Frankreichs Staatschef Macron fällt regelmäßig mit kontroversen Aussagen auf. Kürzlich sorgte ein Zitat von ihm zu Taiwan für Wirbel. Kritik fuhr er auch ein, als er der Nato 2019 den „Hirntod“ attestierte, und auch als er vergangenen Sommer sagte, man solle Russland nicht demütigen, um nach einem Ende der Kämpfe in der Ukraine auf diplomatischem Weg einen Ausweg schaffen zu können.
G7-Sanktionen zwingen Russland zum Öl-Transport mit schrottreifen Tankern
14.18 Uhr: Die G7-Sanktionen gegen Russland haben Auswirkungen auf den Transport des russischen Öls. Die Maßnahmen haben dazu geführt, dass die Russen zunehmend auf veraltete Öltanker angewiesen sind, die oft schon zum Verschrotten bestimmt waren. Die Sanktionen haben den Exportmarkt nach Europa für Russland abgeschnitten und den Zugang zu Versicherungen und anderen Dienstleistungen für Rohöl eingeschränkt. Die Folge ist, dass mehr Schiffe benötigt werden, um das Öl nach China und Indien zu liefern, die Tausende von Kilometern entfernt sind. Der Öltransport liegt nun zunehmend in den Händen anonymer Händler und Tankerbesitzer, die oft ohne bekannten Schutz gegen Risiken wie Kollisionen und Leckagen operieren.
Dies stellt insbesondere für die Europäische Union, die die Sanktionen unterstützt hat, ein Problem dar. Mehr als 40 Millionen Barrel russischen Öls wurden in diesem Jahr zwischen Tankern auf hoher See umgeladen, oft in der Nähe von Ceuta, einer spanischen Exklave an der Nordspitze Marokkos, oder in einer Bucht im Süden Griechenlands. Die EU hat Maßnahmen zur Eindämmung dieser Praktiken vorgeschlagen, während die Internationale Seeschifffahrtsorganisation sie als „gefährliche Praxis“ bezeichnet hat.
Russisches Öl wird nach wie vor mit Preisnachlässen exportiert und nach Asien geliefert. Das gibt den Käufern einen Anreiz, weiterhin viel zu kaufen, und schafft mehr Gründe, die Sanktionen zu umgehen. Dies macht viele Ölhändler, -versicherer und -transporteure nervös, da die Lieferkette immer risikoreicher wird.
Nach Rekordschnee drohen Kalifornien schwere Überschwemmungen
12.50 Uhr: In Kalifornien drohen schwere Überschwemmungen, da der Rekordschnee schmilzt und das Wasser in die Flüsse strömt. Nach neuesten Prognosen werden die Schneemassen in der südlichen Sierra Nevada Rekordhöhen erreichen und den San Joaquin River über die Ufer treten lassen. Das berichtet die „Los Angeles Times“.
Anwohner in den möglichen Überschwemmungsgebieten sollten sich auf das Hochwasserrisiko vorbereiten. Wie ernst ist die Lage? Es wird empfohlen, gemeinsam mit der Familie einen Evakuierungsplan zu erstellen und diesen zu befolgen, wenn die lokalen Behörden entsprechende Anweisungen geben.
Kalifornien hat einen der kältesten und nassesten Winter erlebt, die Schneemenge in der Sierra Nevada liegt mit 249 Prozent der normalen Menge für diese Jahreszeit weit über dem Durchschnitt. Eine Schneeschmelze wird erst in den nächsten Tagen erwartet. Da noch 98 Prozent des Schnees liegen, besteht die Gefahr von Überschwemmungen, da der Schnee in Flüsse, Stauseen und Überschwemmungsgebiete fließen wird.
Der Großteil des Schmelzwassers wird in den nächsten Monaten abfließen, aber aufgrund der Schneemenge und -dichte können die Flüsse bis in den Herbst hinein anschwellen. Die Vorhersagen gehen davon aus, dass fast alle großen Flusssysteme bis September Wasser führen werden. Die genaue Hochwassergefahr ist jedoch schwer abzuschätzen, da die Wetterlage und ihre Auswirkungen derzeit nicht vorhersehbar sind.
Die vergessene Klimakrise im Himalaya bedroht Millionen Menschen
Freitag, 12. Mai, 08.28 Uhr: Die majestätischen Berge des Himalayas sind ein Symbol für menschlichen Wagemut und Abenteuerlust. Doch ihre Bedeutung geht weit darüber hinaus. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Regulierung des globalen Klimas und sind die Süßwasserquelle für Milliarden von Menschen und zahlreiche Ökosysteme in der Region. Die Gebirge sind das drittgrößte Wasserreservoir der Erde. Doch der Klimawandel hat weitreichende Folgen, die schon heute ernsthafte Risiken für die Menschheit darstellen, wie „Eco Business“ berichtet. Die Gletscher im Himalaya schmelzen, Seen bilden sich und der Wasserspiegel sinkt.
