Versicherungen
Wie wichtig ist eine private Kinderunfallversicherung?
Es muss nicht immer harmlos enden: Wenn sich ein Kind ernsthaft verletzt kann eine Unfallversicherung helfen
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Wenn sich Kinder bei einem Unfall schwer verletzen, kann das eine erhebliche finanzielle Belastung für Eltern bedeuten. Wann sich eine private Unfallversicherung lohnt und worauf Eltern beim Kleingedruckten achten müssen
Eltern sind eine beliebte Zielgruppe der Assekuranz. Hoch im Kurs steht die private Kinderunfallversicherung. Denn während die gesetzliche Unfallversicherung bei Unfällen in der Kita oder auf dem Schulweg greift, umfasst sie keine Freizeitunfälle. Zwar ist die Chance, dass das eigene Kind durch einen Unfall dauerhaft geschädigt wird, glücklicherweise äußerst gering. Doch ist der Schadensfall erst einmal eingetreten, kann es sehr schnell sehr teuer werden. Je nach Schwere der Tragödie benötigt die Familie womöglich ein barrierefreies Zuhause und Fahrzeug, privaten Nachhilfeunterricht und muss aufgrund des Betreuungsaufwands unter Umständen die wöchentliche Arbeitszeit reduzieren. Damit gehen empfindliche Einkommenseinbußen einher. Expertinnen zählen die private Kinderunfallversicherung deshalb zu den Must-haves für Familien mit Kindern.
Private Kinderunfallversicherungen haben über alle Anbieter hinweg eines gemeinsam: Sie leisten nur bei Unfällen mit bleibenden körperlichen oder geistigen Schäden ohne Aussicht auf Verbesserung. Ist die Verletzungen reversibel, etwa ein gebrochener Arm oder eine Gehirnerschütterung, gibt es kein Geld von der Versicherung.
Die private Unfallversicherung greift nicht nur bei Unfällen, sondern auch bei Vergiftungen und bestimmten Infektionen wie Borreliose und Malaria, die mit anschließender Invalidität einhergehen können. Alle anderen Krankheiten, die eventuell bleibende Schäden verursachen könnten, sind jedoch nicht abgesichert. Für diese Fälle gibt es wiederum eigenständige Policen wie die Kinderinvaliditätsversicherung (KIV).
Wie bei so vielen Policen steckt also auch hier der Teufel im Detail. „Viele Eltern wollen ihre Kinder durch eine private Kinderunfallversicherung gut absichern, ohne genau zu wissen, worauf sie achten müssen, damit wirklich alle relevanten Risiken berücksichtigt sind“, sagt Tobias Kramny, Spezialist für Unfallversicherungen beim Vergleichsportal Check24.
Invaliditätsgrad bestimmt Versicherungszahlung
Besonders wichtig ist daher ein Blick in die sogenannte Gliedertaxe der jeweiligen Versicherung. Diese gibt den Grad der Invalidität in Prozent an und umfasst neben Körpergliedern wie Armen oder Beinen auch die Augen oder den Geschmackssinn. Wer seine Hand nicht mehr nutzen kann, ist laut dem Gliedertaxenkatalog des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zu 55 Prozent invalide und wer auf einem Ohr nicht mehr hört, zu 30 Prozent. Der Katalog gibt allerdings nur eine Empfehlung ab, entscheiden können die Versicherer selbst.
Kann ein Kind nach einem Unfall beispielsweise seine Beine nicht mehr nutzen, gilt das bei der Gothaer-Versicherung als 100-prozentige Invalidität. Das heißt: Die Eltern erhalten die komplette Summe, die sie vorab versichert haben. Wer zusätzlich eine Progression vereinbart, erhält im Ernstfall ein Vielfaches der Grundsumme. „Man kann natürlich auch von vornherein eine hohe Grundsumme ohne Progression wählen. Diese Variante ist jedoch oftmals deutlich teurer und bringt im Grunde nur bei kleineren Schäden einen Mehrwert“, sagt Kramny. Der Leistungskatalog der allermeisten Anbieter umfasst sowohl Einmalzahlungen als auch eine monatliche Unfallrente. Das soll Betroffene im Ernstfall sofort und auch langfristig finanziell unterstützen.
Teure Zusatzleistungen
Zusatzbausteine wie Todesfallleistungen, Krankenhaustagegeld oder Kurkostenbeihilfe sind zwar oft in den Tarifen enthalten, wirklich notwendig sind sie allerdings nicht. Insbesondere wenn sie mit hohen Extrakosten verbunden oder bereits in anderen Versicherungen enthalten sind, sollten sich Eltern besser nach einem Tarif umschauen, der sich einzig und allein auf die Absicherung existenzbedrohender Risiken konzentriert, rät der Experte.
Um sicher zu gehen, dass das die jeweilige Police auch das hält, was sich Eltern von ihr erhoffen, lohnt der Blick auf ein unabhängiges Vergleichsportal. Außerdem können sich Versicherungsnehmer auch stets an die Expertinnen und Experten der Verbraucherzentralen wenden.