Co-Working
WeWork droht die Insolvenz – Aktie bei nur noch 12 Cent
Ein Gebäude mit WeWork-Schriftzug in Singapur
© picture alliance / NurPhoto | Joseph Nair
Der Coworking-Space-Anbieter WeWork steht vor der Insolvenz. Das Unternehmen räumte „erhebliche Zweifel“ an seinem Fortbestand ein. Die Aktie ist seit Jahresbeginn um 90 Prozent eingebrochen. Auch andere Anbieter taumeln
Der Büroraum-Anbieter WeWork steckt erneut in Schwierigkeiten und steht offenbar kurz vor der Insolvenz. WeWork gilt als Paradebeispiel für maßlos überbewertete US-Start-ups. Nun räumte die Firma mit Blick auf die Verluste und den erwarteten Geldbedarf „erhebliche Zweifel“ am Fortbestehen des Unternehmens ein. Man wolle in den kommenden zwölf Monaten günstigere Mieten aushandeln, die Kosten senken und sich frisches Kapital besorgen, kündigte WeWork an.
Die Anteilseigner versetzte die Nachricht in Panik. Die Aktie stürzte am Mittwoch zeitweise um knapp 37 Prozent auf 12 Cent ab. Seit Jahresbeginn rutschte sie sogar um 90 Prozent ab.
Die Idee hinter WeWork ist, in sogenannten Co-Working Spaces Büroräume mit gemeinsamer Infrastruktur an Start-ups und Unternehmer zu vermieten. Unter anderem dank geschickter Vermarktung durch die Gründer investierten Geldgeber in WeWork zu einer Gesamtbewertung von bis zu 47 Milliarden Dollar. Mit diesem Ruf eines der wertvollsten Start-ups wollte WeWork 2019 an die Börse gehen – doch statt eines Triumphs gab es einen Flop. Der tiefere Einblick ins Geschäft im Börsenprospekt veranlasste große Investoren, einen Bogen um die verlustreiche Firma zu machen.
Auch andere in der Branche taumeln
WeWork ist nicht das einzige Büro-Unternehmen, das derzeit zu kämpfen hat. Im Winter ging beispielsweise der Vermittler Independesk von Karsten Kossatz insolvent. Der bekannte Gründer hatte in der Vox-Gründershow „Die Höhle der Löwen“ 200.000 Euro eingesammelt. Gemeinsam mit Carsten Maschmeyer und Georg Kofler arbeitete er an einem „Airbnb für Arbeitsplätze“. Wer wollte, konnte auf dem Berliner Fernsehturm arbeiten oder einfach im Café um die Ecke. Doch auch Kossatz scheiterte an den Entwicklungen des Marktes. Auch weitere Co-Working-Betreiber berichteten Capital zuletzt von Problemen.
Bei WeWork gab man sich lange kämpferisch und verteidigte das Geschäftsmodell: „Was wir in diesem Jahr global beobachten, ist, dass Flexibilisierung nicht mehr nur ein ,Nice-to-have’ ist, sondern ein ,Must-have’“, sagte Katharina von Schacky noch Ende 2022 zu Capital. Von Schacky leitet das Geschäft des amerikanischen Coworking-Anbieters in Deutschland, Zentral- und Osteuropa. „Wir haben unsere eigenen Kalkulationen – und natürlich hat Corona die bei uns und bei anderen durchgewirbelt. Wir schauen aber ganz genau hin und kommen eigentlich ganz gut zurecht.“
Schon einmal wurde das WeWork-Debakel teuer: 2019 vor allem für den japanischen Konzern Softbank des Milliardärs Masayoshi Son. Softbank und sein mit saudi-arabischen Geldern gestützter Vision-Investitionsfonds hatten sich für neun Mrd. Dollar einen Anteil von 29 Prozent an WeWork gesichert. Als der Börsengang 2019 platzte, nahm Softbank weitere 9,5 Mrd. Dollar in die Hand, um auf 80 Prozent aufzustocken und den umstrittenen Mitgründer und Chef Adam Neumann herauszudrängen.
Doch auch unter der Regie von Softbank blieb WeWork glücklos. In der Corona-Pandemie leerten sich Büros weltweit, weil Menschen zu Hause arbeiteten. Auch nach Abklingen der Pandemie tut sich WeWork schwer damit, seine Büroflächen zu füllen. Zugleich müssen etwa Mietkosten für Gebäude bezahlt und Schulden bedient werden. WeWork hatte erst vor einigen Monaten durch Gespräche mit Geldgebern die Schuldenlast etwas senken können.
Im Jahr 2021 schaffte es WeWork durch einen Umweg doch noch an die Börse. Durch die Fusion mit einer Blankoscheck-Firma wurde WeWork börsennotiert. Damals wurde eine Aktie für rund 13 Dollar gehandelt. Im nachbörslichen Handel am Dienstag brach der Kurs noch einmal um mehr als ein Fünftel auf rund 15 Cent ein.