Pershing Square-Chef
Warum Bill Ackman seine Wette gegen US-Staatsanleihen schließt
Bill Ackman, dessen bürgerlicher Vorname William lautet, steht mit einem geschätztem Vermögen von 3,5 Mrd. US-Dollar auf Platz 304 der Forbes-Reichenliste
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Der berühmte Hedgefonds-Manager Bill Ackman hatte erst im August seine Wette gegen langlaufende US-Staatsanleihen bekannt gemacht. Jetzt schließt er die Position. Es gebe „zu viele Risiken in der Welt“
Um Bill Ackman wird es selten langweilig. Mal heißt es, der Hedgefonds-Manager könnte Twitter übernehmen. Dann zofft er sich öffentlichkeitswirksam mit seinem Konkurrenten Carl Icahn. Und ein anderes Mal warnt er vor einer neuen Bankenkrise. Dabei ist es egal, was Ackman sagt oder macht: Die Aufmerksamkeit der Finanzwelt ist ihm sicher.
Genauso war es auch zu Wochenbeginn. Da verkündete Ackman, Chef der berühmten Hedgefonds-Gesellschaft Pershing Square, dass er seine Wette gegen langlaufende 30-jährige US-Staatsanleihen geschlossen habe. Diese hatte er erst im August öffentlich gemacht. Es gebe „zu viele Risiken in der Welt, um bei den derzeitigen langfristigen Zinssätzen short in Anleihen zu bleiben“, schrieb Ackman bei X (vormals Twitter). Ackman hatte zuletzt auf fallende Anleihekurse gesetzt und somit auf weiter steigende Renditen. Beide entwickeln sich grundsätzlich gegeneinander.
Überraschend ist daran vor allem der Zeitpunkt. Am Montag sind die Renditen für zehnjährige US-Staatsanleihen auf über fünf Prozent gestiegen. Das war zuletzt 2007 der Fall. Und auch wenn die US-Notenbank Fed wohl bald eine Zinspause einlegen dürfte, gehen viele Analysten von weiter steigenden Renditen aus – eventuell sogar auf über sechs Prozent. Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen gehen Investoren nicht mehr von einem harten Crash der US-Wirtschaft aus. Damit würden, so die Erwartung des Marktes, die Leitzinsen und damit die Anleiherenditen länger als erwartet hoch bleiben.
Zum anderen fahren Notenbanken ihre Anleiheprogramme zurück, während Staaten gleichzeitig einen erhöhten Finanzierungsbedarf haben. Der erhöhte Finanzierungsbedarf ergibt sich auch durch die höheren Zinsen, die die Refinanzierung für Staaten teurer machen. Diese Refinanzierung geschieht üblicherweise über Staatsanleihen. Während das Angebot an Staatsanleihen also steigt, insbesondere in den USA, schrumpft die Nachfrage – beispielsweise von Notenbanken. „Der Abbau der Anleihebestände bedeutet eine weitere Straffung der Geldpolitik und führt zu weniger Liquidität“, sagt Manfred Bucher, Anlagestratege der BayernLB.
Ackman stellt sich gegen dominierende Marktmeinung
Weil zugleich ausländische Käufer nicht mehr so viele US-Staatsanleihen kaufen – aus geopolitischen Gründen, aber auch weil ihre Leistungsbilanzüberschüsse schrumpfen – bleibt für die öffentliche Haushalte nur ein Ausweg: Sie müssen einen höheren Preis zahlen. „Die Renditen müssen steigen, um private Investoren in den Markt für Staatsanleihen zu locken“, sagt Robert Dishner von der der Fondsgesellschaft Neuberger Berman.
Ackman glaubt offensichtlich nicht daran. Zuvor wettete er auf den Kursverfall 30-jähriger US-Staatsanleihen und bewies damit auch ein gutes Händchen. Seit seinem Einstieg am 2. August ist die Rendite um 80 Basispunkte gestiegen und der Kurs um knapp 12 Prozent eingebrochen. Zum Verständnis: Steigende Renditen und der Kursverlauf einer Anleihe verhalten sich entgegengesetzt. Steigt also die Rendite, sinkt der Kurs der Anleihe. Ackman hatte genau das antizipiert. Wenn er nun also glaubt, dass der Kurs nicht weiter fällt, dann glaubt Ackman auch nicht an weiter steigende Renditen.
Im Prinzip verwirft Ackman dabei die Hypothese von Analyst Robert Dishner. Laut Ackman würden die „vielen Risiken in der Welt“ dazu führen, dass Anleger ihr Geld aus Aktien in Anleihen umlenken. Das sei normal, weil Anleihen als sicherer Hafen gelten. Wenn also immer mehr private Anleger ihr Geld in Anleihen lenken, haben Staaten auch keine Probleme, neue Käufer für ihre Staatsanleihen zu finden. Die Renditen würden sinken und die Kurse steigen. Dabei glaubt Ackman offensichtlich auch, dass der höhere Refinanzierungsbedarf durch die Anleger gestillt werden könnte. Das sieht zwar ein Großteil der Investoren aktuell anders. Doch es wäre nicht das erste Mal, dass Ackman am Ende recht behält.