marktbericht
Der DAX ist furios in die verkürzte Handelswoche gestartet. Das Börsenbarometer erobert ein neues Jahreshoch oberhalb von 16.000 Punkten und rückt damit seinem Rekordhoch immer näher.
Die Anleger an der Frankfurter Börse haben am Morgen alle Sorgen und Unsicherheiten beiseite gefegt und bei Aktien kräftig zugelangt. Der DAX springt kurz nach Handelsauftakt auf XETRA um 0,6 Prozent auf 16.011 Punkte in die Höhe. Damit übertrifft er die erst am vergangenen Freitag aufgestellte bisherige Jahresbestmarke von 15.922 Zählern deutlich.
Der deutsche Leitindex notiert nun so hoch wie seit Januar 2022 nicht mehr – und rückt seinem bisherigen Allzeithoch von Ende 2021 bei 16.290 Stellen immer näher. Tatsächlich trennt den DAX heute im Hoch nur noch ein Anstieg von 1,7 Prozent von seinem Rekordhoch. Markbeobachter gehen allerdings davon aus, dass es für den Anlauf Richtung Allzeithoch noch eines zusätzlichen Kurstreibers bedarf. So könnten etwa die Notenbank-Entscheide der kommenden Tage dazu beitragen, dass der Knoten im DAX endlich platzt.
In dieser Woche entscheiden sowohl die US-Notenbank Federal Reserve als auch die Europäische Zentralbank (EZB) über ihren künftigen geldpolitischen Kurs. Aktuell wird damit gerechnet, dass beide die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte anheben, um der hohen Inflation endlich Herr zu werden. Von großem Interesse am Markt dürften die Aussagen vor allem von Fed-Chef Jerome Powell über die künftige Zinspolitik sein, erklärt IG-Marktexperte Christian Henke. “Allgemein hoffen die Anleger nach dem Zinsentscheid am 3. Mai auf einen Zinsgipfel.”
Die Warnung von US-Finanzministerin Janet Yellen vor einem möglichen Zahlungsausfall der Regierung bereits am 1. Juni, beunruhigt den Markt zur Stunde derweil kaum. Werde die Schuldenobergrenze nicht bald erhöht, könne es zu einem beispiellosen Zahlungsausfall der US-Regierung kommen – der die Weltwirtschaft in eine Krise stürzen könnte, so Yellen. Anleger wissen jedoch: In der Vergangenheit konnte ein Zahlungsausfall der USA stets abgewendet werden.
Im Fokus der Anleger steht weiterhin die Notübernahme der First Republic Bank durch den US-Marktführer JPMorgan. Der Zusammenbruch der Regionalbank stellt den größten US-Bankenkollaps seit dem Untergang des einstigen Kreditriesen Washington Mutual dar, der in der Finanzkrise 2008 ebenfalls von JPMorgan übernommen wurde. First Republic ist bereits die dritte US-Bank, die in diesem Jahr nach enormen Mittelabzügen aufgrund von Liquiditätssorgen kollabiert.
Die Anleger an der Wall Street werteten die Notübernahme durch JPMorgan gestern tendenziell als positive Nachricht für die Stabilisierung des Finanzsektors und für die Großbanken, aber als Warnzeichen für Regionalbanken. Während die Aktien von JPMorgan und anderer Großbanken zulegten, gaben Titel kleinerer Institute nach. Der Dow-Jones-Index ging 0,1 Prozent schwächer bei 34.051 Punkten aus dem Handel. Der technologielastige Nasdaq gab ebenfalls um 0,1 Prozent nach auf 12.212 Stellen. Der breit gefasste S&P 500 schloss kaum verändert bei 4167 Zählern.
Der Handel an den asiatischen Börsen ist am Morgen uneinheitlich verlaufen, die Veränderungen blieben überschaubar. Im Japan tendierten die Börsen vor den anstehenden Feiertagen kaum verändert. Der Leitindex Nikkei 225 stieg leicht um 0,1 Prozent auf 29.158 Punkte. Der Hang-Seng-Index der Sonderverwaltungsregion Hongkong zog zuletzt um 0,3 Prozent an.
