marktbericht
Nach der sehr schwachen Vorwoche gibt der DAX im frühen Handel erneut nach. Das ist auch den gewachsenen geopolitischen Risiken nach dem abgebrochenen Söldner-Aufstand in Russland geschuldet.
Der DAX kann sich nach den jüngsten deutlichen Kursverlusten auch zu Beginn der neuen Börsenwoche zunächst nicht stabilisieren. Die deutschen Standardwerte legen zu Handelsstart auf XETRA zwar 0,4 Prozent auf 15.875 Punkte zu, doch binnen weniger Minuten drehen sie ins Minus und fallen unter die Marke von 15.800 Punkten zurück. Am Freitag hatte der DAX – auch belastet von einem Kurssturz bei Siemens Energy – ein Prozent tiefer bei 15.829 Punkten geschlossen.
Die DAX-Anleger reagieren damit auf die jüngsten Entwicklungen in Russland. Am Wochenende war es zu einer Revolte der russischen Privatarmee Wagner gekommen, die mittlerweile beendet ist. Experten sehen den russischen Präsidenten Wladimir Putin trotz des gewonnenen Machtkampfs geschwächt.
Aus charttechnischer Perspektive rückt nun die Haltezone bei 15.600/15.700 Punkten wieder ins Visier der Anleger. Diese war bereits zum Wochenschluss einer ersten Belastungsprobe unterzogen worden. Damals hatte sie dem Ansturm der Bären noch standhalten können, das Tagestief vom Freitag bei 15.733 Zählern fungiert nun als Unterstützung, die besser nicht gerissen werden sollte.
Im weiteren Handelsverlauf dürfte sich der Blick der Anleger auf den ifo-Geschäftsklimaindex für Juni richten, der die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen widerspiegelt. Von Reuters befragte Experten sagen einen Rückgang des Barometers auf 90,7 Zähler von 91,7 Punkten im Mai voraus.
In der vergangenen Woche hatte sich mit den Einkaufsmanagerindizes ein weiterer wichtiger Konjunkturfrühindikator deutlich eingetrübt. Volkswirte hatten sich daraufhin pessimistisch für die Wirtschaftsentwicklung in der zweiten Jahreshälfte geäußert.
Von der Wall Street kommen durchwachsene Vorgaben für den DAX-Handel. So notieren die US-Futures am Morgen allesamt im Minus, nachdem die großen US-Indizes bereits im regulären Handel am Freitag den Rückwärtsgang eingelegt hatten. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 0,7 Prozent tiefer auf 33.727 Punkten. Der technologielastige Nasdaq gab ein Prozent auf 13.492 Punkte nach. Der breit gefasste S&P 500 büßte 0,8 Prozent auf 4348 Punkte ein.
Notenbankchef Jerome Powell hatte tags zuvor vor einem Ausschuss im Senat signalisiert, dass auch nach zehn Zinserhöhungen in den USA noch Spielraum nach oben ist. Investoren fürchten, dass eine zu aggressive Zinspolitik der Wirtschaft nachhaltig zusetzen könnte. “Die jüngsten Daten haben die Angst vor einer möglichen Rezession verstärkt, was die Risikobereitschaft weiter gedämpft hat”, fassten die Strategen der Deutschen Bank zusammen.
Unterdessen haben Sorgen um die geopolitische Stabilität nach dem Söldner-Aufstand in Russland die asiatischen Börsen zum Wochenauftakt ins Minus gedrückt. In China lag die Börse Shanghai am Morgen 1,5 Prozent. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzen verlor 1,4 Prozent. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index sank um 0,3 Prozent.
An den Devisenmärkten reagieren die Anleger derweil gelassen, von einer groß angelegten Flucht in den “sicheren Hafen” Dollar ist nichts zu merken. Der Euro tendiert bei 1,0901 Dollar seitwärts. Die Feinunze Gold tritt bei 1926 Dollar ebenfalls auf der Stelle.
