Jedes Jahr wüten die Waldbrände in Europa heftiger und länger – wie auf der griechischen Ferieninsel Rhodos, wo diese Woche zehntausende Urlauber in einer beispiellosen Aktion gerettet werden mussten. Auch in Italien und Spanien lodern die Feuer. Die Flammenhölle in Südeuropa hier im Ticker.
Waldbrände wüten auf Korsika – Kloster wird evakuiert
10.39 Uhr: Waldbrände haben auf der französischen Mittelmeerinsel Korsika in der Nacht zum Mittwoch mehr als 200 Hektar Land zerstört. Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin schrieb auf Twitter, dass wegen des Feuers auch das Kloster von Corbara im Norden der Insel geräumt worden sei. Rund 200 Feuerwehrleute seien im Einsatz gewesen.
Die Feuerwehr schrieb am späten Dienstagabend von einem Brand im nordkorsischen Ort Pigna. Starker Wind fache die Flammen an. Französischen Medienberichten zufolge hatte es zunächst zwei Brände unweit voneinander gegeben, die sich später zu einem Feuer entwickelt hätten. Der Präsident des korsischen Exekutivrats, Gilles Simeoni, schrieb auf Twitter, die beiden Feuer seien durch Brandstiftung entstanden.
Tausende Helfer retten beliebtes Feriendorf im Südosten von Rhodos
09.13 Uhr: Der griechischen Feuerwehr und rund 3000 Helfern ist es in der Nacht zum Mittwoch gelungen, das beliebte Feriendorf Gennadi im Südosten der Insel Rhodos zu retten. Wie örtliche Medien am Mittwoch weiter berichteten, wurden mit dem ersten Tageslicht erneut Löschflugzeuge und -helikopter eingesetzt, um die Flammen zu bekämpfen. Nach am Dienstagabend war berichtet worden, dass das Dorf aufgegeben worden sei. Der gefährlichste Brand auf Rhodos tobt noch im Raum der Ortschaft Mesanagros, berichtete das örtliche Nachrichtenportal Rodiaki.
Besser war die Lage auf der anderen Ferieninsel Korfu im Nordwesten Griechenlands. Dort gab es im Norden keine große Feuerfront mehr, berichtete der staatliche Regionalsender ERA-Korfu. Auch dort waren Löschflugzeuge im Einsatz, um die kleineren Brände zu löschen, hieß es.
Auch auf der Insel Euböa im Nordosten Athens war die Lage am Mittwochmorgen besser als in den vergangenen drei Tagen, berichtete der staatliche Rundfunk.
Feuergefahr weiter extrem hoch – 46 Grad am Mittwoch
Mittwoch, 26. Juli, 06.53 Uhr: Im Südosten der Ferieninsel Rhodos kämpfen die Menschen weiter gegen die Flammen. Mindestens 3000 freiwillige Helfer sind nach Berichten des staatlichen Rundfunks aus allen Regionen der Insel nach Gennadi und Lindos gekommen. Mit Tränen in den Augen sagte ein Einwohner einem Reporter vor Ort: „Ich werde hier sterben, wenn es sein muss. Ich liebe diese Insel“. Touristen sind nicht in Gefahr. Viele der Menschen, die am Samstag im Sicherheit gebracht worden waren, sind bereits abgereist.
Der griechische Zivilschutz informierte darüber, dass der Mittwoch extrem heiß werden soll – bis 46 Grad und vielleicht mehr. „Es ist ein explosiver Cocktail. Hitze, Winde und Brände“, sagte eine Meteorologin am Dienstagabend. Das Ende der Hitze werde am Donnerstag kommen. Dann werden Temperaturen um die 35 Grad erwartet.
Unzählige Tiere verendeten, teilten Tierschutzorganisationen mit. Ersten Schätzungen nach sollen allein auf der Insel Rhodos 150 Quadratkilometer Wald und landwirtschaftlich genutztes Land zerstört worden sein, berichtete der staatliche Rundfunk.
Auch auf den Inseln Euböa und Korfu kämpften die Feuerwehren gegen die Flammen. Auf Euböa stürzte am Dienstag ein Löschflugzeug ab. Zwei griechische Piloten kamen ums Leben, wie die Regierung mitteilte. Auf Korfu mussten wegen starker Rauchbildung und der heranrückenden Flammen drei kleine Dörfer evakuiert werden.
Der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz Janez Lenarcic warnte am Dienstagabend auf Twitter: „In den nächsten zwei Tagen wird die Feuer-Gefahr im Mittelmeerraum voraussichtlich extrem hoch bleiben.“
Zwei Piloten sterben bei Absturz von Löschflugzeug
17.46 Uhr: Bei dem Absturz eines Löschflugzeuges in Griechenland während eines Einsatzes auf der Insel Euböa sind zwei Menschen gestorben. Die zwei Piloten im Alter von 34 und 27 Jahren sind ums Leben gekommen, teilte der Generalstab der griechischen Luftwaffe am Dienstag mit.
