Bei einem russischen Raketenangriff auf das Stadtzentrum von Tschernihiw im Norden der Ukraine sind nach Angaben aus Kiew mindestens fünf Menschen getötet und Dutzende verletzt worden. Ein Marschflugkörper sei an einem zentralen Platz eingeschlagen.
Die russische Armee hat das Zentrum der Stadt Tschernihiw im Norden der Ukraine bombardiert. Dabei seien mindestens fünf Menschen getötet worden, teilte das Innenministerium in Kiew mit. 37 weitere Menschen seien verletzt worden, darunter elf Kinder. Ein Marschflugkörper sei an einem zentral gelegenen Platz eingeschlagen, während Menschen aufgrund eines religiösen Feiertags auf dem Weg zur Kirche gewesen seien.
“Eine russische Rakete schlug mitten im Stadtzentrum ein, in unserem Tschernihiw”, erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj im Onlinedienst Telegram. Dabei seien auch die Polytechnische Universität und ein Theater getroffen worden. “Es ist ein ganz gewöhnlicher Samstag, den Russland in einen Tag des Schmerzes und des Verlusts verwandelt hat.”
Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete
Der Staatschef veröffentlichte ein Video, das Trümmer rund um ein großes Gebäude aus Sowjetzeiten zeigte. Rundherum waren darauf geparkte Autos zu sehen, deren Dächer und Fenster teilweise zerstört waren. Der Gouverneur der gleichnamigen Region Tschernihiw hatte zuvor mitgeteilt, dass die Stadt wahrscheinlich von einer ballistischen Rakete getroffen worden sei. Wjatscheslaw Tschaus rief die Bewohner auf Telegram dazu auf, in Schutzräumen zu bleiben.
Tschernihiw liegt rund 150 Kilometer nördlich von Kiew in Richtung der Grenze zum mit Russland verbündeten Belarus. Russische Streitkräfte waren durch Tschernihiw marschiert, als sie im Februar 2022 ihre Invasion in die Ukraine begonnen hatten. Seitdem Moskaus Truppen aus dem Gebiet zurückgedrängt wurden, war der Norden der Ukraine weitgehend von heftigen Kämpfen wie im Osten und im Süden des Landes verschont geblieben.
Selenskyj zu Gesprächen in Stockholm
Selenskyj ist nach eigenen Angaben zu Besuch in Schweden. Er kündigte auf Telegram Gespräche mit Ministerpräsident Ulf Kristersson, der königlichen Familie und anderen Repräsentanten an. Dabei solle es unter anderem um die bilaterale Zusammenarbeit in der Rüstungsbranche gehen.
Schweden hatte als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ebenso wie das Nachbarland Finnland beschlossen, in die NATO eintreten zu wollen. Während Finnland mittlerweile in das Verteidigungsbündnis aufgenommen wurde, steht der Beitritt Schwedens wegen eines erst im Juli beendeten Widerstands der Türkei noch aus. Stockholm gab zudem seine Doktrin auf, keine Waffen an Länder im Krieg zu liefern. Schweden hat der Ukraine Tausende Panzerabwehrwaffen geliefert.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist bei einem Besuch in Schweden mit Ministerpräsident Ulf Kristersson zusammengekommen.
Moskau meldet Drohnenangriff
Auch aus Russland wird ein Angriff gemeldet. Angaben aus Moskau zufolge wurde ein Militärflugplatz im Nordwesten des Landes von einer ukrainischen Drohne angegriffen. Die Luftabwehr habe versucht, den unbemannten Flugkörper über dem Gelände im Gebiet Nowgorod abzuschießen, teilte das russische Verteidigungsministerium mit.
Anschließend sei auf dem Flugplatz ein Brand ausgebrochen, wodurch eine Maschine beschädigt worden sei. Verletzt wurde demnach niemand. Unabhängig waren die Angaben zum Ausmaß der Schäden zunächst nicht zu überprüfen. Aus Kiew gab es keine offizielle Reaktion.
Russland führt seit rund anderthalb Jahren einen Angriffskrieg gegen die benachbarte Ukraine. Immer wieder kommt es mittlerweile auch abseits des Grenzgebiets zu Drohnenattacken auf russischem Staatsgebiet. Oft sind militärische Objekte oder unbewohnte Gebäude betroffen. Opferzahlen und Schäden stehen dabei in keinem Verhältnis zu den verheerenden Kriegsfolgen in der angegriffenen Ukraine.