Die Rohöl-Sorte Brent lag zuletzt um 0,4 Prozent höher bei 74,14 Dollar, nachdem sie zuvor bis auf 74,80 Dollar geklettert war. “Das geopolitische Risiko angesichts der internen Instabilität in Russland hat zugenommen”, sagte Jorge Leon, Analyst bei Rystad Energy. “Daher ist in den kommenden Tagen mit einem leichten Anstieg der Ölpreise zu rechnen, sofern sich die Situation nicht verschlechtert.”
Im DAX kann sich die Aktie von Siemens Energy nach ihrem jüngsten heftigem Kurseinbruch nicht stabilisieren, sie fällt im frühen Handel um rund drei Prozent zurück. Nach der Gewinnwarnung sei die weitere Entwicklung des Energietechnikkonzerns kaum mehr planbar, monierte Citigroup-Analyst Vivek Midha. Die US-Bank hat Siemens Energy von “Buy” auf “Neutral” abgestuft und das Kursziel von 29 auf 18 Euro gesenkt.
Die Deutsche Bank Research senkte das Kursziel für den DAX-Konzern von 26 auf 20 Euro, beließ aber die Einstufung auf “Hold”. Die Bewertung der Papiere mache nun zwar einen attraktiveren Eindruck, aber die Unsicherheiten blieben einfach zu groß, so Analyst Gael de-Bray.
Die Commerzbank muss für ihre polnische Tochter mBank weitere millionenschwere Belastungen stemmen. So muss die MBank für ihr Schweizer-Franken-Kreditportfolio eine zusätzliche Vorsorge von umgerechnet rund 342 Millionen Euro treffen. Dies werde das operative Ergebnis der Commerzbank im zweiten Quartal in der entsprechenden Höhe belasten.
Letzte Welle der IT-Umstellung bei der Postbank
Kundinnen und Kunden der Postbank müssen sich am kommenden Wochenende noch einmal auf Einschränkungen einstellen. Von Freitag (30.6.) bis einschließlich Montag (3.7.) ist der letzte Schritt der Übertragung von Kundendaten der zum Deutsche-Bank-Konzern gehörenden Postbank auf eine gemeinsame IT-Plattform geplant.
Aktien von Hypoport sind am Morgen nach einer weniger skeptischen Einstufung durch Exane BNP Paribas gefragt. Analyst Christoph Blieffert hatte sein Kursziel um 78 Prozent auf 160 Euro aufgestockt. Er gab zudem seine negative Einschätzung auf und votiert nun mit “Neutral”. Blieffert sieht nachlassenden Druck im Zinserhöhungszyklus gegen die hohe Inflation.
Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat das Kursziel für Tesla zwar von 185 auf 248 US-Dollar angehoben, die Aktien aber von “Buy” auf “Neutral” abgestuft. Nach einem bislang starken Jahr 2023 spiegele die Aktie des Elektroautobauers seine langfristigen Erwartungen nun besser wider, schrieb Analyst Mark Delaney. Er hob außerdem das schwierige Preisumfeld für Neufahrzeuge hervor, was die Bruttomarge in diesem Jahr weiterhin belasten dürfte.
Der Primark-Mutterkonzern AB Foods rechnet nach einem überraschend guten dritten Geschäftsquartal mit einem etwas höheren operativen Ergebnis im Gesamtjahr. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis dürfte leicht über dem Vorjahreswert liegen. Bislang hatte der Mischkonzern mit einem Ergebnis in etwa auf Höhe des Vorjahreswertes von rund 1,4 Milliarden Pfund gerechnet.
Das für viel Aufsehen sorgende Abnehmmittel “Wegovy” soll in gut einem Monat auch hierzulande verfügbar sein. “In Deutschland wollen wir es Ende Juli auf den Markt bringen”, sagte der Chef des dänischen Herstellers Novo Nordisk, Lars Fruergaard Jørgensen, der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung”. “Wegovy” ist seit Anfang 2022 in der EU zugelassen.