marktbericht
Die Anleger machen zum Wochenstart nach den Kursgewinnen der vergangenen Tage zunächst eine Kaufpause. Allerdings bleibt die Marke von 16.000 Punkten in Reichweite – neue Impulse wären jetzt gefragt.
Der DAX fällt im frühen Handel um rund 0,1 Prozent auf 15.906 Punkte zurück. Am Freitag hatte der deutsche Leitindex 0,8 Prozent fester bei 15.919 Punkten geschlossen. Seit seinem Oktober-Tief hat er einen eindrucksvollen Erholungskurs von fast neun Prozent hingelegt, davon allein rund die Hälfte in der Vorwoche. Auf Jahressicht beläuft sich das aktuelle Plus auf gut 14 Prozent.
Deshalb ist es nicht ungewöhnlich, dass sich die Anleger zunächst mit weiteren Käufen zurückhalten – trotzdem bleibt die Lage am Aktienmarkt tendenziell freundlich.
“Einer Jahresendrally einschließlich neuer Rekorde steht zumindest aus technischer Sicht nichts im Weg”, meint Börsenexperte Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets optimistisch. Auch aus Sicht der Analysten der Helaba hat sich das charttechnische Bild verbessert: “Die nächsten Hürden finden sich in der Zone 15.989 und 16.060. Darüber entstünde Raum bis 16.200 Punkten. Unterstützungen finden sich oberhalb von 15.600 Zählern in Form der gleitenden Durchschnitte”, heißt es in ihrem Tageskommentar.
Die bisherige Bestmarke datiert mit knapp 16.529 Punkten aus dem Juli. Die Saisonalität spricht laut Experte Christoph Geyer ebenfalls für weiter steigende Kurse, denn in den letzten 62 Jahren sei bis zum Jahresende 40 Mal ein Plus erzielt worden. Durch den Anstieg um fast neun Prozent seit dem Oktober-Tief ist beim DAX die 16.000-Punkte-Marke wieder greifbar.
Trotz mittlerweile drei Gewinnwochen hintereinander halten Fachleute auch aus fundamentalen Gründen weitere Gewinne für möglich: “Wenn Inflations- und Zinsangst gehen, kommen Aktien”, ist Baader-Bank-Experte Robert Halver zuversichtlich. Auf die Aktienmärkte wirke dies “wie eine Aufbauspritze”.
Aktuelle Konjunkturdaten deuten zumindest auf eine weitere Entspannung bei den Verbraucherpreisen hin: Die Erzeugerpreise sind im Oktober den vierten Monat in Folge gefallen. Die Produzenten gewerblicher Produkte – von Butter bis Benzin – verlangten durchschnittlich 11,0 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Das teilte das Statistische Bundesamt mit.
Die Entwicklung ist eine gute Nachricht für die Verbraucher: In der Statistik werden die Preise für Produkte geführt, bevor sie weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Sie lassen daher frühe Rückschlüsse auf die Entwicklung der Verbraucherpreise zu. Diese legten im Oktober mit 3,8 Prozent so langsam zu wie über zwei Jahren nicht mehr. Ökonomen rechnen damit, dass die Teuerungsrate bis Jahresende weiter sinken wird.
Aber wer weiß, wie lange die Zinssorgen wirklich außer Betracht bleiben? Neue Zweifel an baldigen Zinssenkungen der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) nach Aussagen wichtiger Vertreter haben die Wall Street zum Wochenschluss wiederum ausgebremst. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss am Freitag kaum verändert bei 34.947 Punkten. Der technologielastige Nasdaq rückte moderate 0,1 Prozent auf 14.125 Punkte vor. Der breit gefasste S&P 500 legte 0,1 Prozent auf 4.514 Punkte zu.
Nach einer dreiwöchige Gewinnsträhne, angeheizt durch die Auslandsnachfrage und eine starke Bilanzsaison, tendieren die Märkte in Japan heute schwächer. “Anleger verkauften Aktien, da sie angesichts der jüngsten starken Gewinne des Nikkei vorsichtig wurden”, sagte Takehiko Masuzawa von Phillip Securities Japan.
Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index notierte zum Handelsschluss in Tokio 0,6 Prozent tiefer bei 33.388 Punkten. Der Nikkei ist in diesem Monat bislang um fast neun Prozent gestiegen und auf dem Weg zum größten Monatsgewinn seit November 2020.
An den chinesischen Börsen ging es dagegen leicht bergauf. Der Shanghai-Composite rückte um 0,5 Prozent vor. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen gewann 0,2 Prozent. Händlern zufolge stützte auch die Hoffnung auf nachlassende Spannungen zwischen China und den USA die Börsen.
Der Euro hat zu Wochenbeginn weiter zugelegt und ist auf den höchsten Stand seit Ende August gestiegen. Die Gemeinschaftswährung hat in den vergangenen Handelstagen vor allem von einem spürbar schwächeren Dollar profitiert. Die US-Währung wird belastet durch Spekulationen auf erste Zinssenkungen im kommenden Jahr. Hintergrund sind zunehmend schwache Wirtschaftsdaten und rückläufige Inflationsraten. Beides spricht zumindest gegen eine weitere Verschärfung der bereits straffen Geldpolitik der US-Notenbank Fed.
Deutschlands größter Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel startet heute eine über 800 Millionen Euro teure Modernisierung mehrerer Produktionsanlagen. Geplant ist der Bau mehrerer Anlagen, in denen es um die Weiterverarbeitung von Rohstahl geht. Die neuen Anlagen sollen unter anderem die Herstellung von dünneren und festeren Stählen etwa für die Autoindustrie ermöglichen.
Die Aktie von Bayer gerät unter Druck. Der Pharmakonzern bricht eine Studie mit seinem größten Medikamenten-Hoffnungsträger Asundexian ab. Eine Phase-III-Studie zur Untersuchung von Asundexian im Vergleich zu Apixaban bei Patienten mit Vorhofflimmern und Schlaganfallrisiko werde vorzeitig beendet, teilte Bayer mit. Die Entscheidung basiere auf der Empfehlung des unabhängigen Data Monitoring Committee (IDMC) im Rahmen der laufenden Studienüberwachung. Dabei habe sich eine unterlegene Wirksamkeit von Asundexian im Vergleich zum Kontrollarm der Studie gezeigt.
Zuvor war Bayer in einem weiteren Glyphosat-Prozess in den USA zur Zahlung von mehr als 1,5 Milliarden Dollar verurteilt worden.
Ein doppelter Eklat um Antisemitismus und Nazi-Inhalte bei Elon Musks Twitter-Nachfolger X treibt immer mehr große Werbekunden in die Flucht. Medienberichten zufolge stoppten unter anderem Apple, Disney, Paramount und der Warner-Konzern die Werbung bei X. Zuvor pausierte der Computer-Riese IBM seine Werbung. Der “New York Times” zufolge wollte der Konzern dort in diesem Quartal eine Million Dollar ausgeben. Auslöser der IBM-Entscheidung war, dass Anzeigen des Unternehmens bei X neben Nazi-Beiträgen und antisemitischen Äußerungen entdeckt wurden.