Das griechische Verteidigungsministerium ordnete eine dreitägige Trauer für die Streitkräfte an. Der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis habe zudem eine für Mittwoch geplante Reise in die Republik Zypern abgesagt, teilte sein Büro mit.
Löschflugzeug über griechischer Insel abgestürzt – Hubschrauber sucht danach
14.34 Uhr: Ein Löschflugzeug ist in Griechenland während eines Einsatzes auf der Insel Euböa abgestürzt. Dies berichtete das griechische Staatsfernsehen. Ob die Piloten den Absturz am Dienstag überlebt haben, war zunächst unklar.
Nach ersten Informationen des Staatsrundfunks handelt es sich um ein Flugzeug des griechischen Zivilschutzes und nicht um eine ausländische Maschine, die im Kampf gegen die Flammen unterstützen. Mit einem Hubschrauber werde nach der abgestürzten Maschine gesucht, berichtete ein Reporter des Staatsrundfunks weiter.
Brand im Norden von Korfu wieder aufgeflammt – Dorf evakuiert
13.43 Uhr: Wegen starker Rauchbildung und einer Unterbrechung der Stromversorgung ist am Dienstag das Dorf Loutses im Norden der Ferieninsel Korfu evakuiert worden. Die Einwohner erhielten per SMS einen entsprechenden Aufruf des griechischen Zivilschutzes. Das griechische Fernsehen zeigte einige Touristen, die zu Fuß die Ortschaft verließen. Busse warteten auf sie am Rande des Dorfes, um sie in Sicherheit zu bringen. Der Brand auf Korfu ist deutlich kleiner als der auf der Insel Rhodos, wie die Feuerwehr mitteilte. Der griechische Zivilschutz ordnet bei kleinster Gefahr vorbeugend die Evakuierung von Dörfern an.
Waldbrände auch in Kroatien
12.59 Uhr: Die Extremhitze in Südeuropa bleibt. In Italien, Griechenland und der Türkei sind bis zu 45 Grad zu erwarten. Erst ab Mittwoch sollen die Temperaturen in Italien wieder fallen, in Griechenland und der Türkei erst ab Donnerstag. Am Wochenende könnte es aber gleich wieder heißer werden.
Neben Korfu, Sizilien und Rhodos sind auch Waldbrände in Kroatien ausgebrochen. In der Nacht fachten starke Winde Feuer in der Region rundum der Hauptstadt Dubrovnik an. Viele Einsatzkräfte der Feuerwehr und zwei spezielle Löschflugzeuge sind im Kampf gegen die Flammen im Einsatz.
„Es wird Jahre dauern, bis sich alles wieder erholt hat“
12.32 Uhr: Die Situation auf Korfu bleibt angespannt. Das Dorf Perithia auf der Insel muss aufgrund der herannahenden Flammen evakuiert werden, wie RTL berichtet. Die Situation vor Ort sei gefährlich. Hubschrauber kreisen über dem Dorf, viele Einsatzkräfte der Polizei und Feuerwehr sind im Einsatz. Noch ist das Feuer in den Bergen und hat die Häuser nicht erreicht, die Evakuierung sei zum aktuellen Zeitpunkt eine Vorsichtsmaßnahme.
„Die Situation ist wirklich schlecht. Es besteht keine Gefahr für die Touristen. Aber die Berge brennen, es sind Waldbrände, die schwer zu kontrollieren sind“, sagte Spyridoula Kokkali, die Vize-Bürgermeisterin gegenüber RTL. „Wir tun, was wir können. Wir können jede Hilfe gebrauchen.“
„Es ist ein Krieg. Es wird Jahre dauern, bis sich alles wieder erholt hat“, so die Frau, die den Tränen nahe ist. „Es ist offensichtlich, dass es Brandstiftung war. Anders ist es nicht zu erklären. Es ist ein großes Problem.“
Kampf gegen die Flammen: Viel Hilfsbereitschaft auf Rhodos
11.32 Uhr: Keine Pause bei der Brandbekämpfung auf Rhodos: In der Nacht zu Dienstag steigen wieder dicke Rauchwolken auf, diesmal nahe der Ortschaft Vati. Bald stehen mehrere Hektar Wald in Flammen, der Wind treibt das Feuer rasend schnell die Hügel entlang. Strom gibt es seit 23 Uhr nicht mehr, vermutlich sind wieder Strommasten abgebrannt. Viele Ortschaften in der Umgebung liegen im Dunklen, auch in der Stadt Lindos brennt kein Licht.
