TV-Film “Entführt – 14 Tage Überleben” (Donnerstag, 14. September, 20.15 Uhr, RTL) mit Sonja Gerhardt und Jonas Nay zeigt die Kindesentführung von Johannes Erlemann.
Es ist der 6. März 1981 gegen 18 Uhr, als eine unbeschwerte Kindheit brutal endet. Entführer zerren den elfjährigen Johannes Erlemann vom Fahrrad, verschleppen ihn und sperren ihn in eine Kiste. Sie halten ihn in einem dreckigen Verschlag in totaler Dunkelheit versteckt. Ihr Ziel ist es, Lösegeld zu erpressen, denn der Vater von Johannes ist ein millionenschwerer Investor. Was sie nicht wissen: Wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung sitzt er in Untersuchungshaft, das Vermögen wurde eingefroren. Wochenlang hielt der aufrüttelnde und wendungsreiche Fall die deutsche Öffentlichkeit in Atem. Jetzt wurde er unter anderem mit Sonja Gerhardt („Ku’damm“- Reihe) und Jonas Nay („Deutschland 89“) in den Hauptrollen verfilmt.
„Der Film war in gewisser Weise eine Konfrontationstherapie für mich, da ich mich erstmals exakt an die Orte von damals begeben habe“, sagt der echte Johannes Erlemann im Gespräch. Das Entführungsopfer von einst begleitete die Filmproduktion als Berater und sorgte dafür, dass alles so authentisch wie möglich dargestellt wird.
Veronica Ferres unterstütze die Dreharbeiten als Produzentin an Originalschauplätzen
95 Prozent des Films seien an Originalschauplätzen bei Köln gedreht worden. „Vereinzelte Szenen habe ich mir nach den Dreharbeiten die ganze Nacht immer wieder angeschaut, weil mich die Aufnahmen absolut fassungslos gemacht haben. Ich hatte das Gefühl, als wären damals Kameras dabei gewesen“, so Erlemann, der heute als Unternehmer tätig ist. Seine persönliche Aufarbeitung des Traumas begann, als ihm vor rund zehn Jahren Polizeiakten und Tonbandaufnahmen der Verhöre in die Hände fielen. Aus der Idee, ein Buch zu schreiben, entstand allmählich der Gedanke eines Filmprojekts, das er schließlich mit Unterstützung von Produzentin Veronica Ferres (GOLDENE KAMERA 1998, 2002) umsetzen konnte.
Begleitet wird die Produktion nun von einer vierteiligen Doku und einem „Stern TV“-Extra im Anschluss an den Film.
Tortur auch nach der Befreiung
Johannes Erlemanns Tortur war nach der Freilassung durch die Kidnapper übrigens nicht vorbei. Journalisten belagerten seine Familie, die Polizei zeigte sich in den anschließenden Verhören wenig einfühlsam, schenkte seinen Aussagen keinen Glauben und zwang Johannes, sich zu Ermittlungszwecken mehrfach in eine enge Kiste zu zwängen. „Ein Skandal und in manchen Momenten auf seine Weise schlimmer als das, was mir davor zugestoßen war“, erinnert sich Erlemann heute. Auch wenn ihm seine Kindheit geraubt wurde, mag er sich nicht vorstellen, wie sein Leben ohne die Vorfälle verlaufen wäre. „Alles, was daraus erwachsen ist, hat mich zu dem gemacht, der ich heute bin: ein glücklicher Mensch, der das Leben genießen kann.“