marktbericht
Der Wochenschluss fiel am deutschen Aktienmarkt einigermaßen versöhnlich aus. Der DAX legte leicht zu und steht wieder am oberen Ende seiner aktuellen Handelsspanne kurz vor der 16.000-Punkte-Marke.
Hoffnungen auf nachlassenden Gegenwind von den Notenbanken, aber auch weitere Konjunktursorgen haben den Handel an der Frankfurter Börse bestimmt. Kein neues Szenario, denn “Bullen” (Käufer) und “Bären” (Verkäufer) neutralisieren sich derzeit – ohne dass abzusehen wäre, in welche Richtung das Börsenpendel ausschlagen wird. Auch eine Fülle neuer Firmenbilanzen und Konjunkturdaten haben an dieser Ausgangslage in der abgelaufenen Handelswoche nichts geändert.
Positive Impulse lieferte heute unter anderem die Nachricht über wieder aufgenommene Gespräche zwischen China und den Vereinigten Staaten nach langanhaltenden und intensiven Spannungen.
Der DAX schloss bei einem Tageshoch von 15.938 Punkten letztlich ein halbes Prozent höher bei 15.913 Punkten. Unterm Strich hält die Bewegungsarmut im DAX damit weiter an, im Wochenvergleich gab es ein leichtes Minus von rund 0,3 Prozent.
Einem Monat schon bewegt sich das deutsche Börsenbarometer in einer schmalen Handelsspanne von rund 400 Punkten zwischen 15.600/15.700 Zählern auf der Unter- und 16.000 Punkten auf der Oberseite.
Konjunkturell scheint die Lage derzeit eher trüber als freundlicher zu sein, meint Marktstratege Uwe Streich von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Er wertet die jüngst extrem schwachen Zahlen zu den deutschen Auftragseingängen und zur hiesigen Industrieproduktion gar als Rezessionssignal. Er sieht auch die USA wirtschaftlich immer weiter an Boden verlieren.
Nach Einschätzung von Robert Halver, Kapitalmarktanalyst der Baader Bank, fehlt den Aktien derzeit der “Kick” frischer Impulse. “Da zuletzt die Konjunkturrisiken wieder verstärkt in den Anlegerfokus gerieten, verlieren die Aktienmärkte an fundamentaler Stärke. Gleichzeitig kommt die wirtschaftliche Flaute jedoch der Inflationsentspannung zugute, die den Notenbanken den Einstieg in den Ausstieg aus der Zinswende erleichtert”, erklärte Halver.
Zu den weiteren unmittelbaren Risiken gehören weiterhin der unkalkulierbare Fortgang der US-Regionalbankenkrise sowie die drohende US-Zahlungsunfähigkeit wegen der Streitereien im Kongress zwischen Republikanern und Demokraten. Experten gehen allerdings davon aus, dass sich die Protagonisten wie schön des Öfteren kurz vor Ablauf der Frist im US-Kongress einigen werden, um einen Zahlungsausfall des Landes zu vermeiden.
In New York sind die großen Aktienindizes nach einem lethargischen Handelsstart mittlerweile unisono ins Minus gedreht. Der Leitindex Dow Jones verliert leicht um 0,15 Prozent, die Technologiebörse Nasdaq rund 0,3 Prozent.
Wie zuvor schon in Europa wägen die Anleger derzeit ab zwischen den Chancen am Aktienmarkt durch eine womöglich bald eintretende Zinspause der US-Notenbank Fed und den negativen Auswirkungen einer drohenden Rezession. Unter den US-Verbrauchern trübt sich die Stimmung derweil ein. Das von der Universität Michigan erhobene Konsumklima für Mai sank stärker als von Volkswirten erwartet.
Das Damoklesschwert Schuldenobergrenze, kommt derzeit dazu. Es ist aber möglicherweise etwas stumpfer geworden. US-Präsident Joe Biden und der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, haben jedenfalls laut Medienberichten ein für diesen Freitag geplantes weiteres Treffen verschoben. Stattdessen gibt es weitere Gespräche der Unterhändler. Der Sender NPR berichtete, dass das Treffen verzögert worden sei, um die bisher gemachten Fortschritte nicht zunichtezumachen.
