Richard Branson besaß weder Geld noch einen Schulabschluss, als er mit 15 Jahren seine Karriere begann. GALA traf den Unternehmer, der heute Milliardär ist.
Einen Moment lang hält er inne. Und das ist für Richard Branson, 72, durchaus ungewöhnlich. Er liebt es, aktiv zu sein, immer in Bewegung. Das hat er gerade noch erzählt. Und das hat GALA erlebt, als wir den Milliardär zwei Tage lang auf Mallorca begleiten.
Richard Branson: Er ist und bleibt ein Lebemann
Er läuft vor dem Frühstück in Shorts und mit Handtuch über der Schulter vorbei an den Gästen zum Pool, um mit einem Köpfer ins Wasser zu springen, unternimmt danach eine Rennradtour durch das Tramuntana-Gebirge und spielt nachmittags Tennis gegen Ex- Profi Tommy Haas – bei 32 Grad und unter sengender Sonne. Und als die Shuttle-Limousine zum Abend-Event nicht da ist, marschiert er auch noch spontan die steile, gewundene Straße zwei Kilometer bergauf anstatt auf den Transfer zu warten.
Nun aber steht er ganz ruhig an der steinernen Brüstung der Terrasse seines Hotels “Son Bunyola” und blickt aufs Mittelmeer, das sich in der Abendsonne langsam rosa färbt. “Ist es nicht wunderbar”, fragt er und erwartet keine Antwort. Wieder einmal ist einer seiner Träume in Erfüllung gegangen.
Ein Traum nach dem anderen geht in Erfüllung
So funktioniert das in seinem Universum. Erst hat Branson eine Vision, dann lässt er nicht locker, bis sie wahr geworden ist. “Dabei lerne ich von Menschen, die klüger sind als ich und mir beim Umsetzen helfen”, sagt er.
Diesmal hat er ein Luxus-Retreat bei Valdemossa eröffnet, das achte seiner Virgin Limited Edition. 29 Jahre Kampf liegen hinter ihm – gegen Bau-Auflagen. Er hat in dieser Zeit das Herrenhaus samt 1300 Hektar großem Gelände bei Valdemossa gekauft, verkauft und wieder gekauft. “Ich habe mich in diesen Ort verliebt, als ich ihn das erste Mal gesehen habe. Jetzt fühle ich mich wie ein stolzer Vater, dessen Kind gerade geboren wurde”, sagt Branson.
Zielstrebigkeit und Mut bringen den Multimilliardär voran
Genau dieses Gefühl, nach langer Arbeit, nach Rückschlägen und Hürden endlich am Ziel zu sein, ist es, das Branson antreibt, obwohl er längst Multimilliardär ist.
So lange man nichts riskiert, steht die Welt still.
Die ein oder andere Lebensweisheit hat er parat: “Der Mutige lebt nicht ewig, aber der Verzagte lebt gar nicht.” Ein Motto, das den begnadeten Selbstdarsteller schon im Heißluftballon über den Atlantik schweben ließ oder in der Rakete ins All schoss, das ihn aber vor allem zum so schillernden wie umstrittenen Herrscher über ein Imperium aus Airline, Raumfahrt-Unternehmen, Hotels, Musik oder Telekommunikation gemacht hat.
Er wandelt seine Schwäche in Stärke um
Zielstrebigkeit und Abenteuerlust allein aber können die Karriere vom Schulabbrecher zum Milliardär doch nicht erklären, oder? “Nein”, sagt Branson selbst und verrät sein eigentliches Erfolgsrezept: “Ich bin Legastheniker. Und ich bin glücklich darüber.”
Tatsächlich sucht er auch beim Gespräch oft nach Worten, beginnt Sätze mehrmals, wirkt nervös. Das irritiert, aber genau seine Schwäche hat er zur persönlichen Stärke entwickelt: “Ich habe mich der Herausforderung gestellt, bin immer wieder über mich hinausgewachsen”, sagt er und fügt hinzu: “Legastheniker sind oft kreativer als andere Menschen.”
Seine Familie ist das Wichtigste
Gepaart mit seiner grenzenlosen Neugier auf Menschen und dem ihm so wichtigen Spaßfaktor ist es diese Ehrlichkeit, zu seinem Handicap zu stehen, die sein Gegenüber fasziniert. Als GALA Branson in einer Gruppe beim Dinner gegenüber sitzt, interessiert er sich für jeden am Tisch, fragt viel und gibt ebenso viel von sich preis.
Auf seinem Handy zeigt er den Gästen Fotos seiner Enkel, spielt ihre Sprachnachrichten ab und schwärmt von seinen Kindern Holly, 41, und Sam, 38. Aber am allermeisten von seiner Frau Joan, 74. Mit dem Ex-Model ist er seit 40 Jahren zusammen, 1989 heiratete das Paar. Die ersten Jahre lebten sie auf einem alten Hausboot, heute viel auf seiner Privatinsel Necker Island in der Karibik. “Sie alle sind das Wichtigste für mich”, sinniert Branson. Und hält inne. Aber nur kurz.