Sänger Roland Kaiser Backstage: Der 70-Jährige zeigt uns was auf einer Tournee hinter den Kulissen passiert.
Es ist dieser Moment, wenn er aus dem Dunkel auf die Bühne tritt und im Scheinwerferlicht steht. Wenn 20.000 Menschen ihm zujubeln. Dann spürt Roland Kaiser diese einzigartige Euphorie, die ihn trägt und beflügelt. „Die Konzerte sind die Schokoladenseite meines Jobs“, sagt der Sänger.
Aber was passiert eigentlich hinter der Bühne? Mischt er sich unter sein Team, oder ist er lieber für sich? Hat er Lampenfieber? Woher nimmt der 70-Jährige die Kraft für diese Konzerte? In seinem Buch „Live: Das Roadbook“, das er mit der Journalistin Sabine Eichhorst geschrieben hat, gewährt Roland Kaiser seltene Einblicke in seinen Touralltag.
Roland Kaiser: Das macht er vor den Konzerten
Im Interview spricht er über die Minuten vor dem großen Auftritt, die Stunden danach und darüber, warum er sich nach seiner Lungentransplantation auf den Konzerten noch besser fühlt als davor.
Seit fast 50 Jahren steht der gebürtige Berliner schon auf der Bühne. Ans Aufhören denkt er nicht: Seine Tour „Alles o.k.!“ startet Ende Mai. 28 Konzerte stehen auf dem Programm. Ob Berlin, Erfurt oder Bonn – der Ablauf ist immer perfekt geplant. Alle im Team wissen, was sie zu tun haben. Die Bühne wird eingerichtet, die Security zieht ein. Und bald danach auch Roland Kaiser: „Wenn ich in die Halle komme, gehe ich erst mal in den Fitnessraum, fahre dort in der Regel 15 Kilometer auf dem Ergometer und mache etwas Krafttraining. Der Sport macht mich widerstandsfähiger. Wenn man mich beobachtet, ist nach einer Stunde Konzert kaum ein Tropfen Schweiß auf meiner Stirn zu sehen.“
Nervös? Nicht Roland Kaiser
Um 17.15 Uhr, kurz nach Kaisers Fitnessprogramm, ist Soundcheck, um 18.00 Uhr Abendessen für Kaiser und sein Team. Dabei hören sie hinter der Bühne, wie das Stimmengewirr in den Rängen anschwillt: Einlass! Das Publikum füllt langsam den Raum. Nach dem Essen zieht der Sänger sich zurück, geht in die Maske, nimmt den Dreiteiler vom Bügel: Anzughose, Jackett, Weste. „Wenn mein Publikum sich gut anzieht, weil es ins Konzert geht, dann tue ich das selbstverständlich auch“, sagt er. Von Nervosität keine Spur – obwohl der Countdown zum Auftritt läuft. „Ich habe kein Lampenfieber“, verrät Kaiser. „Ich bin vor den Konzerten sehr ruhig, mit mir kann man auch da noch jederzeit über alles reden. Ich habe eine unbändige Vorfreude auf das, was kommt.“
Roland Krankheit: So ging es ihm mit seiner Lungenkrankheit
Jeder spürt, wie wohl er sich auf der Bühne fühlt. Mit welcher Kraft er seine Hits singt, „Santa Maria“ etwa oder neue Erfolge wie „Es ist alles ok“. Als im Jahr 2000 bei Roland Kaiser die Lungenkrankheit COPD diagnostiziert wurde, war es alles andere als klar, ob seine Karriere weitergehen könnte. Zehn Jahre später erhielt der Ausnahmemusiker eine Spenderlunge. Seitdem sei er noch gelassener, sagt er. „Ich glaube, es hängt damit zusammen, dass der Mensch sagt: Ich habe alles überstanden. Was soll mir jetzt noch passieren? Ich bin ein deutlich entspannterer Mensch, auch auf der Bühne.“
So relaxed ein Künstler auch sein mag, nach dem Auftritt mit Applaus und Jubel braucht jeder seine Zeit, um zu entspannen. „Ich kann unglaublich schnell abschalten“, sagt Roland Kaiser. „Wenn ich die Bühne verlasse, bin ich wieder der private Roland. Den Applaus nehme ich nicht mit in meine Garderobe. Ich glaube, man muss sich davor hüten, sich für zu wichtig zu halten. Ich bin sofort wieder einer von vielen, einer von meinen Kollegen. Und das finde ich sehr gesund.“