Insgesamt gibt es in der Himalaya-Region rund 15.000 Gletscher, die fast 100.000 Quadratkilometer bedecken und zwischen 3000 und 4700 Kubikkilometer Eis enthalten. Die Gletscher speisen die Flusssysteme des Amu Darya, des Brahmaputra, des Ganges, des Indus, des Irrawaddy, des Mekong, des Salween, des Tarim, des Yangtze und des Gelben Flusses.
Die Himalaya-Region erstreckt sich über 3.500 Kilometer und umfasst die Länder Indien, Nepal, China, Bhutan, Pakistan, Afghanistan, Bangladesch und Myanmar. Trotz der geopolitischen Bedeutung der Region und ihrer Wichtigkeit für die Wasser- und Energieversorgung gibt es nur wenige ernsthafte Versuche, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu fördern. Viele Herausforderungen wie Territorialkonflikte und Misstrauen zwischen den Ländern verhindern eine umfassende Kooperation.
Steigende Temperaturen und schmelzende Gletscher in der Himalaya-Region haben bereits gravierende Auswirkungen auf Umwelt und Bevölkerung. Der Monsun wird immer unberechenbarer, Quellen trocknen aus, der Wasserspiegel sinkt und die Nahrungsmittelversorgung ist gefährdet. Doch es fehlt an internationaler Zusammenarbeit, um diesen Herausforderungen zu begegnen.
Die einzige regionale Organisation, die sich mit der Komplexität der Krise auseinandersetzt, ist das International Center for Integrated Mountain Development in Kathmandu, an dem acht Länder der Himalaya-Region beteiligt sind. Diese Initiative konzentriert sich jedoch hauptsächlich auf den Austausch von Daten und wissenschaftlichen Erkenntnissen. Ein umfassenderer Ansatz, der auch politische, kulturelle und soziale Aspekte einbezieht, fehlt.
Es ist höchste Zeit, dass die internationale Gemeinschaft und die betroffenen Länder Maßnahmen ergreifen, um den Herausforderungen in der Region zu begegnen. Eine umfassende und interdisziplinäre Zusammenarbeit ist notwendig, um die Auswirkungen des Klimawandels auf den Himalaya zu mildern und das fragile Ökosystem der Region zu erhalten.
Der Harz stirbt weiter – viele Jungfichten wachsen nicht an
15.07 Uhr: Die Bäume im Harz sterben – rund 1.860 Hektar sind im vergangenen Jahr allein an Fichten hinzugekommen. Damit seien mindestens zwei Drittel aller Fichten im Landkreis Harz abgestorben, sagte Landrat Thomas Balcerowski laut „t-online“. Insgesamt beträgt die Kahlfläche in den Harzer Wäldern inzwischen rund 21.000 Hektar. Rund 12.000 Hektar davon sind nach Expertenmeinung dem Borkenkäfer und dem Klimawandel zum Opfer gefallen.
Um die Waldsituation im Harz zu verbessern, wurde im vergangenen Jahr der „Krisenstab Wald“ gegründet. Dieser beschäftigte sich unter anderem mit Änderungen im Landeswaldgesetz, der Holzverwertung und der Umsetzung von Ökopunkte-Maßnahmen im Wald. Laut Landrat Balcerowski ist die Wiederaufforstung eine „Mammutaufgabe“, der man sich gemeinsam mit den Waldbesitzern im Landkreis Harz seit Jahren stelle.
Im vergangenen Jahr konnten im Harz rund 1.300 Hektar Wald wieder aufgeforstet werden. Das entspricht mindestens fünf Millionen jungen Bäumen. Allerdings gebe es immer wieder Schwierigkeiten: „Durchschnittlich 20 bis 30 Prozent der aufgeforsteten Bäume“ würden nicht anwachsen, so Balcerowski. Das liege vor allem an der anhaltenden Trockenheit, Defiziten in der Bodenstruktur und auch am Pflanzmaterial.
Um die Waldsituation langfristig zu verbessern, würden im Harz Jahr für Jahr rund 1000 Hektar als klimatolerante und laubholzreiche Mischwälder artenreich aufgeforstet, so der Landrat. Aufforstung sei aber nur ein Teil der Lösung, um dem anhaltenden Waldverlust entgegenzuwirken. Es müsse auch darüber nachgedacht werden, wie die Wälder im Harz langfristig widerstandsfähiger gegen den Klimawandel gemacht werden können.
