Heizen
Was Sie beim Wärmepumpenkauf im EU-Ausland beachten müssen
Die Nachfrage nach Wärmepumpen wird im kommenden Jahr noch einmal anziehen
© Winfried Rothermel / Picture Alliance
Die Nachfrage nach Wärmepumpen ist groß, doch viele beliebte Modelle sind in Deutschland ausverkauft. Aus diesem Grund setzen immer mehr Verbraucher auf EU-Händler. Das Online-Geschäft blüht – birgt aber auch etliche Stolperfallen
Im nächsten Jahr tritt das sogenannte Heizungsgesetz in Kraft und wird für eine anziehende Nachfrage nach Wärmepumpen sorgen. Neu eingebaute Heizungen müssen dann eine Erneuerbare-Energien-Quote von 65 Prozent erfüllen. Das führt dazu, dass beliebte Modelle von Viessmann, Vaillant, Stiebel Eltron, Thermondo, Nibe, Ochsner, Panasonic, Novelan und Wolf wohl schwer zu bekommen sind. Zumindest ist mit langen Lieferzeiten zu rechnen. Um trotzdem zeitnah an die begehrte Wärmepumpe zu kommen, schauen sich Verbraucher zunehmend bei Online-Händlern im europäischen Ausland um. Um hier keine böse Überraschung zu erleben, sollten sie ein paar wichtige Punkte beachten.
An oberster Stelle steht die Frage, ob ein Wärmepumpen-Kauf über auswärtige (Online)-Händler per se eine gute Idee ist: „Eine Wärmepumpe kann man nicht einfach von der Stange kaufen, sie muss auch zum Haus passen. Das braucht eine fachgerechte Planung und sollte von einem Handwerker eingebaut werden“, gibt Stephan Herpertz, Referent Energietechnik bei der Verbraucherzentrale NRW in Düsseldorf, zu bedenken. Was Verbraucher im Vorfeld unbedingt abklären müssen, ist, ob das Gerät eine Zulassung für den deutschen Markt hat und den technischen Anforderungen der Netzbetreiber entspricht.
Herpertz sieht den Kauf über EU-Händler kritisch: „Die Gefahr ist groß, dass sich kein Handwerker findet, der sie einbaut.“ Zum einen wegen dem bekannten Fachkräftemangel. Zum anderen, weil beim Einbau vieles schieflaufen kann und damit Haftungsrisiken einhergehen. Die gesetzliche Gewährleistung von zwei Jahren, die bei Mängeln ein Recht auf Reparatur und Austausch der Ware garantiert, gilt europaweit – unabhängig davon, ob der Kauf online oder im Laden erfolgt ist. „Insofern müssen Verbraucher vor dem Kauf unbedingt klären, welcher Betrieb die Anlage installieren würde und ob er bereit ist, die Gewährleistung für die Installation und das Gerät zu übernehmen“, mahnt Karolina Wojtal, Co-Leiterin des Europäischen Verbraucherzentrums Deutschland (EVZ).
Vorsicht ist besser als Nachsicht
Wer sich für einen Wärmepumpenkauf im EU-Ausland entscheidet, sollte darauf achten, nicht auf unseriöse Onlineshops hereinzufallen. Hierzu ist es sinnvoll, zunächst alle Kontaktdaten und -Möglichkeiten zu überprüfen, etwa mit Google-Maps. Existiert die angegebene Adresse? Handelt es sich dabei um einen Firmensitz oder lediglich um eine Privatadresse? Fehlt eine Kontaktadresse, sollten die Alarmglocken angehen. Zudem ist es ratsam, auf verschiedenen Wegen mit der Firma in Kontakt zu treten, um zu sehen, wie schnell diese auf E-Mail- und telefonische Anfragen reagiert. Ergänzend dazu können Online-Erfahrungsbericht hilfreich sein. Zwar lassen sich diese fälschen. Trotzdem sind sie oft ein nützlicher Indikator, vor allem, wenn man die Bewertungen auf unterschiedlichen Portalen miteinander vergleicht.
Auch mit Blick auf die Bezahlungsmöglichkeiten lassen sich Vorkehrungen treffen. Statt in Vorkasse zu gehen, sollten Verbraucher lieber auf die Bezahlung per Kreditkarte setzen – hier kann das Geld über ein Charge-Back zurückgebucht werden – oder direkt auf Rechnung kaufen.
Rücksende-Modalitäten beachten
Beim Bestellprozess über EU-Handelsplattformen sollten Verbraucher darauf achten, dass dieser unkompliziert und verständlich formuliert ist, die Vertragsbedingungen also wenig Spielraum für Interpretation bieten. Zudem sollten sie im Blick haben, wie die Rücksendemodalitäten geregelt sind. Zwar lässt sich bestellte Ware im EU-Ausland binnen 14 Tage nach Erhalt ohne Angabe von Gründen zurückgeben und der Vertrag bei fehlerhafter oder defekter Ware stornieren. Allerdings bleiben die Rücksendekosten möglicherweise am Käufer hängen, was ganz schön teuer werden kann.
Auch wenn es keine 100-prozentige Sicherheit für die Seriosität eines Händlers gibt, lohnt es, all diese Punkte bei einem geplanten Wärmepumpen-Kauf über EU-Adressen als Qualitätskriterien anzusetzen. Ungeachtet dessen, wo die Wärmepumpe am Ende gekauft wird, ist letztlich aber vor allem eines wichtig, damit sie effizient arbeiten kann: „Die Wärmepumpe ist ein Teil vom Gesamtsystem Haus und funktioniert nur in Wechselwirkung mit diesem. Eine isolierte Betrachtung ist nicht sinnvoll, sie muss im Gesamtkontext betrachtet werden“, sagt VZ-Experte Herpertz. Sein Tipp, nachdem sich Verbraucher für einen bestimmten Wärmepumpen-Typ entschieden haben: „Am besten ist es, sich immer direkt an den Hersteller zu wenden und zu fragen, wo dessen Vertriebsnetz ist. So können Verbraucher den richtigen Fachhandwerker für die Planung, Installation und Inbetriebnahme der Wärmepumpen-Anlage finden.“