Vor Ort
Top 40 unter 40
VW-Vorstand Kilian: „Sind auf einem guten Weg“
Gunnar Kilian sprach beim Top-40-Event von Capital über die Herausforderungen der anstehenden Transformation
© Peter Wolff
Personalvorstand Gunnar Kilian erklärt auf dem „Top 40 unter 40“-Event von Capital, wie VW trotz Einstellungsstopps den Kampf gegen Tesla und Co. gewinnen will. Er sieht eine rosige Zukunft für den Konzern
Mittags verhandelte Volkswagen-Vorstand Gunnar Kilian noch in der Aufsichtsratssitzung in Wolfsburg, abends saß er schon in einem rotbraunen Sessel beim Top-40-Event von Capital in Berlin. Der VW-Konzern stehe aktuell für viele der Herausforderungen in Deutschland, erklärte Kilian auf der Bühne: Digitalisierung, Fachkräftemangel und Transformation in Richtung Nachhaltigkeit – und das alles in einer so turbulenten Zeit, wie lange nicht mehr.
Zum 17. Mal hat Capital herausragende Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ausgezeichnet und am Freitag zum Diskutieren und Netzwerken eingeladen. Es ging um Leadership, Karriere in Krisenzeiten und natürlich die angespannte deutsche Wirtschaftslage. Die Automobilindustrie ist eine der Branchen, die die schwache Konjunktur als erstes zu spüren bekommt. Der größte deutsche Autobauer aus Wolfsburg muss sparen und hat für die Kernmarke VW einen Einstellungsstopp verhängt. Gleichzeitig braucht das Unternehmen aber dringend mehr Fachkräfte, beispielsweise in der Batterietechnik und muss die Transformation zur Elektromobilität und smarten Autos vorantreiben.
„Am spannendsten ist, dass wir es geschafft haben, ganz neue Geschäftsbereiche aufzubauen“, sagte VW-Vorstand Kilian beim Capital-Gipfel in Berlin und verwies exemplarisch auf die neue Softwaresparte des Konzerns. „Über Cariad wurde viel gesprochen, aber in Summe bin ich davon sehr überzeugt. Wir haben es dort tatsächlich geschafft, erfolgreich Softwaretalente zu rekrutieren.“ Kilian ist seit 2018 im Vorstand von VW und damit das am längsten gediente Vorstandsmitglied. Er verantwortet heute sowohl den Bereich Personal als auch das LKW-Geschäft, kommt aber ursprünglich aus dem Umfeld des Konzernbetriebsrats und gilt intern als wichtiger Vermittler. Daher rührt auch sein Spitzname „der Diplomat“. Aktuell verhandeln Betriebsräte und Konzernleitung bei VW über „Effizienzprogramme“: Alle Konzernmarken müssen ihre Ergebnisse verbessern, vor allem aber die Kernmarke, die sich zunehmend gegen chinesische Marken behaupten muss.
In Sachen Elektromobilität sieht Kilian VW aber „ziemlich gut aufgestellt. Nicht perfekt, aber das sind glaube ich wenige in dieser Aufbruchszeit“. Was von außen vielleicht schwerfällig wirke – auch aufgrund der Konzerngröße – sei aus seiner Sicht durchaus als Erfolg zu verbuchen. „Wenn ich mir anschaue, was sich bei uns in den letzten zehn Jahren verändert hat, sehe ich da eine große Dynamik“, sagte er.
„Geregelte Sechs-Tage-Woche“
In einer von Unsicherheiten und Ängsten geprägten Zeit, brauche es Führungspersönlichkeiten, die diese Dynamik vorantreiben und mit ihren Mitarbeitenden in Start-ups und Familienunternehmen innovative Ideen umsetzen. Das könne auch mehr als ein Vollzeitjob bedeuten: „Ich habe eine geregelte Sechs-Tage-Woche und mache am siebten nur ein paar Telefonate“, erzählte Kilian lachend. Andere aus den diesjährigen Top 40 unter 40 machen aber vor, dass man auch als Vorstand in Teilzeit arbeiten kann. Beispielsweise Tobias von Mäßenhausen, designierter CEO der Roland Rechtsschutz Verischerung, der sich auf einer 80-Prozent-Stelle für den CEO-Posten warmlief.
Beim diesjährigen Event der Top 40 unter 40 von Capital in Berlin gab es viel Diskussionsstoff: Wie lässt sich in Krisenzeiten Karriere machen? Wie gehen wir mit Abschwüngen um? Wer stellt sich überhaupt noch der Verantwortung, Krisen zu übernehmen? Für all diese Fragen nahmen sich die Geehrten und Alumni einen Nachmittag Zeit – und raus kamen zahlreiche neue Ideen und Kontakte. Jetzt steht die Übersetzung in die Praxis an.