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Die Atomenergiebehörde IAEA hat sich besorgt über den Wasserstand des Stausees beim AKW Saporischschja gezeigt. Eine Sanktionsliste wurde vom ukrainischen Präsident Selenskyj erweitert. Alle Entwicklungen im Liveblog.
12:08 Uhr
ISW: Russland spielt ukrainische Erfolge herunter
Die russische Seite versucht nach Einschätzung des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW), Erfolge der ukrainischen Streitkräfte bei ihrer Offensive gegen die russische Armee herunterzuspielen. So heißt es im jüngsten ISW-Lagebericht von Sonntag (Ortszeit) in Washington, erfolgreiche Vorstöße und Gebietsgewinne der Ukrainer im Süden des Landes würden in russischen Quellen kleingeredet – mit der Darstellung, es handele sich um “Grauzonen”, die ohnehin noch umkämpft oder nicht vollständig unter der Kontrolle Russlands gewesen seien. Wenn es ukrainischen Kräften gelinge, russische Verteidigungslinien zu durchbrechen, werde dies verschwiegen.
Die ukrainische Armee habe mehrere Orte bei Angriffen im Süden, Südwesten und Südosten von Welyka Nowosilka im Gebiet Donezk befreit, heißt es in dem Bericht. Auch seien ihr Vorstöße im Gebiet Saporischschja gelungen. Es habe ukrainische Offensivhandlungen an mindestens drei Abschnitten der Front gegeben. Am 10. und 11. Juni seien dabei Gebietsgewinne erzielt worden.
11:49 Uhr
Ukraine: Genügend Kühlwasser vorhanden
Das Kernkraftwerk Saporischschja verfügt nach ukrainischen Angaben – auf die sich die Nachrichtenagentur Reuters bezieht – trotz der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der vergangenen Woche noch über genügend Kühlwasser. Der Wasserstand in den Becken, die zur Kühlung der Reaktoren in Europas größtem AKW verwendet werden, sei trotz des sinkenden Wasserspiegels des Kachowka-Stausees stabil und ausreichend, teilte demnach der ukrainische Umweltminister mit.
11:33 Uhr
Mehr Cyberangriffe auf deutsche Firmen seit Kriegsbeginn
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine führt nach Angaben einer TÜV-Studie zu einer erhöhten Zahl an Cyberangriffen auch in Deutschland. 16 Prozent der befragten Firmen geben in der Cybersecurity-Studie an, dass es seit dem Krieg in der Ukraine zu verstärkten Angriffen bzw. versuchten Angriffen auf sie kam. Am stärksten betroffen sind demnach große Unternehmen ab 250 Mitarbeitenden. 58 Prozent der Firmen gaben an, das Risiko von Cyberangriffen habe sich seit Beginn des Krieges stark erhöht.
Insgesamt wurden laut der Studie im vergangenen Jahr elf Prozent der Firmen in Deutschland Ziel eines Hackerangriffs. Die mit Abstand häufigste Angriffsmethode ist demnach Phishing. Dabei werden E-Mails verschickt, mit denen Passwörter abgegriffen werden oder Schad-Software verbreitet wird.
11:03 Uhr
Ukraine meldet Einnahme eines weiteren Dorfes
Die Ukraine hat die Rückeroberung eines weiteren Dorfes in der Region Donezk gemeldet. Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar schrieb auf Telegram, die ukrainische Flagge wehe wieder über dem Dorf Storoschow. “Und so wird es mit jeder Ortschaft sein bis wir die ukrainische Erde völlig befreit haben”, so Malijar weiter. Das ukrainische Militär berichtete, die Einnahme des Ortes im Südosten des Landes von den russischen Streitkräften sei einer der ersten kleinen Erfolge der Gegenoffensive gegen Moskaus seit mehr als 15 Monaten andauernde Invasion in der Ukraine. Zuvor hatte die Ukraine mitgeteilt, dass drei weitere kleine Dörfer in der Region Donezk befreit worden seien.
Der Vorstoß der Ukrainer verläuft entlang des Flusses Mokri Jaly. Storoschewe liegt auf der Westseite des Flusses wie auch das zuvor schon als zurückerobert gemeldete südlichere Makariwka und Neskutschne. In der Region ragt das von Russland kontrollierte Gebiet in das von der Ukraine gehaltene Gebiet hinein. Die Gegend hat sich zu einem von mehreren Zentren heftiger Kämpfe entwickelt. Das Verteidigungsministerium in Moskau hat den russischen Rückzug aus den Dörfern nicht bestätigt. Einige Militärblogger haben den Verlust der russischen Kontrolle über diese Orte indes eingeräumt.
Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete
09:24 Uhr
Russland nimmt erste Privatarmee unter Vertrag
Das russische Verteidigungsministerium hat nach eigenen Angaben vor dem Hintergrund des andauernden Streits mit der Söldnertruppe Wagner eine erste Privatarmee unter Vertrag genommen. Das Dokument sei zwischen dem Ministerium und der Spezialeinheit “Achmat” unterzeichnet worden, heißt es in einer Pressemitteilung der Behörde. “Achmat” ist die Kampfeinheit des tschetschenischen Machthabers Ramsan Kadyrow.
Am Wochenende hatte das Verteidigungsministerium angekündigt, bis zum 1. Juli alle auf Moskauer Seite kämpfenden Privatarmeen unter seine Befehlsgewalt nehmen zu wollen. Vorausgegangen waren monatelange Kompetenzstreitigkeiten mit der Söldnergruppe Wagner des Oligarchen Jewgeni Prigoschin, die für Moskau im Raum der ostukrainischen Stadt Bachmut aktiv war. Allerdings hat sich Prigoschin dieser Anweisung schon widersetzt. Er begründete den Schritt damit, dass Verteidigungsminister Sergej Schoigu kaum in der Lage sei, die regulären Truppen ordentlich zu führen.
08:51 Uhr
London: Schoigu inszeniert sich als Stratege
Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu inszeniert sich im Angriffskrieg gegen die Ukraine nach britischer Einschätzung zunehmend als zentrale Figur – auch mit übertriebenen Behauptungen zu Verlusten auf ukrainischer Seite. Der Vertraute von Präsident Wladimir Putin wolle offenbar im Lichte der ukrainischen Gegenoffensive als führender Stratege erscheinen, teilte das britische Verteidigungsministerium in seinem täglichen Bericht mit. “Schoigu ist sich wahrscheinlich der Notwendigkeit bewusst, angesichts der zunehmend unverhohlenen Kritik einiger Landsleute ein positives Image aufrechtzuerhalten”, schrieb die Behörde auf Twitter.
Zuletzt habe der Minister sich mehrmals zu russischen Verteidigungsoperationen geäußert, darunter seien “mit ziemlicher Sicherheit stark übertriebene Behauptungen über die ukrainischen Verluste”. Er habe zudem öffentlichkeitswirksam die russische Rüstungsindustrie aufgefordert, ihre Anstrengungen zu verdoppeln, und Beamte kritisiert, dass sie nicht schnell genug gepanzerte Reservefahrzeuge an die Front geschickt hätten. Die öffentlichen Auftritte stünden in Kontrast zu anderen Schlüsselmomenten des Krieges, als Schoigu nicht zu sehen war, hieß seitens des britischen Verteidigungsministeriums.
08:51 Uhr
Nordkorea will Zusammenarbeit mit Russland stärken
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un will die Zusammenarbeit mit Russland ausbauen. Die Freundschaft zwischen beiden Ländern bestehe seit Jahrhunderten und stelle ein “wertvolles strategisches Gut” für beide Seiten dar, schrieb Kim zum heutigen russischen Nationalfeiertag in einer Grußbotschaft an Russlands Präsidenten Wladimir Putin. Er sei bereit, im Einvernehmen mit Putin die “strategische Kooperation zwischen der Volksrepublik und Russland” noch enger zu gestalten, wurde Kim von den staatlich kontrollierten nordkoreanischen Medien zitiert.
Vor dem Hintergrund des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine sprach Kim von “voller Unterstützung und Solidarität”, die seine Landsleute senden würden. “Die Gerechtigkeit wird mit Sicherheit siegen und das russische Volk wird weiter die Geschichte des Siegs preisen.” Schon nach der russischen Invasion in die Ukraine hatte Nordkorea Moskau seine Unterstützung zugesichert. So erkannte die Führung in Pjöngjang im vergangenen Jahr nach Russland und Syrien ebenfalls die ostukrainischen Gebiete Donezk und Luhansk als unabhängige Staaten an. Die Ukraine hatte daraufhin die diplomatischen Beziehungen zu Nordkorea abgebrochen.
08:37 Uhr
Luftwaffe: Eskalation mit Russland bei Luftübung vermeiden
Heute startet die NATO-Übung “Air Defender 2023” im europäischen Luftraum. Die Luftwaffe will nach eigenen Angaben mit dem Manöver gemeinsam mit den beteiligten NATO-Partnern Stärke zeigen, aber eine Eskalation mit Blick auf Russland vermeiden. “Wir tun alles, damit es nicht eskalierend wirkt”, sagte der Inspekteur der Luftwaffe, Ingo Gerhartz, im RBB-Inforadio. Beispielsweise würden keine Flüge in Richtung Kaliningrad unternommen werden. Die Übung solle die Verteidigungsbereitschaft des Militärbündnisses unterstreichen, sagte Gerhartz im ZDF-“Morgenmagazin”. “Das wesentliche Signal ist, dass wir in der Lage sind, uns zu verteidigen.”