Im schlimmsten denkbaren Fall drohe den Finanzmärkten ein Kollaps, schrieb Analyst Christian Henke vom Broker IG. Aber sowohl die Demokraten als auch die Republikaner würden wohl einen Zahlungsausfall und Verwerfungen an den Kapitalmärkten spätestens fünf vor zwölf vermeiden, glaubt der Experte.
Die Gemeinschaftswährung knüpft an die schwache Tendenz des Vortages an und wird aktuell bei 1,0854 Dollar, also unter der Marke von 1,09 Dollar gehandelt. Der Dollar baut damit seine Gewinne zum Euro aus. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0892 (Donnerstag: 1,0930) Dollar fest.
In den USA lässt aktuell zwar die Teuerung ein wenig nach, was Spekulationen auf eine Pause bei den Zinserhöhungen der US-Notenbank befeuert hat. Fed-Vertreter bleiben jedoch vorsichtig. Erst am Donnerstag hatte der Präsident der regionalen Fed in Richmond, Thomas Barkin, gemahnt, dass die Inflation hartnäckig hoch bleibe.
Heute nun legte Neel Kashkari, der Präsident der regionalen Notenbank von Minneapolis, nach. Auch seiner Ansicht nach ist der Preisdruck weiterhin zu hoch. Der Dollar profitiert damit derzeit von der Aussicht auf einen eher restriktiven Kurs der US-Notenbank.
Skepsis wegen der globale Konjunkturentwicklung lastet auch auf den Erdölpreisen. Die Notierungen tendieren derzeit bei wechselhaftem Handel etwas erholt. Nach den merklichen Abschlägen am Vortag haben sie sich heute stabilisiert.
An den Finanz- und Rohstoffmärkten herrscht Skepsis über die Konjunkturentwicklung. Für die weltgrößte Volkswirtschaft USA wird im Laufe des Jahres eine Rezession befürchtet. Die zweitgrößte Wirtschaftsnation China erholt sich zwar, allerdings uneinheitlich. Während die Dienstleister wachsen, gibt es Probleme in der energieintensiven Industrie. Die Erdölpreise werden durch diesen Konjunkturpessimismus belastet.
Laut den Rohstoffexperten der Commerzbank zeichnet sich für das zweite Halbjahr aber eine deutliche Unterversorgung des Marktes ab. “Diese dürfte aufgrund der ab Mai geltenden freiwilligen Produktionskürzungen einiger OPEC-Länder sogar noch größer ausfallen, selbst wenn man für den Irak keine weitere Drosselung mehr unterstellt”, heißt es in einem Kommentar. Das sich abzeichnende “beträchtliche” Angebotsdefizit spreche für steigende Ölpreise im Jahresverlauf.
Die Schwäche der nach Marktwert größten Kryptowährung Bitcoin setzte sich fort. Zum Wochenschluss fiel der Kurs auf den tiefsten Stand seit knapp zwei Monaten. Für einen Bitcoin müssen auf der Handelsplattform Bitstamp im Tief 26.100 Dollar gezahlt werden. Seit Jahresanfang ist die Bilanz aber klar positiv, der Kurszuwachs beträgt etwa 60 Prozent.
Zu den größten Gewinnern im DAX zählten Rheinmetall. Die Bundeswehr will nach Angaben aus Verteidigungskreisen 18 Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 kaufen, um die Lücken nach Lieferungen an die Ukraine zu schließen. Zudem schloss der Rüstungskonzern ein Joint Venture zum Bau und zur Reparatur von Panzern in der Ukraine.
Unter den Einzelwerten im DAX standen auch Allianz im Fokus. Preiserhöhungen und mehr Geschäft in der Sachversicherung haben das operative Ergebnis der Allianz im ersten Quartal um 24 Prozent auf 3,73 Milliarden Euro in die Höhe schnellen lassen.
Der Nettogewinn, der vor einem Jahr von Rückstellungen für die Affäre um “Structured Alpha”-Hedgefonds dezimiert worden war, hat sich auf 2,03 (0,47) Milliarden Euro mehr als vervierfacht, lag damit aber unter den Expertenerwartungen. Die Aktie bewegte sich kaum, nachdem vergangene Woche eine Dividende von 11,40 Euro ausgeschüttet worden war.
