Wiesn-Besucher vor Landtagswahl: „Es reicht nicht mehr, 45 Jahre schwer zu arbeiten“, sagt Bäcker Franz (60)
Vor der Landtagswahl in Bayern bestimmen die bundespolitischen Themen das Meinungsbild der Oktoberfest-Besucher. Vor allem die Unzufriedenheit mit der Ampel-Koalition macht sich bemerkbar.
Wahlkampf gilt auf dem Münchner Oktoberfest als Tabu, die Unzufriedenheit mit der Ampel-Regierung macht sich jedoch auch unter den Wiesn-Besuchern bemerkbar. Wenn die Bayern am 8. Oktober wählen, sind es die großen Themen, die die Wahlentscheidung bestimmen.
„Du bist irgendwann am Ende“
Bäcker Franz Hubner aus Ingolstadt zeigt sich noch unentschlossen, wo er sein Kreuz machen soll. Als Gewerkschafter und Betriebsrat habe er unter der Ära Schröder und der Agenda 2010 den Glauben an die SPD verloren. „Bei der Linken finde ich mich auch nicht mehr“, sagt er. Die Grünen wiederum hätten viel versprochen und nur wenig davon eingehalten. CDU und CSU würden dagegen Zustände kritisieren, die sie in 16 Jahren Regierungsbeteiligung mit verursacht hätten.
Zuwanderung, Heizungesetz, Wohnraum, Energiepreise: Was aktuell bundesweit diskutiert wird, treibe auch die Bayern um, sagt Hubner. Dann spricht er über sich selbst: „Es reicht nicht mehr, 45 Jahre schwer zu arbeiten“, sagt der Bäcker. Er und seine Freunde seien nun alle um die 60 Jahre alt, sind seit dem 15. Lebensjahr sozialversicherungspflichtig beschäftigt. „Du bist irgendwann am Ende“, spürt Hubner. Doch von der Rente könnten sie alle jetzt noch nicht leben.
Geflüchtete sind ein Thema auf der Wiesn
2022 und 2023 stellten jeweils mehr als 200.000 Menschen einen Erstantrag auf Asyl, hinzu kommen mehr als eine Million Schutzsuchende aus der Ukraine. Doch ohne die entsprechende Infrastruktur böten sich auch für die Zugewanderten keine Perspektiven, sagt Bauer. „Deutschland kann die Welt nicht retten“, merkt sie an.
Mehr Blick auf Alltagsprobleme gewünscht
Ihre Familie habe sich zwar einen gewissen Wohlstand erarbeitet und repräsentiere nicht den Durchschnitt, sagt ihr Ehemann. Doch die Preissteigerungen der vergangenen Monate bekämen auch sie zu spüren.
„Die Preise gehen jetzt vielleicht runter, aber dafür werden die Verpackungen kleiner“, sagt Bauer. Beim Einkaufen habe sie nicht den Eindruck, dass sich die Inflationsrate auf einem niedrigeren Niveau bewegt als noch im Vorjahr. Das Statistische Bundesamt schätzt die Inflationsrate für September auf 4,5 Prozent – dem niedrigsten Wert seit dem russischen Großangriff auf die Ukraine im Februar 2022.
Einen stärkeren Fokus auf die Alltagsprobleme der Menschen wünscht sich deshalb Jannik. Die Politik sollte sich „mit essenziellen Themen auseinandersetzen“, die das Volk beschäftigten, sagt der bekennende CSU-Anhänger aus München. Die Bürger würden einen wirtschaftlichen Aufschwung, eine geregelte Zuwanderung und Lösungen gegen den Ruck nach ganz rechts erwarten. Stattdessen dominierten Debatten über Gendern oder LGBTQ-Gruppen den politischen Alltag. „Sie sind wichtig, sollten aber nicht im Vordergrund stehen“, meint Jannik.