Das Manöver “Air Defender 2023” ist die größte Luftwaffenübung seit Bestehen der NATO. An der Übung unter deutscher Führung nehmen bis zum 23. Juni 25 Nationen sowie die NATO teil. Nach Angaben der Bundeswehr sind rund 10.000 Soldatinnen und Soldaten und 250 Flugzeuge beteiligt. “Dass das natürlich jetzt auch in eine ganz besondere Zeit fällt mit Blick auf den Krieg in der Ukraine – ich meine, das ist auch offensichtlich”, so Gerhartz im RBB. Das Luftmanöver war bereits vor Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine geplant worden.
06:47 Uhr
Russland meldet Zerstörung von deutschen Panzern
Russische Truppen haben nach Angaben der Regierung in Moskau mindestens sieben deutsche “Leopard 2”-Panzer und fünf “Bradley”-Schützenpanzer aus US-Produktion zerstört. In der Region Saporischschja sei eine Kolonne gepanzerter Fahrzeuge getroffen worden, teilte das russische Verteidigungsministerium mit.
Im russischen Staatsfernsehen wurde gezeigt, wie Verteidigungsminister Sergej Schoigu Medaillen an Soldaten verleiht, die nach russischen Angaben bei der Abwehr eines ukrainischen Gegenangriffs deutsche und US-amerikanische Panzer zerstört haben sollen. Schoigu übergab den Soldaten den goldenen Stern “Held Russlands” – die höchste militärische Auszeichnung des Landes. Auf einem Video war zu sehen, wie russische Drohnen in der Region Saporischschja Panzer mit ukrainischer Besatzung treffen. Der Ort der Aufnahme konnte bestätigt werden, nicht aber das Datum.
Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
05:51 Uhr
Vize-Außenminister Melnyk bittet um mehr Panzer
Angesichts der Zerstörung von durch westliche Verbündete gelieferten Panzern bei russischen Angriffen werden in der Ukraine erneut Rufe nach einer stärkeren Unterstützung insbesondere aus Deutschland laut. “Die ukrainische Armee braucht am dringendsten viel mehr westliche Kampfpanzer, Schützenpanzer und weitere gepanzerte Fahrzeuge”, sagte der ukrainische Vize-Außenminister Andrij Melnyk dem Berliner “Tagesspiegel”. “Jeder ‘Leopard 2’ ist für die entscheidende Offensive buchstäblich Gold wert”, ergänzte der ehemalige ukrainische Botschafter in Berlin.
Aus seiner Sicht sei die Bundeswehr in der Lage, mehr als die bereits gelieferten 18 Stück aus ihrem Bestand von mehr als 300 zur Verfügung zu stellen, sagte Melnyk. Die aktuelle Zahl könne “verdreifacht werden, ohne die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands zu gefährden”. Melnyk bat außerdem darum, der ukrainischen Armee “weitere 60 Marder-Schützenpanzer” zu überlassen.
05:09 Uhr
Selenskyj erweitert Sanktionsliste
Der ukrainische Präsident Selenskyj hat weitere 178 Menschen auf eine Sanktionsliste gesetzt, die “dem Bösen dienen, zu dem der russische Staat geworden ist. Das teilte er in einer Videobotschaft mit. Es gehe um Verantwortliche, die Freiheiten zerstört hätten und eine Schlüsselrolle spielten bei Repressionen in den besetzten Gebieten der Ukraine und in Russland selbst. Jeder “Komplize der russischen Diktatur” werde zur Verantwortung gezogen, versprach er.
Zugleich wies Selenskyj auf Erfolge im Krieg gegen Russland hin. So seien einmal mehr durch Verhandlungen 95 ukrainische Kämpfer aus russischer Gefangenschaft freigekommen. Er lobte auch das offensive Vorgehen der ukrainischen Streitkräfte gegen die russischen Besatzer.
04:57 Uhr
IAEA besorgt über Wasserstand des Stausees
Die Atomenergieagentur IAEA dringt nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms auf einen breiteren Zugang zur Umgebung des Kernkraftwerks Saporischschja. Der Wasserstand des Damms sei am Wochenende zwar etwa einen Tag lang stabil gewesen, erklärte IAEA-Chef Rafael Grossi. “An anderen Stellen des riesigen Stausees sinkt der Pegel jedoch weiter, was zu einer möglichen Differenz von etwa zwei Metern führt.”
Die Höhe des Wasserspiegels sei ein wichtiger Parameter für die weitere Funktionsfähigkeit der Wasserpumpen. Das Wasser aus dem Stausee wird IAEA-Angaben zufolge zur Kühlung der sechs Reaktoren der Anlage und zur Lagerung abgebrannter Brennelemente verwendet.
04:57 Uhr
Der Liveblog vom Samstag zum Nachlesen
Bei der Evakuierung von Zivilisten aus dem Überschwemmungsgebiet bei Cherson ist ein Rettungsboot beschossen worden. Es gab mindestens drei Tote. Die Ukraine und Russland haben erneut Gefangene ausgetauscht.