Bei Jüterbog in Brandenburg ist die Feuerwehr weiterhin im Einsatz gegen einen Waldbrand, der sich auf 35 Hektar ausgebreitet hat. Aufkommender Wind verschlechtert nach Angaben der Einsatzleitung die Lage.
- Feuer in munitionsbelastetem Wald bei Jüterbog weitet sich aus
- Betroffen sind jetzt 150 Hektar
- Auf den erwogenen Einsatz von Löschpanzern wird verzichtet
- Rettungskräfte gehen von noch tagelangem Einsatz aus
- Ein weiteres Waldstück ist in Brand geraten
Der Waldbrand, der am Mittwochabend auf einem Truppenübungsplatz in der Nähe von Jüterbog (Teltow-Fläming) ausgebrochen ist, hat sich am Samstag massiv ausgebreitet. Die Fläche ist bis zum Abend auf 150 Hektar angewachsen, wie die Feuerwehrleitstelle dem rbb mitteilte. Das ist fast fünfmal so viel wie noch am Freitagabend. Der Grund ist laut Einsatzleitung vor allem das windige Wetter. Es habe die Glutnester weiter angefacht.
Aus dem Norden des Landkreises kam am Samstag Unterstützung. Mit insgesamt bis zu 32 Fahrzeugen war die Feuerwehr im Einsatz. Um die Entwicklung des Feuers zu verfolgen, ist auch eine Drohne im Einsatz, die Temperaturen messen kann. Sie lieferte am Samstag stündlich ein aktuelles Bild. Zwischenzeitlich hatte die Einsatzleitung erwogen, Lösch- und Bergepanzer einzusetzen. Dies wurde aber nicht umgesetzt.
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Feuerwehr geht von langem Einsatz aus
Da keine Ortschaften in Gefahr seien, werde der Einsatz von Löschflugzeugen nicht mehr fortgesetzt, sagte die stellvertretende Bürgermeisterin von Jüterbog, Christiane Lindner-Klopsch. Das sei einerseits eine Kostenfrage: Der Einsatz der Flugzeuge koste etwa 3800 Euro pro Stunde. Andererseits sei die Fläche aber auch so groß, dass die Flugzeuge nicht mehr effektiv seien, sagte Lindner-Klopsch. “Es würde an einer Stelle gelöscht werden und an einer anderen Stelle würden sich die Feuer ausbreiten.” Deshalb habe die Einsatzleitung beschlossen, die Brände auf Schutzstreifen zulaufen zu lassen und dort zu löschen.
Weil das Gelände stark mit Munition belastet ist, können die Einsatzkräfte nicht nah an die Brandherde heranfahren, sondern müssen auf munitionsbefreiten Wegen bleiben. Ziel sei es, durch mehrere Riegelstellungen zu verhindern, dass das Feuer auf weitere Flächen übergreifen kann, sagte ein Feuerwehrsprecher.
Voraussichtlich werde der Einsatz im Laufe der Nacht auf Sonntag vorübergehend beendet, wenn die Temperaturen sinken und die Luftfeuchtigkeit steigt. Am Sonntagmorgen müsse die Lage dann neu bewertet werden. Wenn kein Regen kommt, werde man noch die ganze nächste Woche mit der Brandbekämpfung beschäftigt sein, schätzt die Feuerwehr.
Noch ein anderer Wald brennt
Unterdessen ist in der Nähe von Jüterbog am Samstag noch ein zweites Waldstück in Brand geraten. Wie ein Feuerwehrsprecher dem rbb sagte, brennt es an mehreren Stellen auf einem Gebiet im Forst Zinna zwischen Kolzenburg und Kloster Zinna. Der Brand dort ist demnach deutlich kleiner und erstreckt sich über eine Fläche von 3,65 Hektar.
Auch der Forst Zinna sei mit Munition belastet, so der Sprecher. Es sei aber möglich, auf befestigten Wegen näher an die Brandstellen heranzufahren. Man sei deshalb optimistisch, dass der Brand im Laufe des Samstagabends gelöscht werden könne.
Bisher größter Waldbrand des Jahres
Von den bisher insgesamt rund 70 Bränden in diesem Jahr ist der jetzige Brand bei Jüterbog der größte.
Landrätin Kornelia Wehlan (Linke) forderte vom Land Brandenburg die Übernahme der Einsatzkosten. Es müsse sichergestellt sein, dass das Land als Gesetzgeber die finanzielle Verantwortung übernehme, sagte sie am Freitagnachmittag dem rbb. “Waldbrandbekämpfung darf keine Kostenfrage sein. Es geht um Gut, um Naturraum und vor allem um Menschen”, sagte sie. Beim Waldbrand in Jüterbog sei eine schnelle und frühe Entscheidung durch den Landkreis über den Umfang des Einsatzes notwendig gewesen, jetzt dürfe man nicht auf den Kosten sitzen bleiben, betonte die Landrätin.
Die Gesamtkosten des Feuerwehreinsatzes im Wald bei Jüterbog könne man jetzt noch nicht beziffern. Man sei allerdings sparsam vorgegangen. So koste das bereits am Donnerstag eingesetzte Löschflugzeug 3.600 Euro pro Flugstunde. “Eine Maschine der Bundeswehr kostet stündlich 32.000 Euro, eines der Bundespolizei 16.000 Euro”, führte Wehlan aus.
Ein Löschflugzeug aus dem Harz unterstützt den Einsatz in Jüterbog
Sendung: rbb24 Inforadio, 02.06.2023, 17:20 Uhr