Grüne Revolution
„Glücklicher Zufall“: Ein deutsches Start-up erfand einen Öko-Asphalt
Biobitumen wird auf einen Radweg aufgetragen: Der Baukonzern Strabag ist Partner des Start-ups B2Square
© Stabag
Klimaneutralität zu erreichen ist eine Mammutaufgabe. Capital berichtet über eine Innovationen auf dem Weg dorthin. Diesmal: Biobitumen für den Straßenbau
Plötzlich berühmt
Bevor der Krieg in der Ukraine begann, hatten die wenigsten Bitumen auf dem Schirm. Als kein russisches Öl mehr floss, gehörte Bitumen plötzlich zu den Gütern, die drohten knapp zu werden. Es entsteht als Nebenprodukt bei der Rohölraffinerie. Das zähflüssige Gemisch aus Kohlenwasserstoffen ist die wichtigste Zutat im Asphalt und dient als Klebemittel. Dazu kommen Sand und etwas Gesteinsmehl. Es wird vor allem für den Straßenbau gebraucht, aber auch auf Dächern, in Waschmaschinen und Tiefseekabeln findet sich Bitumen. Pro Tonne fallen etwa 360 Kilogramm CO₂ an.
Innovation
Das Start-up B2Square hat Bitumen in einer Biovariante entwickelt: Statt aus Erdöl besteht es aus natürlich vorkommendem Kohlenwasserstoffharz und einem Extrakt aus Cashewnussschalen, in denen CO₂ – ähnlich wie in Biokohle – gespeichert ist. Die Zutaten für das Biobitumen können kalt vermischt und direkt verarbeitet werden, anders als herkömmliches Bitumen, das in der Regel in beheizten Tanks aufbewahrt wird.
In der Praxis
Der Öko-Asphalt liegt auf Straßen in Bremen, Japan und Südafrika. 2022 wurden 50 Tonnen Biobitumen produziert, 2023 sollen es 500 Tonnen werden. Neuer Partner des Start-ups ist der Baukonzern Strabag.
„Das grüne Produkt war ein glücklicher Zufall“

Frank Albrecht, Gründer B2Square
© Jewgeni Roppel/PR
Wie kamen Sie darauf, Biobitumen herzustellen?
Aus Produzentensicht ist konventionelles Bitumen ein entbehrliches Produkt der Mineralölindustrie. Für unsere Kunden, etwa Asphalthersteller, ist es unverzichtbar. So entstand die Idee, Bitumen gezielt und jenseits der Erdölproduktion herzustellen. Dass dabei ein grünes Produkt herauskam, war ein glücklicher Zufall.
Hat der Krieg Ihr Geschäft angeschoben, als kein russisches Öl mehr ankam?
Bisher nicht. Es gab zwar Versorgungsängste, am Ende ist der Engpass aber nicht eingetreten.
Worum geht es Ihren Kunden?
Sie wollen unabhängiger von der Mineralölindustrie werden, auch wenn wir nicht den kompletten Bedarf decken können. Und wenn ein Möbelhaus sagen kann, wir haben nicht nur eine Tankstelle für E-Autos, sondern unser Parkplatz bindet CO₂, ist das ein anderes Einkaufserlebnis.