Die AWO in der Region in Hannover hat in mindestens einer ihrer Kindertagesstätten einen Raum für „Doktorspiele“ eingeplant. Das berichtet „Bild“ . Der spezielle Ruheraum sollte demnach der richtige Ort dafür sein, da einige Kinder in der Vergangenheit diese Neugier in den Waschräumen oder im Gebüsch ausgelebt hätten.
Kita-Leitung verfasst 10-Punkte-Plan für Eltern
Die Kita-Leitung verfasste einen Brief an die Eltern mit einen 10-Punkte-Plan. „Kinder haben ein Interesse am Erkunden des eigenen Körpers oder auch von anderen Kindern“, steht dort unter anderem. Hier ein Auszug aus dem Brief an die Eltern, der „Bild“ vorliegt:
„1. Jedes Kind entscheidet selber, ob und mit wem es körperliche und sexuelle Spiele spielen will.
2. Alle Kinder, vor allem im Kindergartenalter, kennen die Orte in der Einrichtung, wo Nacktheit und Körpererkundungen stattfinden können.
3. Mädchen und Jungen streicheln und untersuchen sich nur so viel, wie es für sie selbst und andere Kinder angenehm ist.
4. Kein Kind tut einem anderen dabei weh.
5. Kein Kind steckt einem anderen etwas in die Körperöffnungen (Po, Vulva, Mund, Nase, Ohr) oder leckt am Körper eines anderen Kindes.“
Viele Eltern sind entsetzt über das Schreiben der Kita-Leitung. Ein Elternteil meinte in einer Chatgruppe: „Das ist mit Abstand das Widerlichste, was ich je gelesen habe.“ Ein betroffener Vater sagte gegenüber „Bild“: „Ich finde das ganz schlimm. Meine Tochter ist fünf Jahre alt. Ich möchte nicht, dass sie von Jungs begrapscht wird. Ich habe noch ein anderes Kind in einer anderen Kita. Da gibt es so etwas nicht.“
Eltern reagieren „erschüttert“ auf Brief der Kita
Eine ähnliche Reaktion kommt von einem anderen Vater: „Ich bin erschüttert. Uns wurde gesagt, dass das vom Kultusministerium so bestimmt worden sei. Da waren wir als Eltern schon eingeschüchtert. Was hat man da noch für Möglichkeiten, wenn man das nicht möchte?“
Die AWO gab auf „Bild“-Nachfrage an, dass in diesem Fall die Verantwortung bei der entsprechenden Kita liegt. Dirk von der Osten, Vorstandsvorsitzender der AWO Region in Hannover, sagte: „Der Ihnen vorliegende Elternbrief wurde von dem Leiter der Kita aus einem internen Entwurfspapier entwickelt, ohne Abstimmung mit seiner Dienst- und Fachaufsicht herausgegeben und stellt nicht die Trägermeinung dar. Die Erkundung des eigenen Körpers ist ein Bestandteil kindlicher Entwicklung, bei der sie auch lernen, eigene Grenzen zu erkennen, sie deutlich zu äußern, Scham zu entwickeln. Kinder spielen dazu auch Rollenspiele in ihren Gruppenräumen. Darin sehen wir keine Kindeswohlgefährdung.“
Kultusministerium stellt klar: „Konzept kann so keinen Bestand haben“
Das Kultusministerium in Niedersachsen wurde darauf aufmerksam und entschied, das Landesjugendamt als zuständige Aufsichtsbehörde einzuschalten. Eine Ministeriumssprecherin erklärte gegenüber „Bild“: “Ende Mai hat das Landesjugendamt schließlich dem Kultusministerium berichtet, dass das pädagogische Konzept der Körpererkundungsräume in den AWO-Kitas so keinen Bestand haben kann und hierdurch Kindeswohl in Gefahr ist.“
Das Kultusministerium sieht sofortigen Handlungsbedarf und teilte mit: „Das Landesjugendamt hat für den weiteren Betrieb der Einrichtung die Auflage gemacht, dass das pädagogische Konzept der AWO Kitas in Hannover sowie das Kinderschutzkonzept mit externer Beratung sofort überarbeitet werden muss.“