In Westminster Abbey wird Charles III. am 6. Mai zum König gekrönt. Was das Bauwerk so einzigartig macht.
Es dürfte das TV-Event des Jahres sein, wohl mit den weltweit meisten Zuschauern: Am 6. Mai wird Charles III. zum König von Großbritannien und Nordirland gekrönt.
Das Erste zeigt “Die Krönung in London” live ab 10.30 Uhr, u.a. mit Korrespondentin Annette Dittert.
RTL strahlt ab 9 Uhr ein “Exclusiv spezial: Endlich König!” mit Kommentaren von Frauke Ludowig und Guido Maria Kretschmer aus.
Sat 1 präsentiert ab 9.30 Uhr die Livebilder der Krönung, kommentiert u.a. von Joachim “Joko” Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf.
Das ZDF bietet ab 19.25 Uhr mit Königshaus-Expterin Julia Melchior eine Zusammenfassung der Krönung.
Mit der Thronbesteigung hatte der heute 74-Jährige sicher früher gerechnet. Gefühlt verbrachte der einstige Prince of Wales sein ganzes Leben in Wartestellung. Doch die lange Zeitspanne relativiert sich im Angesicht des Orts seiner Krönung. Westminster Abbey ist das größte Heiligtum Englands. Seit beinahe einem Jahrtausend, genauer gesagt dem Jahr 1066, wurden hier alle Könige und Königinnen gekrönt. Damals sah das Bauwerk noch ganz anders aus. Ursprünglich stand hier eine um das Jahr 960 gegründete bescheidene Klosterkirche. Ab 1245 entstand der bis heute erhaltene Prachtbau.
Die letzte Ruhestätte für Darwin, Dickens und Newton
Doch es ist nicht nur die Kirche der Könige. Englische Nationalhelden fanden in Westminster Abbey ihre letzte Ruhestätte, unter ihnen Charles Darwin und Isaac Newton. Zusätzlich gibt es die sogenannte Poets’ Corner: In der “Dichterecke” im Querschiff der Kirche sind Größen wie Charles Dickens, der deutsch-britische Komponist Georg Friedrich Händel und der Schauspieler Laurence Olivier begraben.
Eine der größten Attraktionen der Kirche steht normalerweise in der Ecke neben dem Westtor. Doch für den 6. Mai wird der Krönungsstuhl ins Zentrum gerückt – wie bei jeder Inthronisation seit 1308. Auf dem antiken Holzmöbel wird Charles die St. Edward’s Crown empfangen. Für die Monarchie hat der Krönungsstuhl eine größere Bedeutung als der eigentliche Thron. Von Letzterem besitzt die Königsfamilie mehrere Ausführungen. Zwei davon, für Charles und Ehefrau Camilla, sollen zur Krönung in der Kirche aufgebaut werden. Am Programm für die Feierlichkeiten feilt der Buckingham Palace seit Monaten. Deckname des Projekts: Operation Golden Orb, zu Deutsch: Operation Goldener Reichsapfel. Noch immer sind nicht alle Details bekannt. An zentralen Punkten der Zeremonie werden die traditionsbewussten Windsors wohl auch diesmal festhalten. Und dennoch: Charles’ Krönung wird sich von der seiner Mutter in einigen Punkten unterscheiden. Elizabeth II. wurde 1953 als 27-Jährige in Westminster Abbey gekrönt. Damals dauerte der Festakt fast drei Stunden, 8000 Gäste waren geladen. König Charles strebt ein strafferes Programm an und will auch die Besucherzahl auf ein Viertel reduzieren, also auf 2000 Gäste. Außerdem dürfte der Dresscode 2023 etwas weniger formell sein als vor 70 Jahren: Die geladenen Mitglieder des britischen Oberhauses, des House of Lords, sollen laut der Wochenzeitung „The Telegraph“ bereits gebeten worden sein, auf die eigentlich üblichen Krönungsroben zu verzichten.
Was Charles selbst tragen wird, ist noch offen. Laut Berichten soll er statt der traditionellen Kniebundhose samt seidenen Strümpfen seine Militäruniform präferieren.
Auch die Änderung beim Salbungsprozedere ist wohl ganz im Sinn des umweltbewussten Monarchen: Statt wie früher mit Öl aus tierischen Produkten wird Charles nun mit rein veganem Öl gesalbt. Dieses stammt aus Jerusalem und wurde mit Jasmin, Zimt und Orangenblüten parfümiert. Nach dem Ende der Krönung werden sich Charles III. und Camilla zurück zum Buckingham Palace begeben. Ihr Fahrzeug für die knapp zwei Kilometer lange Route: die Gold State Coach. Die luxuriöse Kutsche (Baujahr 1762) muss von mindestens acht Pferden gezogen werden und ist komplett vergoldet. So viel Prunk muss dann wohl doch sein.