Der frühere pakistanische Regierungschef Khan ist bei einem Gerichtstermin in Islamabad verhaftet worden. Er ist wegen Bestechung angeklagt. Zwischen seinen Anhängern und der Polizei kam es in mehreren Städten zu Auseinandersetzungen.
Der frühere pakistanische Premierminister Imran Khan ist verhaftet worden. Der 70-Jährige sei bei einem Gerichtstermin in der Hauptstadt Islamabad von Beamten der Antikorruptionsbehörde (NAB) festgesetzt worden, teilte ein führender Vertreter seiner Partei Tehreek-e-Insaf (PTI) mit. Die Haftbefehle waren von der NAB ausgestellt worden.
Der Fernsehsender Geo-TV zeigte, wie Khan in ein gepanzertes Fahrzeug gebracht wurde, das mit ihm davonfuhr. Ob er in Islamabad festgehalten wird oder an einen anderen Ort verlegt wurde, war zunächst nicht klar.
Sicherheitskräfte eskortieren ein Auto mit dem ehemaligen pakistanischen Premierminister Imran Khan.
Khans Partei will Land lahmlegen
Vor dem Gerichtsgelände und in mehreren anderen Städten kam es zu Zusammenstößen zwischen Anhängern des Politikers und der Polizei, wie lokale Medien berichteten. Die PTI rief ihre Anhänger auf, das Land lahmzulegen. “Eure Zeit ist gekommen, Menschen in Pakistan. Khan hat immer für euch gestanden, jetzt ist es Zeit, für ihn zu stehen”, twitterte die Partei des inhaftierten Ex-Premiers.
In Kahns Heimatstadt Lahore folgten Hunderte Anhänger dem Aufruf und blockierten Straßen, die Polizei wurde in höchste Alarmbereitschaft versetzt. In Quetta wurden nach Angaben der städtischen Polizei mindestens zehn Menschen bei Zusammenstößen verletzt, darunter sechs Sicherheitskräfte. Auch in der Hafenstadt Karatschi stoppten Demonstranten den Verkehr. Proteste werden auch aus der Millionenstadt Rawalpindi gemeldet. Dort sollen Anhänger Khans nach Medienberichten das Hauptgebäude des pakistanischen Militärs gestürmt haben. Medienberichten zufolge sollen Internetdienste wie Twitter, Facebook und Youtube in manchen Landesteilen nur noch eingeschränkt funktionieren.
Wahlkommission spricht von Bestechung
Hintergrund der Verhaftung sei einer der vielen Korruptionsfälle, für die sich Khan verantworten müsse, sagte ein Sicherheitsbeamter der Nachrichtenagentur dpa. Der ehemalige Regierungschef ist wegen Bestechung angeklagt. Ihm wird vorgeworfen, Staatsgeschenke verkauft zu haben, die er als Premierminister erhalten hat. Die Einnahmen habe er vor dem Wahltribunal verborgen, wirft ihm die Wahlkommission vor.
Gerichtsterminen blieb Khan immer wieder fern. Im März stürmte die Polizei sein Wohnhaus in der Millionenstadt Lahore, um nach Waffen zu suchen. Auch damals kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Beamten und seinen Anhängern.
Khan wittert eine Verschwörung
Im April 2022 war Khan durch ein Misstrauensvotum als Premierminister nach fast vier Jahren im Amt abgesetzt worden. Er hatte in den vergangenen Monaten immer wieder zu Massenprotesten und Neuwahlen aufgerufen. Der ehemalige Kricketstar behauptet, seine Absetzung sei illegal gewesen und Folge einer Verschwörung der Regierung seines Nachfolgers Shehbaz Sharif und der US-Regierung. Er fordert vorgezogene Neuwahlen.
Seit seiner Absetzung bringt die pakistanische Justiz immer neue Vorwürfe gegen Khan vor. Er muss sich mittlerweile in mehr als 80 Fällen vor Gericht verantworten – unter anderem wegen Korruption, Geldwäsche und Beleidigung einer Richterin.