Besser als erwartet
Niedrige US-Inflation erfreut die Märkte
Trader in New York: Die Aktienmärkte profitierten weltweit von den überraschend niedrigen Preissteigerungen in den USA
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Die US-Inflation ist im Oktober niedriger ausgefallen als erwartet. Das schürt Hoffnungen bei Anlegern, die auf ein Ende der Zinserhöhungen hoffen. Weltweit stiegen deshalb die Aktienkurse
Es waren nur 0,1 Prozentpunkte – und trotzdem haben sie am Dienstag die Finanzmärkte bewegt. Kurz nachdem das US Bureau of Labor Statistics die US-Inflationsdaten für Dezember veröffentlicht hatte, schossen die Kurse in alle Richtungen. Die Märkte hatten 3,3 Prozent Preissteigerung im Vergleich zum Vorjahr erwartet – am Ende wurden es nur 3,2 Prozent.
Die Marktdynamik beruhte vor allem auf einer Wette der Anleger. Sie hoffen, dass die US-Notenbank Fed nun endgültig von weiteren Zinserhöhungen absehen, möglicherweise sogar die Zinsen zeitnah senken wird. Niedrigere Zinsen sind tendenziell gut für Unternehmen, weil sie die Finanzierungsbedingungen erleichtern. Deshalb schlagen sie sich häufig in höheren Aktienkursen nieder. Und so auch in diesem Fall. Weltweit stiegen die marktbreiten Indizes, vom S&P 500 mit über zwei Prozent bis hin zum deutschen Leitindex Dax mit 1,71 Prozent.
Interessant war vor allem der Blick auf den Wechselkurs zwischen Euro und Dollar. Dieser schoss am Dienstag kerzengerade nach oben. Für 1 Euro erhielten Kunden mehr als 1,084 Dollar – ebenfalls ein Plus von fast zwei Prozent und so viel wie seit September nicht mehr. Solche Kursausschläge sind gerade bei globalen Leitwährungen wie dem Dollar selten. Sie stehen in diesem Fall aber für eine Schwäche des Dollar, der durch (erwartete) Zinssenkungen tendenziell abwertet.
Auch Kerninflation rückläufig
Viele Ökonomen warnen derweil vor verfrühter Euphorie. Zwar wurden nahezu alle Erwartungen durchweg unterboten. Und trotzdem könnte die Inflation hartnäckiger sein, als manche Anlegerinnen und Anleger offensichtlich glauben. „Der noch stärker als erwartete Rückgang der US-Inflationsrate für Oktober von 3,7 auf 3,2 Prozent gegenüber September bescheinigt der US-Notenbank Fed auf den ersten Blick weitere Fortschritte im Kampf gegen die Teuerung“, erklärt Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck. „Eine echte Entwarnung ist der Rückgang allerdings noch nicht, resultiert er doch unter anderem aus nur temporär gesunkenen Energie- beziehungsweise Benzinpreisen.“
Für die Fed ist vor allem der Blick auf die Kerninflation interessant. Auch diese sank auf Jahressicht, und zwar von 4,1 auf 4,0 Prozent. Sie gibt den allgemeinen Preistrend nach Meinung von Fachleuten besser wieder als die Gesamtrate, da schwankungsanfällige Komponenten wie Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden.
Gestützt wird die Preisentwicklung noch durch die Wohnkosten. „Nach Herausrechnung der Komponente Wohnen beläuft sich die Inflationsrate auf lediglich 1,5 Prozent“, schreibt Dirk Chlench, Volkswirt bei der Landesbank Baden-Württemberg. „Dies veranschaulicht, dass die Kosten für das Wohnen der letzte verbliebene Preistreiber sind.“ Chlench geht jedoch davon aus, dass der Anstieg der Wohnkosten nachlassen und die Inflationsrate in einem Jahr auf 2,0 Prozent sinken wird.