Die freiwilligen Helfer machen trotzdem weiter. Sie haben in Lindos und im Ort Pefkos Sammelstellen für Getränke und Nahrungsmittel für die Brandbekämpfer eingerichtet. Über soziale Netzwerke können sich die Feuerwehrleute und die privaten Helfer melden und angeben, wo sie derzeit löschen und Bedarf haben. Dann fahren die Freiwilligen los und bringen Wasser und Lebensmittel für die kräftezehrende Löscharbeit.
Viele Insulaner fungieren außerdem als Wachposten, um neue Brandherde rechtzeitig zu entdecken. Auf Quads und Motorrädern patrouillieren sie im Halbstundentakt durch die Dunkelheit, um neue Flammen entweder sofort selbst zu löschen oder die Feuerwehr zu rufen.
Allerdings wachsen mit jedem Tag, den es weiter brennt, die Müdigkeit und vor allem auch die Verzweiflung – bei den freiwilligen Helfern ebenso wie bei allen Bewohnern der Insel. „Womit haben wir das verdient? Hat das denn nie ein Ende? Es ist schlimm, schlimm, schlimm!“, ruft Gastronomin Evcharis, während sie weit entfernt vom Feuer in ihrer Taverne in Rhodos-Stadt ausländischen Gästen Zaziki, Tomatensalat und Lammrippchen serviert.
Es gibt für die Menschen kein anderes Thema mehr – höchst emotional wird es insbesondere dann, wenn über die Ursachen der Brände diskutiert wird. Geschichten über Festnahmen mutmaßlicher Brandstifter kursieren ebenso wie Berichte über Camping-Gaskartuschen, die Feuerwehrleute an Brandherden gefunden haben sollen. Verifizieren lässt sich das alles vorerst nicht. Das griechische Ministerium für Bürgerschutz hat Ermittlungen einleiten lassen.
Feuer auf Sizilien – Flughafen muss schließen
9.59 Uhr: Der Flughafen von Palermo auf der italienieschen Insel Sizilien musste schließen. Grund ist ein riesiges Feuer, dass den Flugplatz umzingelt. Das schreibt der Flughafen auf Twitter und teilt dazu ein Video.
Auf der italienischen Mittelmeerinsel sind in der Nacht zu Dienstag größere Wald- und Flächenbrände ausgebrochen. Betroffen sind insbesondere der Norden und dort Palermo und Umgebung. Ein großes Feuer auf den Hügeln rund um die Hauptstadt der Insel hat am frühen Dienstagmorgen das Gelände des dortigen Flughafens erreicht. Der Airport bleibt daher vorübergehend bis 11.00 Uhr gesperrt. Mehrere Flüge wurden bereits gestrichen oder werden umgeleitet.
In Palermo und der umliegenden Provinz ist die Feuerwehr nach eigenen Angaben mit 30 Teams im Einsatz, um die zahlreichen Brände zu bekämpfen. Auf Fotos und Videos war zu sehen, wie die Feuer in der Ferne bedrohlich lodern.
Starke Winde fachen Waldbrände auf Rhodos weiter an – noch zwei Tage Extremhitze
Dienstag, 25. Juli um 7.59 Uhr: Starke Winde fachen weiterhin die Waldbrände auf der griechischen Ferieninsel Rhodos an. Sechs Dörfer nördlich und westlich der antiken Stätte von Lindos sind bedroht. Mit dem ersten Tageslicht wurden erneut Löschflugzeuge und -helikopter eingesetzt, um die Flammen in den Griff zu bekommen, wie die Feuerwehr am Dienstagmorgen mitteilte. „Die Löscharbeiten gestalten sich wegen der drehenden Winde sehr schwierig“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr im staatlichen Rundfunk. Auch auf der Insel Euböa im Nordosten Athens toben rund um die Hafenstadt Karystos Brände, die Dörfer bedrohen.
Unterdessen warnte das Wetteramt vor extrem hohen Temperaturen, die an diesem Dienstag und vor allem am Mittwoch in fast allen Landesteilen herrschen sollen. „Die Thermometer könnten vor allem am morgigen Mittwoch 46 und mehr Grad zeigen“, sagte eine Meteorologin im Nachrichtensender Skai. Am Donnerstag wird dann eine Abkühlung auf etwa 35 Grad erwartet.
Anderswo in Griechenland gibt es Brände auf der Halbinsel Peloponnes nahe der Hafenstadt Egion sowie auf der Insel Korfu. Diese Brände sind aber eingedämmt worden und bedrohen keine bewohnten Gebiete, wie die Feuerwehr mitteilte.
