Ausgefallene Fährverbindungen und Bäume auf Bahngleisen: “Zacharias” beschäftigt die Norddeutschen voraussichtlich auch am Dienstag noch. Das Sturmtief richtete schon am Montag Schäden an.
Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) hatte für das Abendhochwasser an der Nordseeküste am Montag eine Sturmflutwarnung herausgegeben. Aber auch in Hamburg gab es Überschwemmungen, unter anderem am Fischmarkt.
Behinderungen im Bahnverkehr
“Zacharias” störte am Montag den Verkehr auf der Schiene. Wegen eines umgestürzten Baums waren Regionalzüge zwischen Flensburg, Kiel und Hamburg teilweise verspätet unterwegs. Ebenfalls vom Unwetter betroffen: Verbindungen zwischen Sylt und Hamburg, Heide und Itzehoe sowie Hamburg und Hannover. Fahrgäste sollten nach wie vor auf der Webseite der Deutschen Bahn schauen, ob ihr Zug wie geplant fährt.
Windrad in MV zerstört
Im Landkreis Rostock riss eine Böe von einer Windkraftanlage erst ein Stück eines Rotorblatts ab, bald darauf knickte der Mast um. Verletzt wurde niemand. NDR Wetterexperte Thomas Globig sagte, der Wind werde in den Nachtstunden noch einmal zulegen, vor allem in der Mecklenburger Bucht. Es sei mit Böen bis zu 100 Kilometer pro Stunde zu rechnen.
Globig warnte zudem vor ergiebigen Niederschlägen. In Vorpommern erwartet der Deutsche Wetterdienst (DWD) weitere 10 bis 20 Liter Regen pro Quadratmeter binnen weniger Stunden – zusätzlich zu den 30 bis 40 Litern, die in den vergangenen 24 Stunden gefallen sind.
Viele Fähren in MV fahren auch am Dienstagvormittag nicht
Der Sturm über Mecklenburg-Vorpommern hat auch Auswirkungen auf den Fährverkehr. So stellte die Reederei Hiddensee den gesamten Fährverkehr zur Insel für Montag und Dienstagvormittag ein. Es fährt auch kein Wassertaxi. Die Schiffe der Weißen Flotte, die Wittower- und Rügen-Fähre sowie die Schiffe der Reedereien Zingst und Kipp verkehren ebenfalls nicht. Ähnlich sieht es für die Häfen rund um die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst aus. Auch die großen Linien Scandlines und TT-Line hatten am Montag Fährfahrten nach Skandinavien abgesagt.
Schleswig-Holstein: Fährfahrten gestrichen
Der Sturm sorgt dafür, dass etliche Fähren die Häfen nicht verlassen.
In Schleswig-Holstein fegten am Montag Sturmböen aus Nordwest über das Land, auf Fehmarn und den Nordfriesischen Inseln auch schwere Sturmböen. Die Einsatzkräfte waren vielerorts im Einsatz, passiert war bis zum Abend laut den Leitstellen aber nichts Schwerwiegendes. Durch den Sturm sei in Grömitz einer Frau von einem Verkehrsschild am Kopf getroffen, sie wurde leicht verletzt. Feuerwehrleute räumen vor allem umgestürzte Bäume oder Äste von den Straßen, so auch auf der A23 bei Itzehoe, wo am Nachmittag mehrere umgestürzte Bäume die Ausfahrt blockierten.
Von und nach Helgoland sind heute laut NDR 1 Welle Nord den ganzen Tag über keine Fähren gefahren: Alle Reedereien strichen ihre Verbindungen. Auf der Hallig-Linie fielen Verbindungen am Nachmittag aus, dafür hatte die Wyker Dampfschiffsreederei zuvor Zusatzverbindungen angeboten. Weitere Abfahrten sind bis Dienstagmorgen abgesagt. Auch die Neue Pellwormer Dampfschiffahrts GmbH hatte ihre letzten Fährabfahrten um rund zwei Stunden vorverlegt.
Die Organisatoren des “Multivan Kitesurf Masters” in St. Peter-Ording wollen in der Nacht entscheiden, ob sie die Veranstaltung absagen. Wegen des Sturms und des Hochwassers stehe das Sportevent auf der Kippe. Eigentlich soll dort von Mittwoch bis Sonntag der deutsche Meistertitel im Kitesurfen vergeben werden, man erwarte Zehntausende Besucher, hieß es.
Auch in Niedersachsen fallen Fähren aus
Das Sturmtief sorgt auch in Niedersachsen für stürmisches Wetter. Ein DWD-Meteorologe hatte für die Nordsee-Küste neben Regenschauern auch Sturmböen der Stärke neun vorausgesagt, landeinwärts immer noch Windstärken sieben bis acht. Im Binnenland soll der Wind bereits in der Nacht zu Dienstag nachlassen.
Einige Fährbetriebe sagten wegen des erwarteten Hochwassers und des Sturms Fährfahrten am Nachmittag ab. Fahrplanänderungen gab es etwa für die Inselverkehre von und nach Wangerooge und Spiekeroog, wie die Fährgesellschaften im Internet mitteilten.
Umgestürzte Bäume auch in Hamburg
Im Hamburger Stadtteil Iserbrook knickte eine 20 Meter hohe Linde um und fiel auf ein Reihenhaus. Verletzt wurde offenbar niemand. Auch auf die A24 in Richtung Berlin krachte in Höhe HH-Jenfeld ein Baum. Bis zum Nachmittag verzeichneten die Einsatzkräfte mehr als 50 wetterbedingte Einsätze.
Ungewöhnlich starker Sommersturm
Dass es zu dieser Jahreszeit zu einem Sturmtief wie “Zacharias” kommt, sei extrem ungewöhnlich, sagte Michael Knobelsdorf vom Deutschen Wetterdienst: “So einen Sturm erwarten wir im Herbst und nicht im Hochsommer.” Er sei durch den Zusammenschluss von zwei Tiefdruckgebieten entstanden, die von Großbritannien und Italien in Richtung Polen gezogen seien. Das Hauptwindfeld befinde sich über der südlichen Ostsee, erklärte Knobelsdorf, weshalb die Ostseeküste insgesamt stärker von dem Sturm betroffen sei.
Etwas mehr Sonne, Temperaturen steigen
Kehrt der Sommer nach dem wochenlangen Regen und recht kühlen Temperaturen in dieser Woche noch einmal zurück? DWD-Meteorologe Karsten Kürbis dämpft die Erwartungen: “Das wird kein astreines Hochsommerwetter mit Sonne satt.” Aber es soll ab Mittwoch zumindest größtenteils trocken bleiben, die Temperaturen steigen. Ende der Woche sei im Norden verbreitet mit 20 bis 25 Grad zu rechnen – und auch die Sonnenanteile sollen zunehmen.
Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | NDR Info | 07.08.2023 | 21:45 Uhr