Studie warnt vor Folgen von Hitzewellen in bisher verschonten Ländern
11.10 Uhr: Der Klimawandel treibt die Häufung von Rekordhitzewellen voran, die bisherige Temperaturrekorde mit beispiellosen Margen zu übertreffen. Die Hitzewelle im pazifischen Nordwesten im Jahr 2021, die langjährige Rekordwerte in den USA und Kanada um bis zu 5 Grad Celsius übertraf, ist ein deutliches Beispiel dafür. Eine neue Studie, die in „Nature Communications“ veröffentlicht und von „The Carbon Brief“ analysiert wurde, zeigt, dass 41 Regionen der Erde seit 1959 „statistisch unwahrscheinliche“ Hitzeperioden erlebt haben, was 31 Prozent der Erdoberfläche entspricht. „Es scheint, dass solche Extreme überall und jederzeit auftreten können“, heißt es in der Studie.
Einige Regionen – darunter Ost-Russland, Mittelamerika, Afghanistan und Papua-Neuguinea – hatten in diesem Zeitraum „Glück“, dass sie nicht von solch extremen Temperaturen betroffen waren, so die Studie. Dies sei aber auch ein Nachteil für die Zukunft.
Die Autoren erklären, dass Regionen, die in jüngster Zeit keine außergewöhnlichen Hitzeereignisse erlebt haben, „sich nicht an solche Ereignisse anpassen mussten und daher anfälliger für deren Auswirkungen sein könnten“. Insbesondere Afghanistan und Papua-Neuguinea seien aufgrund ihrer wachsenden Bevölkerung und begrenzten Ressourcen im Gesundheits- und Energiebereich besonders gefährdet, so die Studie.
Die Forschungsergebnisse unterstreichen, wie wichtig es ist, sich auf extreme Hitzewellen vorzubereiten. „Hitzewellen sind tödlich – aber eine bessere Vorbereitung kann Leben retten“, lautet das Fazit der Studie.
Neue Superkeime bedrohen die Trinkwasserversorgung von Los Angeles
Donnerstag, 11. Mai, 08.24 Uhr: Im Abwasser von Los Angeles wurden neue antibiotikaresistente Bakterien entdeckt, die in der Bevölkerung weiter verbreitet sind als bisher angenommen. Dies geht aus einer Studie von Forschern der University of Southern California (USC) hervor, wie die „Los Angeles Times“ berichtet. Die Bakterien sind resistent gegen Colistin, das als letztes Mittel gegen bakterielle Infektionen eingesetzt wird. Die Forscher entdeckten die so genannten Superkeime bei der Überwachung von Abwässern, die während der COVID-19-Pandemie eingesetzt wurde, um das Vorkommen und die Übertragung von Krankheitserregern in der Bevölkerung zu verfolgen.
Die Bakterien wurden in unbehandeltem Wasser aus zwei der größten Kläranlagen in Los Angeles County entdeckt: der Joint Water Pollution Control Plant in Carson und der Hyperion Water Reclamation Plant in Playa del Rey. Diese Anlagen versorgen insgesamt rund 7,5 Millionen Menschen. Die Antibiotikaresistenzgene wurden auf zwei neuen kleinen Plasmiden gefunden, runden DNA-Stücken, die zwischen verschiedenen, nicht verwandten Bakterienarten ausgetauscht werden können.
Antibiotikaresistenzen stellen weltweit eine wachsende Bedrohung für die Gesundheit dar. Schätzungen des Centers for Disease Control and Prevention zufolge treten in den USA jährlich mehr als 2,8 Millionen Infektionen auf, die gegen Antibiotika und andere antimikrobielle Wirkstoffe resistent sind. Mehr als 35.000 Menschen sterben daran. Forscher befürchten, dass eine weit verbreitete Resistenz dazu führen könnte, dass gewöhnliche Infektionen und Verletzungen wieder tödlich verlaufen.
Obwohl die Entdeckung der Colistin-Resistenz in L.A. nicht überrascht, sind die Forschungsergebnisse der USC beunruhigend. Die Resistenz gegen Colistin bei Bakterien in LA nimmt zu. Wenn keine Maßnahmen zur Eindämmung der Antibiotikaresistenz ergriffen werden, könnte sich die Resistenz bald auf pathogene Bakterien ausbreiten und Infektionen verursachen.
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