Im frühen Devisenhandel zeigt der Dollar etwas Schwäche. Parallel dazu steigt der Euro um 0,2 Prozent auf 1,0987 Dollar. In der Vorwoche war die europäische Gemeinschaftswährung noch bis auf 1,1094 Dollar und damit den höchsten Stand seit über einem Jahr gestiegen. Am späten Vormittag veröffentlicht das europäische Statistikamt seine erste Schätzung zur Inflation in der Euro-Zone im April. Analysten erwarten im Schnitt einen leichten Anstieg der Teuerungsrate auf 7,0 Prozent von 6,9 Prozent im März. Die Feinunze Gold kostet am Morgen knapp 1985 Dollar.
Die Ölpreise haben sich im frühen Handel nur wenig bewegt. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli unverändert 79,31 Dollar. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) mit Lieferung im Juni stieg geringfügig um zwei Cent auf 75,68 Dollar. Damit haben sich am Ölmarkt die Kursverluste vom Wochenauftakt vorerst nicht weiter fortgesetzt. Zuletzt hatten Sorgen vor einer schwächeren konjunkturellen Entwicklung in China die Ölpreise belastet.
Im DAX drückt am Morgen die Infineon-Aktie in den Fokus. Der Chipkonzern beginnt heute (14 Uhr) den Ausbau seines Werkes in Dresden. An der Zeremonie zum Spatenstich nimmt neben EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) teil. Die sogenannte “Smart Power Fab” soll 2026 vollendet sein. Infineon will hier fünf Milliarden Euro in die Erweiterung der Halbleiterproduktion stecken und etwa 1000 neue Jobs schaffen. Die Investition soll dazu beitragen, Europa fortan weniger abhängig von Halbleitern aus den USA und vor allem aus Asien zu machen.
Der chinesische Autokonzern Nio will Volkswagen Marktanteile in Europa abjagen. Mit zwei neuen Elektroautomarken solle der europäische Marktführer herausgefordert werden, sagte Konzernchef William Li dem “Spiegel”. Unterdessen hat VW-Aufsichtsratsmitglied Wolfgang Porsche seinen Rückzug angekündigt. Er wolle sich bei der Hauptversammlung am 10. Mai noch einmal für eine fünfjährige Amtszeit wählen lassen, sagte er der “Automobilwoche”. “Danach müssen Jüngere ran.”
Der deutsche Sportartikelkonzern und Nike-Konkurrent Adidas will einen größeren Anteil am US-Sportmarkt erobern. “Wir wollen uns auf all die Dinge konzentrieren, die sich auf die USA beziehen, insbesondere auf den Sport”, sagte Nordamerika-Chef Rupert Campbell dem “Wall Street Journal”.
Die Rüstungsunternehmen Krauss Maffei Wegmann (KMW) und Rheinmetall haben ihren Rechtsstreit um die Urheberrechte am “Leopard 2” Panzer beigelegt. Das Landgericht München I setzte die für den Vormittag geplante mündliche Verhandlung kurzfristig wieder ab. “Die Parteien haben sich verglichen”, hieß es in der kurzen Mitteilung. Für das Gericht sei das Verfahren damit erledigt. Zum Inhalt der Einigung machte das Gericht keine Angaben.
Die VW-Nutzfahrzeugholding Traton (MAN, Scania, Navistar, Volkswagen Truck & Bus) hat nach dem guten Abschneiden im ersten Quartal – wie bereits in Aussicht gestellt – ihr Renditeziel für das Gesamtjahr angehoben. Der Konzern rechnet nun mit einer operativen Umsatzrendite vor Sonderposten von sieben bis acht Prozent. Bisher standen sechs bis sieben Prozent Marge im Plan.
Der Autozulieferer Stabilus hat im zweiten Geschäftsquartal von einer anziehenden Autoproduktion in Europa und einem guten Industriegeschäft in Nordamerika profitiert. Der Gesamtumsatz stieg um 10,5 Prozent auf 310,6 Millionen Euro. Unter dem Strich erzielte der MDAX-Konzern mit 42,6 Millionen Euro fast zwei Drittel mehr Gewinn als ein Jahr zuvor, vor allem dank einer Steuerrückerstattung. Die Jahresprognosen bestätigten die Koblenzer.
Der Shop Apotheke ist im Tagesgeschäft die Rückkehr in die schwarzen Zahlen gelungen: Das bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) stieg auf 8,8 Millionen Euro, nachdem ein Jahr zuvor wegen hoher Kosten noch ein Minus von 4,3 Millionen Euro angefallen war. Auch die Zahl der aktiven Kunden stieg um 1,4 Millionen auf nunmehr 9,7 Millionen.
