marktbericht
Moderate Pluszeichen am deutschen Aktienmarkt: Im DAX geht es zum Handelsstart leicht bergauf, trotz anhaltender Verunsicherung über die Lage in Russland. Auch Konjunktursignale stimmen wenig zuversichtlich.
Mit 15.875 Punkten ist der deutsche Börsenindex in den Handel auf XETRA gestartet. Das entspricht einem Plus von 0,4 Prozent. Nach dem gestrigen kleinen Minus stabilisiert sich der Aktienmarkt zunächst. Klare Aufwärtsimpulse sind allerdings nicht in Sicht.
Die US-Börsen haben gestern Abend uneinheitlich geschlossen. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss kaum verändert auf 33.714 Punkten. Der technologielastige Nasdaq gab dagegen 1,2 Prozent auf 13.335 Punkte nach. In Japan schloss der Nikkei-Index 0,5 Prozent schwächer bei 32.538 Punkten. Die Ankündigung des chinesischen Ministerpräsidenten Li Qiang, die Binnennachfrage mit weiteren politischen Maßnahmen ankurbeln zu wollen, ließ dagegen die Anleger in China aufatmen. Die Börse in Shanghai lag 0,9 Prozent im Plus.
Nach der Söldner-Rebellion in Russland bleiben Anlegerinnen und Anleger weiter über die weitere Entwicklung verunsichert. Dazu stehen heute wichtige Konjunkturdaten vor allem in den USA an, so etwa die Auftragseingänge in der Industrie oder Daten zum Immobilienmarkt. Wichtige geldpolitische Signale von Notenbanken könnten zudem in den kommenden Tagen folgen. Heute steht eine Rede der Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, bei dem jährlichen geldpolitischen Forum der Europäischen Zentralbank im portugiesischen Sintra an. Erwartet wird, dass sich Lagarde zum weiteren Kurs im Kampf gegen die hohe Inflation äußern wird.
Das ifo-Barometer für die Erwartungen in der deutschen Exportindustrie fiel im Juni auf minus 5,6 Punkte, nach plus 1,0 Zählern im Mai. Das ist der niedrigste Wert seit November 2022, wie das Münchner ifo-Institut zu seiner monatlichen Unternehmensumfrage mitteilte. “Neben der inländischen Nachfrageschwäche zeichnen sich jetzt auch noch weniger Aufträge aus dem Ausland ab”, so der Leiter der ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. Die Auftragspolster würden zunehmend dünner. Die Mehrzahl der Branchen geht mittlerweile davon aus, dass ihre Exporte in den kommenden drei Monaten rückläufig sein werde.
Derzeit wird die europäische Gemeinschaftswährung bei 1,0935 Dollar gehandelt. Damit kann sie sich trotz der politischen Turbulenzen in Russland weiter gut behaupten. Weiter unter Druck steht am Morgen die türkische Lira. In der Nacht wurden zeitweise 26,11 Lira für einen Dollar gezahlt und damit so viel wie noch nie. Die jüngste deutliche Leitzinsanhebung der türkischen Notenbank konnte den Kurs der Lira nicht stabilisieren. Nach Einschätzung vieler Ökonomen ist die Anhebung angesichts der hohen Inflation zu niedrig ausgefallen.
An den Ölmärkten geben Versorgungsängste wegen der Unruhen beim weltweit drittgrößten Öl-Produzenten Russland unterdessen den Preisen etwas Schub. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die leichte US-Sorte WTI verteuern sich am Morgen um jeweils rund ein halbes Prozent auf 74,73 beziehungsweise 69,84 Dollar pro Barrel.
Im DAX können sich am Morgen die Aktien von Daimler Truck, BASF und der Deutschen Post mit klaren Zuwächsen an die Index-Spitze setzen. Siemens Energy und die Papiere des Medizintechnik-Spezialisten Sartorius sind die größten Kursverlierer.
Das US-Unternehmen General Dynamics und die US-Tochter des deutschen Rheinmetall-Konzerns sind im Rennen um die Entwicklung eines Nachfolgers des US-Schützenpanzers Bradley eine Runde weiter. Die beiden Konzerne seien unter fünf Bewerbern ausgewählt worden, um konkrete Vorschläge und später Prototypen für das Waffensystem zu entwickeln, teilte die US-Armee in der Nacht mit. Dem Sieger der Ausschreibung könnten Aufträge mit einem Volumen von mehr als 45 Milliarden US-Dollar winken.
VW drosselt nach Angaben des Betriebsrates in seinem Emder Werk wegen eines schwächelnden Absatzes vorübergehend die Produktion von E-Autos. In den kommenden beiden Wochen bis zu den Werksferien werde die Spätschicht bei der Fertigung des Kompakt-SUV ID.4 und bei den ersten Modellen der neuen Elektro-Limousine ID.7 gestrichen, so Betriebsratschef Manfred Wulff gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Eine VW-Sprecherin hatte gegenüber der “Nordwest-Zeitung” gesagt, man sei “zuversichtlich, dass die Auslastung des Werks mit der Markteinführung des ID.7 Ende des Jahres wieder steigt”.
Eine Erhöhung der Erstattung von Dialyse-Behandlungskosten im Rahmen des staatlichen Medicare-Programms ist niedriger ausgefallen als von Experten erwartet. Aktien von FMC aus dem MDAX, das in den USA Dialyse-Kliniken betreibt, büßen im frühen Handel rund vier Prozent ein. Nach Angaben der US-Bank JPMorgan wird die Erstattung von Dialyse-Behandlungskosten um 1,7 Prozent erhöht. Das sei deutlich weniger als die Markterwartung, die bei über drei Prozent gelegen hatte.
Der angeschlagen Bekleidungshersteller Gerry Weber will einen Großteil seiner Geschäfte in Deutschland in den nächsten Monaten schließen. Insgesamt 122 der derzeit noch 171 eigenen Stores und Outlets sollen bis Ende September dieses Jahres im Zuge der Sanierungsbemühungen aufgegeben werden, teilte das Unternehmen mit. Damit fallen auch rund 350 Vollzeitarbeitsplätze weg. Der Modehersteller will sich verstärkt auf das Großhandelsgeschäft konzentrieren, sagte Firmenchefin Angelika Schindler-Obenhaus. Die Gerry Weber International AG hatte im April beim Essener Amtsgericht die Einleitung eines Sanierungsverfahrens nach dem Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen (StaRUG) beantragt.
Der Online-Riese wehrt sich am Bundesgerichtshof (BGH) gegen eine Entscheidung des Bundeskartellamts. Der Kartellsenat in Karlsruhe verhandelt heute erstmals über eine Beschwerde gegen die Einstufung als Unternehmen mit “überragender marktübergreifender Bedeutung für den Wettbewerb”. Diese Entscheidung verschafft der Behörde mehr Möglichkeiten, bestimmte Verhaltensweisen zu untersagen. Das Kartellamt bekam 2021 mehr Vollmachten bei Unternehmen mit marktübergreifendem Einfluss und kann ihnen Praktiken untersagen, die aus seiner Sicht den Wettbewerb gefährden.