Die Gegenwart erscheint immer dringlicher als die Zukunft. Im Alter kann uns das finanziell in die Enge treiben. Um dem vorzubeugen, hilft Klarheit und ein durchdachter Plan, schreibt unsere Kolumnistin Dani Parthum
Auch mir wurde erst mit Anfang 40 bewusst, dass ich keinen Plan hatte, womit ich im Alter meine Rechnungen bezahle. Entsprechend sah meine Altersvorsorge aus: unorganisiert und unzureichend. Vielen meiner Klientinnen ergeht es ähnlich. Sie wollen Klarheit darüber, wovon sie im Alter leben.
Oft treibt uns ein äußerer Anlass dazu, über die Rentenzeit nachzudenken. Bei mir war es die berufliche Veränderung. In solchen Zeiten nehmen wir alles unter die Lupe, evaluieren und sortieren aus. Gut so!
Veränderungen rütteln an der Tendenz, Dinge aufzuschieben
Bei mir war es die Unternehmensgründung, bei anderen die Geburt des ersten Kindes, eine Trennung, eine schwere Krankheit, die uns Grenzen aufzeigt. Manchmal kann auch eine Diskussion unter Freundinnen oder mit Kollegen etwas in uns in Bewegung bringen, ein Buch, ein Gedanke oder Kolumnen wie diese.
Denn eines ist klar: Es liegt an uns, für uns selbst zu sorgen.
Wir könnten uns einreden, dass alles schon irgendwie klappen wird und dass wir noch viel Zeit haben. Aber letztendlich holt uns die Realität ein. Ich persönlich strebe an, im Alter finanziell sorgenfrei zu sein. Und Sie?
Gleich heute einen Termin mit sich selbst eintragen
Was also tun? Hinsehen. Gleich heute noch und die Verschieberitis beenden. Am besten gleich im Kalender einen Termin vereinbaren: meine Rente – wo stehe ich? In keinem Alter haben wir hier Zeit zu verlieren. Je älter Sie sind, desto dringender ist die Angelegenheit.
Hier ein paar Hinweise, was Sie in welchem Alter tun können:
Ideal und leicht: Rentenplanung zum Berufsstart
In unseren 20ern tragen wir meist nur für uns finanzielle Verantwortung. Zwei Aspekte erscheinen mir in diesem Alter wichtig:
- Als Lebensziel formulieren: Ich baue mir Vermögen als Zusatzrente zur gesetzlichen Rente auf.
- Anlageklassen: Aktien oder Immobilien zum Vermieten? Diese beiden Sachwerte versprechen die höchsten Erträge.
In Aktien lässt sich automatisiert über Aktien-ETFs investieren. Am besten in einen breit gestreuten All-Country-World-ETF. Bei Immobilien brauchen wir einen höheren Zeitaufwand, mehr Fachwissen und ein Faible für Menschen. Immobilieninvestments, zum Start eine kleine Wohnung, machen sich nicht nebenbei, ETF-Investments schon.
Beispiel: Werden ab 25 beispielsweise zehn Jahre lang monatlich 500 Euro mit einer realen Rendite von vier Prozent angelegt, und ab 35 monatlich 200 Euro, könnten ab Rentenbeginn 33 Jahre lang rund 1000 Euro monatlich zur Verfügung stehen. Bleiben wir bei 500 Euro, hätten wir real 2200 Euro als monatliche Zusatzrente. Real heißt: Die Inflation ist herausgerechnet für die tatsächliche Kaufkraft.
Die Rushhour – Anfang 30, das erste Kind ist da
Mit Mitte 30 stehen manche Mütter plötzlich allein da. Meiner Kursteilnehmerinnen Eva ging das so. Trotz eines gut bezahlten Teilzeitjobs reichte das Geld nur knapp, auch deshalb, weil der Vater nur sporadisch Kindesunterhalt zahlte. Sie analysierte ihre Finanzen genau, notierte jede Finanzbewegung und optimierte ihre Ausgaben, um Geld für die Vorsorge freizusetzen.
Was Sie in diesem Alter tun können:
- Alle Ausgaben optimieren auf die persönlichen Präferenzen, um Finanzmittel freizusetzen.
- Möglichst nur kurzzeitig Teilzeit arbeiten. Bei längerer Teilzeit mit Vater/Mutter finanziellen Ausgleich verhandeln.
- Spar- und Rentenziel setzen und Einnahmen dafür budgetieren.
- Altverträge prüfen lassen und gegebenenfalls kündigen für einen eigenen Vermögensaufbau.
