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Laut UN-Beobachtern fliehen immer mehr Menschen in den Süden des Gazastreifens. Am morgigen Gedenktag für die Opfer der Novemberpogrome 1938 sollen jüdische Einrichtungen in Deutschland noch stärker geschützt werden. Alle Entwicklungen im Liveblog.
09:19 Uhr
Gesetzesänderung: Kein Geld aus Bundesmitteln für Terroristen
Als Reaktion auf den Angriff der Terrormiliz Hamas auf Israel will die Bundesregierung im Bundeshaushalt sicherstellen, dass kein Geld an terroristische Organisationen fließt. Dies sieht ein der Nachrichtenagentur Reuters vorliegender Entwurf für eine Gesetzesänderung vor, die heute vom Kabinett auf den Weg gebracht werden soll. Deutsche Gelder sollten nicht für terroristische Zwecke missbraucht werden, heißt es in der Vorlage von Finanzminister Christian Lindner (FDP).
Bereits jetzt werde von den Ministerien bei der Mittelvergabe stets geprüft, dass Gelder nicht in falsche Hände gerieten. Konkret soll im Haushaltsgesetz ein Paragraf zu den Sorgfalts- und Prüfpflichten ergänzt werden. Demnach dürfen Leistungen des Bundes “nicht zur Finanzierung terroristischer Aktivitäten eingesetzt werden” und “nicht an Empfänger gewährt werden, die terroristische Vereinigungen sind oder terroristische Vereinigungen unterstützen”.
Gestern hatte Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) dem UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA) 91 Millionen Euro für Entwicklungsprojekte, die Vertriebenen in den Palästinensergebieten sowie palästinensische Flüchtlingen in den Nachbarländern zur Verfügung gestellt. Palästinenser-Hilfen waren nach dem Terroranschlag der im Gazastreifen herrschenden Hamas zunächst gestoppt worden.
08:57 Uhr
Israels Armee meldet Tod von Waffenentwickler der Hamas
Israels Armee setzt ihre Angriffe im Gazastreifen fort. Das Militär tötete dabei nach eigenen Angaben einen der führenden Waffenentwickler der Hamas. Muhsin Abu Sina sei unter anderem Experte für die Entwicklung von Raketen gewesen. Diese feuert die im Gazastreifen herrschende Terrormiliz immer wieder auf israelische Gebiete ab.
In der vergangenen Nacht töteten israelische Streitkräfte laut eigenen Angaben auch weitere Hamas-Terroristen im Gazastreifen. Diese hätten Panzerabwehrraketen auf die Soldaten abfeuern wollen. Eine weitere Gruppe war den Angaben zufolge für Raketenbeschuss auf Israel verantwortlich. Auch bei dem Luftangriff auf diese Terrorzelle seien mehrere Personen getötet worden.
Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
08:47 Uhr
Gaza: Zahl der nach Süden fliehenden Zivilisten steigt
Die Zahl der Zivilisten, die täglich aus dem nördlichen Gazastreifen in Richtung Süden fliehen, steigt nach Angaben von UN-Beobachtern. Gestern hätten 15.000 Menschen die Kampfzone rund um die Stadt Gaza verlassen, teilte das UN-Nothilfebüro OCHA mit. Am Montag seien es 5.000 Menschen gewesen, am Sonntag 2.000.
Für die Flucht in den Süden des Küstengebiets nutzten die Palästinenser ein vom israelischen Militär täglich festgelegtes Zeitfenster von vier Stunden. Der Großteil der Flüchtlinge seien Kinder, ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen, hieß es. Viele von ihnen seien zu Fuß unterwegs. Berichten zufolge mussten einige der Zivilisten auf ihrem Weg israelische Kontrollpunkte passieren. Dabei sei es zu Festnahmen durch israelische Streitkräfte gekommen. Andere berichteten, sie seien mit erhobenen Händen an israelischen Panzern vorbeigegangen und hätten weiße Fahnen geschwenkt.
08:11 Uhr
Netanyahu: Ohne Freilassung von Geiseln keine Waffenruhe
Nach dem mutmaßlichen Vordringen der israelischen Armee ins Zentrum der Stadt Gaza hat Regierungschef Benjamin Netanyahu erneut eine Waffenruhe ohne eine Freilassung von Geiseln ausgeschlossen. Solange die von der Terrormiliz Hamas verschleppten Menschen nicht frei seien, werde es keine Lieferung von Treibstoff in das Gebiet, keinen Zugang für palästinensische Arbeiter nach Israel und keine Waffenruhe im Gazastreifen geben, sagte Netanyahu laut der Nachrichtenagentur AFP in einer Fernsehansprache.
07:41 Uhr
Berichte von Explosionen in Flüchtlingslager und Gaza-Stadt
In der Stadt Gaza und im anliegenden Flüchtlingslager al-Schati ist es vergangene Nacht nach Augenzeugenberichten zu lauten Explosionen gekommen. Mohammed Abed, ein Bewohner des Viertels Scheich Radwan, berichtete laut der Nachrichtenagentur AP von schweren Bombenangriffen mit nahen Einschlägen. Das von der Terrormiliz Hamas geführte Innenministerium meldete, ein Haus nahe dem Flüchtlingslager Dschabalija im Norden des Gazastreifens sei heute Morgen bei einem Luftangriff getroffen worden.
Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
07:37 Uhr
Minister: “Israel wird den Gazastreifen nicht erneut besetzen”
Israel will den Gazastreifen nach Angaben eines Ministers der Regierung Netanyahu nicht erneut besetzen. Der Minister für strategische Angelegenheiten, Ron Dermer, sagte in einem Interview mit den US-Fernsehsender MSNBC: “Israel wird den Gazastreifen nicht erneut besetzen.” Nachdem die militant-islamistische Hamas “nicht mehr an der Macht” und ihre “Infrastruktur zerschlagen” sei, werde Israel aber “für unbestimmte Zeit” eine “allgemeine Verantwortung für die Sicherheit” tragen.
Zuvor hatte US-Außenministeriumssprecher Vedant Patel sich gegen eine israelische Besetzung des Gazastreifens durch Israel ausgesprochen. “Generell unterstützen wir die Wiederbesetzung des Gazastreifens nicht und Israel auch nicht”, sagte Patel. Washington sei der Ansicht, dass “der Gazastreifen palästinensisches Land ist und bleiben wird”.
Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu hatte am Montag in einem Interview gesagt, Israel wolle für unbestimmte Zeit” die Verantwortung für Sicherheit im Gazastreifen übernehmen, um weitere Angriffe zu unterbinden.
07:19 Uhr
Erhöhter Schutz für jüdische Einrichtungen am 9. November
Am morgigen Gedenktag für die Opfer der Reichspogrome von 1938 wollen Polizeibehörden noch stärker auf jüdische Einrichtungen achten, als sie das angesichts der Entwicklung im nahe Osten ohnehin schon tun. In einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa zu Schutzvorkehrungen am morgigen Donnerstag verwiesen mehrere Landesinnenministerien darauf, dass diese bereits nach dem Überfall der Terrormiliz Hamas auf Israel am 7. Oktober erhöht wurden. Die örtlichen Polizeistellen seien sich aber der besonderen Bedeutung des 9. November bewusst und stünden in engem Kontakt mit den jüdischen Gemeinden und anderen Einrichtungen.
Am Donnerstag wird vielerorts in Deutschland mit größeren und kleineren Gedenkveranstaltungen an die Opfer der Pogrome der Nationalsozialisten gegen die jüdische Bevölkerung erinnert. In ganz Deutschland brannten damals Synagogen, wurden Geschäfte geplündert und zerstört, Jüdinnen und Juden wurden misshandelt, willkürlich verhaftet und ermordet.
07:02 Uhr
Antisemitismus-Meldestelle beklagt abgerissene und beschmierte Plakate
Die Antisemitismus-Meldestelle RIAS und Organisatoren von Plakataktionen für die Opfer des Hamas-Angriffs auf Israel beklagen die bundesweite Zerstörung dieser Plakate. “Dass Plakate abgerissen werden, auf denen von der Hamas entführte Geiseln und Ermordete abgebildet sind, ist schockierend und nur schwer zu ertragen”, sagte der Vorsitzende des Jungen Forums (JuFo) der deutsch-israelischen Gesellschaft, Constantin Ganß. RIAS spricht von einem bundesweiten Phänomen.
Auch in anderen Staaten würden Plakate regelmäßig geschändet. “Oft bleibt es nicht nur bei abgerissenen Postern, sondern die Bilder der Entführten werden beschmiert und die Gewalt gegen sie geleugnet oder relativiert”, sagte der Sprecher des RIAS-Bundesverbandes, Marco Siegmund, der Nachrichtenagentur dpa. “Wir betrachten diese Fälle als antisemitische Vorfälle, da sie das Gedenken an Jüdinnen und Juden stören und gleichzeitig der Terror und die antisemitische Gewalt der Hamas gutgeheißen wird.”
06:47 Uhr
Hamas feuert erneut Raketen auf Israel
Die im Gazastreifen herrschende Terrormiliz Hamas hat erneut auf das Zentrum Israels Raketen abgefeuert. Auch im Großraum Tel Aviv heulten die Warnsirenen. Der militärische Arm der Hamas reklamierte die Attacken auf Telegram für sich. Verletzt wurde nach ersten Erkenntnissen niemand.
06:40 Uhr
Hamas bestreitet israelische Meldungen von militärischen Erfolgen
Die Terrormiliz Hamas hat Angaben Israels bestritten, wonach dessen Truppen militärische Erfolge verzeichneten und tief in die Stadt Gaza vorgedrungen seien. “Sie sagen den Leuten nie die Wahrheit”, behauptete Hamas-Sprecher Ghasi Hamad in Beirut. Vielmehr seien am Montag zahlreiche israelische Soldaten getötet und “viele Panzer zerstört” worden. Die Palästinenser würden gegen Israel kämpfen, bis sie die Besatzung beendet hätten.