Der ehemalige DWS-Vorstandschef Asoka Wöhrmann hat beim Augsburger Immobilien-Investor Patrizia angeheuert und soll dort bald Firmengründer Wolfgang Egger an der Spitze des Unternehmens ablösen. Der 57-jährige Wöhrmann sei schon seit 1. Mai als “designierter CEO” an Bord und werde nach einer kurzen Einarbeitungszeit alleiniger Vorstandschef, teilte Patrizia mit.
Im Ringen um eine Anpassung der Verträge mit der EU zum Kauf von Impfstoffen gegen das Coronavirus sind Pfizer und BioNTech laut “Financial Times” zu Preisnachlässen bereit. Für jede von etwa 70 Millionen stornierten Impfeinheiten könnten zehn Euro und damit rund die Hälfte des vereinbarten Preises bezahlt werden.
Der Computer-Konzern IBM will bei einigen Jobs weniger Menschen einstellen, weil ihre Tätigkeiten von Software auf Basis Künstlicher Intelligenz (KI) übernommen werden können. Er rechne damit, dass etwa in der Personalverwaltung in fünf Jahren rund ein Drittel der Stellen durch KI und Automatisierung ersetzt werden könne, sagte IBM-Chef Arvind Krischna dem Finanzdienst Bloomberg.
Der Ölkonzern BP hat im ersten Quartal die niedrigeren Öl- und Gaspreise zu spüren bekommen. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn ging in den ersten drei Monaten im Jahresvergleich um rund ein Fünftel auf knapp fünf Milliarden US-Dollar zurück, wie der Konzern heute in London mitteilte. Damit übertraf der Konzern aber die Erwartungen der Experten.
Aufgrund der schleppenden Geschäftsabschlüsse und des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds plant die US-Großbank Morgan Stanley im zweiten Quartal weitere Stellenstreichungen. Rund 3000 Mitarbeiter seien betroffen, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Es handelt sich um die zweite Runde von Stellenstreichungen innerhalb von sechs Monaten.
Der schweizerisch-amerikanische Computerzubehör-Hersteller Logitech kämpft im vierten Quartal weiter mit einem Umsatzrückgang. Wegen der wachsenden Sorgen der Kunden vor einem wirtschaftlichen Abschwung konnte das Unternehmen nicht an das starke Wachstum während des Home-Office-Booms in der Corona-Pandemie anknüpfen. Der Umsatz sank in den drei Monaten bis Ende März auf 960 Millionen Dollar, verglichen mit 1,23 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum.
Der Sanitärtechnikkonzern Geberit hat im Startquartal 2023 etwas weniger verdient. Der Gewinn des Schweizer Unternehmens sank wegen tieferer Absatzvolumen und einer ungünstigen Währungsentwicklung um 2,3 Prozent auf 215 Millionen Franken. Trotz Preiserhöhungen von zwölf Prozent sank der Umsatz um 8,9 Prozent auf 893 Millionen Franken.
Erstmals in der Konzerngeschichte wird eine Frau das Ruder bei der australischen Fluggesellschaft Qantas in die Hand nehmen. Die bisherige Finanzchefin Vanessa Hudson wird im November die Nachfolge von Konzernchef Alan Joyce antreten, der das Unternehmen nach über 14 Jahren verlässt, teilte die Fluglinie mit dem Känguru mit. Hudson ist seit 28 Jahren bei Qantas in verschiedenen Führungspositionen tätig.
Der Chipdesigner Arm, dessen Technologie in praktisch allen Smartphones steckt, hat den ersten Schritt an die Börse gemacht. Das zum japanischen Technologiekonzern Softbank gehörende Unternehmen reichte vertraulich den Entwurf eines Börsenprospekts bei der US-Aufsicht SEC ein. Volumen und Preis der Arm-Aktienplatzierung sollen später festgelegt werden, hieß es. Softbank hatte die britische Firma 2016 für 32 Milliarden Dollar gekauft.
Twitter-Besitzer Elon Musk geht nach Konflikten mit Medien mit einem geschäftlichen Angebot auf die Branche zu. Im Mai wolle Twitter eine Funktion einführen, bei der Nutzer einzelne Artikel mit einem Klick kaufen könnten. Damit könne man jene Kunden bedienen, die sich kein dauerhaftes Medien-Abo kaufen wollten, schrieb Musk am Wochenende auf Twitter.