Schwanken Einkommen durch Teilzeit, Auszeiten oder Krankheit, eigenen sich breit gestreute Aktien-ETFs als Zusatzrente optimal. Einmal eingearbeitet in die Materie ist diese Art von Rentenaufbau zeitsparend, flexibel und lohnend.
Rechenbeispiel: Möchte eine 35-jährige 1000 Euro Zusatzrente ab 67 Jahren für 33 Jahre haben, die jedes Jahr um zwei Prozent steigt, müsste sie ab sofort 430 Euro investieren (bei einer realen Rendite von vier Prozent). Geht sie davon aus, 90 Jahre alt zu werden, bräuchte sie 300 Euro als monatlichen Investitionsbetrag.
Die Realität: Die Vier steht im Raum, jetzt aber!
In ihren 40er stellen sich viele die Frage: Was kommt noch? Gerade Frauen spielen in diesem Abschnitt mit dem Gedanken, sich selbstständig zu machen. Investitionsbeträge für die Altersvorsorge müssten freilich in Honorare mit eingepreist werden.
Was Sie in diesem Alter tun können:
- Renteninformation lesen und Rentenhöhe mit Bruttoeinkommen vergleichen.
- Lebensversicherungen, Bausparverträge und anderes prüfen und überdenken. Rentenansprüche addieren.
- Rentenlücke abschätzen. Als Vergleichsmaßstab nehme ich die täglichen Ausgaben.
- Als Ehepaar: Vermögen aufschreiben, addieren und darüber sprechen, wie es gemeinsam genutzt werden.
- Klarheit über Renten nach einer Trennung oder Scheidung schaffen.
Rechenbeispiel: Wer mit 45 Jahren ab Rentenbeginn bis 90 mindestens 1000 Euro als zusätzliche Rente haben möchte, bräuchte monatlich schon etwa 570 Euro, investiert in einen breit gestreuten Aktien-ETF, bei moderaten vier Prozent Rendite (häufig liegt sie höher).
Es ist noch vieles möglich mit 40. Wir müssen es nur tun!
Die Panik: Noch haben wir aber Spielräume
Mit Anfang 50 reden die Ersten im Freundeskreis von Frührente. Hat man selbst das Thema stets vertagt, schleicht sich spätestens jetzt Panik ein. Eine meiner Seminarteilnehmerinnen stellte beispielsweise mit Mitte 50 fest, dass sie – obwohl Ärztin – nur wenig Rente zu erwarten hat. Sie hatte die Kinder großgezogen, die Familie organisiert, Teilzeit gearbeitet, während ihr Ehemann eine erfolgreiche Arztpraxis aufbaute samt großem Vermögen. Auf dieses hatte sie aber weder Zugriff noch kannte sie Details. Das empfand sie als entwürdigend. Die beiden sprachen darüber, verhandelten und teilten das Vermögen. Ihren Teil investierte sie in ihre Altersvorsorge.
Was Sie in diesem Alter tun können – zusätzlich zu den Punkten in den 40ern:
- Bei Paaren: Die Beziehung vom Ende denken und ausrechnen, was bei einer Scheidung für jeden an Rente da ist.
- (Gemeinsam) Ziele entwickeln für die Zeit nach der Erwerbstätigkeit.
- Einnahmen steigern, um bestehende Rentenlücken strategisch und fokussiert zu schließen.
Beispiel: Wollen wir ab 67 mit vielleicht 50 Jahren auch 1000 Euro zusätzliche Rente haben, müssen wir klotzen, nicht kleckern. In den 17 Jahren bis zur Rente müsste man dafür um die 800 Euro monatlich investieren bei erneut vier Prozent realer Rendite.
Je älter wir also sind, desto mehr Kapital brauchen wir, um Anlageziele zu erreichen. Jeder Euro, den Sie in ein Vermögen stecken, ist gut investiertes Geld.
Plan B andenken – kurz vor dem Rentenstart
Stehen Sie kurz vor der Rente und haben das Thema immer ignoriert: Suchen Sie alle Unterlagen zusammen und addieren Sie Ihre Rentenansprüche.
- Termin bei der Rentenversicherung Bund machen, um zu berechnen, ob es sich lohnt, noch Entgeltpunkte dazuzukaufen und prüfen, ob alle Rentenzeiten erfasst sind. (Stichwort: Kontenklärung)
- Auch ein Rentenberater, eine Beraterin hilft, Klarheit bei der Rente zu erhalten, gerade bei Witwen und Witwern und wieder Verheirateten.
Bei geringer, erwarteter Rente: Ausgaben überprüfen, minimalistisch leben, sich fortbilden oder umschulen in einen Beruf, der leichter ist, Freude bereitet und der lange ausgeübt werden kann, um die Rente aufzustocken.