TUI bringt bis Freitag keine Urlauber nach Rhodos
18.45 Uhr: Am Abend teilte der Reisekonzern TUI mit, bis einschließlich Freitag (28. Juli) keine Gäste auf die Insel zu bringen. Die geplanten Flüge finden demnach aber statt, um Gäste wieder nach Deutschland zurückzubringen. Gäste mit Buchungen, deren Urlaub in den kommenden Tagen bis einschließlich Sonntag (30. Juli) beginnt, könnten kostenlos auf andere Ziele umbuchen oder ihre Reise stornieren. Alle Buchungen von Tui Reisen in den südöstlichen Teil der Insel werden darüber hinaus bis einschließlich Sonntag storniert. Gäste, die in den kommenden vier Wochen eine Reise in den südöstlichen Teil der Insel gebucht haben, können gebührenfrei auf eine andere Tui-Destination umbuchen, hieß es.
TUI organisiert Sonderflüge für Rücktransport aus griechischem Waldbrandgebiet
16.30 Uhr: Der Reisekonzern TUI hat am Montag weitere Flugzeuge eingesetzt, um Urlauber von der griechischen Urlaubsinsel Rhodos zurück nach Deutschland zu fliegen. Insgesamt sechs zusätzliche Flugzeuge brachten Reisende unter anderem nach Hannover, Frankfurt und Stuttgart sowie nach Großbritannien, wie TUI erklärte. Auf Rhodos wüteten die außer Kontrolle geratenen Waldbrände derweil weiter.
Alleine am Wochenende mussten 30.000 Menschen vor den Flammen flüchten, sie wurden mit Bussen und Schiffen in Sicherheit gebracht oder flüchteten auf eigene Faust. Rhodos ist eine der beliebtesten Urlaubsinseln Griechenlands, alleine TUI hatte nach eigenen Angaben am Sonntag rund 39.000 Gäste auf der Insel, 7800 davon waren direkt von der Situation betroffen, erklärte das Unternehmen.
Weitere zusätzliche Flüge unter anderem nach Dänemark, seien geplant, erklärte Tui. Zudem versorgten 300 Mitarbeitende im Südosten von Rhodos betroffene Reisende mit Ersatzunterkünften, Lebensmitteln und Getränken. Am Sonntag hatte TUI angekündigt, vorerst keine Touristen mehr nach Rhodos zu fliegen.
Veranstalter canceln Rhodos-Reisen – Sonderflüge nach Deutschland
14.00 Uhr: Einige große deutsche Veranstalter haben am Montag weitere Reisen auf die von schweren Bränden betroffene griechische Urlaubsinsel Rhodos abgesagt. DER Touristik verlängerte zum Wochenbeginn die Zeitspanne, in der sie keine Trips in die gefährdeten Gebiete mehr anbieten wollen, wie eine Sprecherin mitteilte. Abgesagt würden nun alle Reisen in den Süden von Rhodos bis einschließlich Anreise am Samstag (29. Juli). Gleiches gelte für Aufenthalte in Hotels, die auf der griechischen Insel Korfu in der offiziellen Warnzone liegen. Veranstalter FTI storniere alle Reisen nach Rhodos bis einschließlich Mittwoch (26. Juli), sagte eine Sprecherin.
Tui meldete am Montag keinen neuen Stand verglichen mit Sonntag. Der Reisekonzern bringt bis einschließlich Dienstag keine Touristen mehr auf die Ferieninsel. Man versuche weiterhin, die Gäste so schnell wie möglich rauszuholen, sagte eine Sprecherin am Montag.
Der Fokus liegt derweil auf der Rückreise der Touristen nach Deutschland. Der Deutsche Reiseverband (DRV) teilte am Montag mir: „Die Reiseveranstalter haben heute, morgen und am Mittwoch zahlreiche Sonderflüge im Einsatz, um die von den Evakuierungen betroffenen Reisegäste zurück nach Hause zu bringen.“
Airlines halten an ihren planmäßigen Flügen von und nach Rhodos vorerst fest. „Damit stellen wir auch Kapazitäten für die aktuell höhere Nachfrage von Rhodos zurück nach Deutschland zur Verfügung“, sagte eine Eurowings-Sprecherin am Montag. Auch Condor fliegt weiter von und nach Rhodos, wie eine Sprecherin sagte. Rhodos sei vor allem ein Ziel für Pauschalreisende, einzelne Flugtickets ohne komplettes Reisepaket würden eher weniger gebucht. Auch die Lufthansa-Flüge sollen einem Sprecher zufolge weiter stattfinden – die nächsten Flüge der größten deutschen Airline seien aber ohnehin erst fürs kommende Wochenende geplant.
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cei/dpa