Israels Militär hatte zuvor gemeldet, dass sich seine Truppen “in den Tiefen” Gazas befänden und erheblichen Druck auf die Hamas ausübten. Tausende Hamas-Kämpfer seien getötet worden. Die Angaben beider Seiten ließen sich nicht unabhängig bestätigen.
03:17 Uhr
Delegationskreise: G7-Außenminister fordern mehr humanitäre Hilfe für Gazastreifen
Die Außenminister der G7-Staaten fordern nach Angaben aus Delegationskreisen mehr humanitäre Hilfe für die Menschen im Gazastreifen. Bei den Beratungen von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) mit ihren G7-Kolleginnen und -Kollegen am Abend habe Einigkeit geherrscht, “dass angesichts der humanitären Notlage in Gaza die humanitäre Versorgung der palästinensischen Zivilbevölkerung dringend ausgebaut werden muss”, hieß es aus Delegationskreisen. Zudem sei eine enge Koordinierung der Bemühungen um die Freilassung der von der Hamas verschleppten Geiseln vereinbart worden.
Es habe ein “intensiver, tiefgehender und von Einigkeit geprägter Austausch zur Lage im Nahen Osten nach den brutalen Terroranschlägen der Hamas auf Israel” stattgefunden. Alle Teilnehmer betonten demnach “Israels Recht auf Selbstverteidigung im Rahmen des humanitären Völkerrechts”.
02:58 Uhr
Minister: Saudi-Arabien wird Krisengipfel ausrichten
Saudi-Arabien will in den kommenden Tagen Gipfeltreffen arabischer, islamischer und afrikanischer Staaten ausrichten, um den israelisch-palästinensischen Konflikt zu erörtern. “Diese Woche, in den nächsten Tagen, wird Saudi-Arabien einen arabischen Krisengipfel in Riad einberufen”, sagte der Investitionsminister Khalid Al-Falih auf einem Wirtschaftsforum in Singapur. Auch Treffen mit afrikanischen sowie weiteren islamischen Staaten seien geplant. “Kurzfristig besteht das Ziel dieser drei Gipfeltreffen und anderer Zusammenkünfte unter der Führung Saudi-Arabiens darin, auf eine friedliche Lösung des Konflikts hinzuarbeiten.”
02:30 Uhr
Militärsprecher: In einem Monat über 14.000 Ziele in Gaza angegriffen
Seit Beginn des Militäreinsatzes gegen die islamistische Hamas haben die israelischen Streitkräfte nach eigenen Angaben 14.000 Ziele im Gazastreifen angegriffen. Unter anderem seien in dem vergangenen Monat mehr als 100 Zugänge zu Tunneln zerstört und zahlreiche Hamas-Kommandeure getötet worden, sagte Militärsprecher Daniel Hagari. Zudem hätten israelische Einheiten über 4000 Waffen zerstört, viele seien in Moscheen, Kindergärten und Wohngebieten versteckt gewesen. “Das ist ein Beweis für den zynischen Missbrauch von Zivilisten als menschliche Schutzschilde durch die Hamas”, sagte Hagari.
02:30 Uhr
Baerbock: Mehr als 200 Deutsche und Angehörige aus Gaza ausgereist
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat die Ausreise von mehr als 200 Deutschen und deren Familienangehörigen aus dem Gazastreifen bestätigt. “Das gibt Hoffnung inmitten der furchtbaren Lage in Gaza”, schrieb die Grünen-Politikerin auf der Plattform X (früher Twitter). Sie ergänzte: “Vielen Dank an unsere Partner in Ägypten für die Unterstützung.” Die Bundesregierung arbeite “weiter, bis jeder Deutsche, der ausreisen will, dies auch kann”.
Baerbock war am Abend (Ortszeit) zu den Beratungen der Außenministerinnen und -minister der G7-Staaten wirtschaftsstarker Demokratien in der japanischen Hauptstadt Tokio eingetroffen. Auf der Plattform X forderte Baerbock erneut humanitäre Feuerpausen im Gazakrieg, um die Notlage der Zivilisten dort zu lindern. “Die Bilder aus #Gaza lassen niemanden los”, schrieb sie. “Deswegen werbe ich so sehr für humanitäre Feuerpausen.” Sie habe “unzählige Gespräche geführt und mit allen Partnern darüber gesprochen, wie wir humanitäre Feuerpausen zeitlich als auch geographisch endlich auf den Weg bringen können”. Sie fügte an: “Es muss jetzt konkret werden.”
02:30 Uhr
Der Liveblog vom Dienstag zum Nachlesen
Rio de Janeiro erinnert mit einer symbolträchtigen Aktion an israelische Opfer des Hamas-Angriffs. Das BKA hat im Zusammenhang mit dem Hamas-Angriff auf Israel mehr als 2.600 Straftaten in Deutschland gezählt. Die Entwicklungen vom Dienstag zum Nachlesen.