BMW standen nach dem Dividendenabschlag optisch am DAX-Ende. Das Unternehmen hat die Dividende für das Geschäftsjahr 2022 von zuletzt 5,80 auf 8,50 Euro kräftig erhöht. Die Dividendenrendite liegt damit bei rund 7,8 Prozent.
Der Passagierverkehr am Frankfurter Flughafen hat sich wegen der Osterreisewelle ein weiteres Stück von der Corona-Krise erholt. Der Flughafenbetreiber Fraport zählte im April rund 4,8 Millionen Passagiere und damit 21,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Damit lag das Aufkommen noch 20 Prozent niedriger als vor der Pandemie im April 2019. Im März hatte der Rückstand bei rund 23 Prozent gelegen.
Der Medizintechnik-Hersteller Philips hat mit einer Zahlung von 62 Millionen Dollar den Vorwurf eines Gesetzesverstoßes in den USA ausgeräumt. Der Vergleich beziehe sich auf mögliche “Unregelmäßigkeiten in der Medizinprodukteindustrie” in China zwischen 2014 und 2019, für die das Unternehmen im vierten Quartal des vergangenen Jahres eine Rückstellung in Höhe von 60 Millionen Dollar gebildet habe.
Tesla hebt die Preise für Elektroautos in den USA erneut an. Aus Angaben auf der Unternehmens-Website geht hervor, dass der Aufschlag für Model S, X und Y im niedrigen einstelligen Prozentbereich liegt. Das Model S kostet nun ab 88.490 Dollar, das Model X ab 98.490 Dollar und Model Y ab 47.490 Dollar. Damit bewegen sich die Preise aber immer noch deutlich unter dem Niveau von Anfang des Jahres. Tesla-Papiere legen an der Nasdaq rund ein Prozent zu.
Dank eines glänzenden Schmuckgeschäfts ist der Luxusgüter-Hersteller Richemont kräftig gewachsen. Der Umsatz des Schweizer Konzerns stieg im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/23 um 19 Prozent auf den Rekordwert von 19,95 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis des Herstellers von Cartier-Schmuck sowie Uhren der Marken A. Lange & Söhne und IWC kletterte gar um über ein Drittel.
“Dem Luxussegment geht es sehr gut, weil es in China mehr um die Erholung im Inland und nicht so sehr um die Produktion geht”, sagte Anthi Tsouvali, Stratege bei State Street Global Markets.
Der Videospielkonzern Nintendo hat einen neuen Teil der legendären Zelda-Reihe veröffentlicht. Der Verkauf von “The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom” startete um Mitternacht. Wegen der Zeitverschiebung kamen die japanischen Videospielfans zuerst zum Zug. Von Tokio bis Paris bildeten sich schon Stunden vorher Schlangen vor Geschäften, die wegen der Zelda-Veröffentlichung nachts öffneten.
Ein Einstellungsfehler in der Cloud hat eine Datenpanne beim weltgrößten Autobauer Toyota verursacht. Fahrzeugdaten von etwa 2,15 Millionen Kunden in Japan aus dem Zeitraum November 2013 bis Mitte April 2023 seien öffentlich zugänglich gemacht worden, so Toyota. Diese könnten Details wie Fahrzeugstandorte und Identifikationsnummern von Fahrzeuggeräten umfassen.
Google wird seinen KI-Textroboter Bard auch in der Europäischen Union und in Deutschland auf den Markt bringen. Das kündigte Konzernchef Sundar Pichai gestern an. In der Branche hatte es zuletzt Spekulationen gegeben, dass das Tool mit Funktionen Künstlicher Intelligenz in Europa für einen längeren Zeitraum nicht zum Einsatz kommen könnte.
Elon Musk hat seinen baldigen Rücktritt als Twitter-Vorstandschef angekündigt. Eine Nachfolgerin sei gefunden und werde in rund sechs Wochen übernehmen, teilte Musk gestern in einem Tweet mit. Laut der Zeitung “Wall Street Journal” gilt Linda Yaccarino, bei der US-Mediengruppe NBCUniversal zuständig für Werbung, als Kandidatin für den Chefinnenposten bei Twitter.