Automarkt
Ende des E-Auto-Booms: Autoexperten erwarten Absturz bei den Verkaufszahlen
Elektroautos Volkswagen in Zwickau vor der Auslieferung: Analysten prognostizieren einen Markteinbruch
© Hendrik Schmidt/dpa / Picture Alliance
Elektroautos sind derzeit gefragt wie niemals zuvor. Das Marktforschungsunternehmen Dataforce prophezeit jedoch einen großen Markteinbruch – aus mehreren Gründe. Profitieren dürften die vor dem Aus stehenden Verbrennerautos
Derzeit steigen die Neuzulassungen von Elektroautos in Deutschland erheblich an. Laut aktuellen Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) nahmen die Neuzulassungen von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres um 15,2 Prozent zu. Zwar schreiben die anfangs so stark nachgefragten Plug-In-Hybride mittlerweile rückläufige Zulassungszahlen, dafür läuft es für die batteriebetriebenen Fahrzeuge (BEVs) umso besser. Sie erzielten zuletzt ein Plus von 31,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Der starke Anstieg bei den Zulassungszahlen von Elektroautos wird Prognosen des Marktforschungsunternehmens Dataforce zufolge ab September allerdings einen Umschwung erleben: Mit dem Ende der staatlichen Umweltprämie für Flottenwagen ab September würden die Zahlen ins Minus umschlagen, schreibt die „Automobilwoche“.
„Wir gehen davon aus, dass das BEV-Wachstum in Flotte von 63 Prozent im ersten Halbjahr auf nur noch zwei Prozent im zweiten Halbjahr schrumpft“, zitiert die Fachzeitschrift den Dataforce-Analysten Benjamin Kibies. Er erwartet im September und Dezember einen Einbruch um mehr als 50 Prozent. Denn im ersten Halbjahr 2023 hatten zwei Drittel der neuzugelassenen E-Fahrzeuge gewerbliche Zulassungen.
Hat dies auch Auswirkungen auf das Ziel der Bundesregierung, bis 2030 mindestens 15 Millionen Elektroautos auf die Straßen zu bringen? „Das 15-Millionen-Ziel der Bundesregierungrückt in weite Ferne“, bilanzierte Kibies gegenüber der „Automobilwoche“.
Nach dem Absturz soll es wieder bergauf gehen
Die Gründe für den erwarteten Rückgang sind vielfältig. Kibies sagte auf Nachfrage des Stern: „Es fehlt noch immer an bezahlbaren E-Modellen für den Massenmarkt, sodass Elektroautos auf den Premiumbereich beschränkt sind. Das Abschmelzen der Förderung führt nach unseren Berechnungen dazu, dass sich BEVs oftmals finanziell nicht mehr rentieren. Auch die im europäischen Vergleich recht hohen Strom- und günstigen Kraftstoffpreise sind hier ein wichtiger Faktor.“ In der Folge dürften Modelle mit Verbrennungsmotor wieder verstärkt eine Alternative zu den Elektrofahrzeugen sein, obwohl die EU ab dem Jahr 2035 ein Verkaufsverbot für entsprechende Neufahrzeuge einführen will.
Langfristig soll es nach dem erwarteten Sturz ab kommenden Herbst aber wieder bergauf gehen mit den Neuzulassungen von Elektroautos. Prognosen von Dataforce zufolge soll der Anteil der vollelektrischen Pkws bis 2025 auf 29 und bis 2028 auf 45 Prozent steigen. „Die Vielzahl an neuen Modellen ist dabei ein wichtiger Faktor, weil neuere Autos für die Käufer immer interessanter sind und durch den zunehmenden Wettbewerb auch die Preise fallen“, sagt Kibies dem Stern. Schließlich haben viele Hersteller Milliardensummen in die Entwicklung elektrischer Fahrzeuge investiert und ihre Produktion inzwischen stark auf die Elektromobilität ausgelegt. Neue Verbrennermodelle würden „dagegen zur Seltenheit“, hieß es in einer Publikation von Dataforce Ende Juni.
Der Beitrag ist zuerst bei stern.de erschienen