Baulöwin Yang Huiyan
Die einst reichste Frau Asiens hat in der Krise 28 Mrd. Dollar verloren
Yang Huiyan auf dem Zenit von Macht und Reichtum
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Chinas Immobilienblase platzt – und droht, die nächste Firma zu verschlingen. Der Immobiliengigant Country Garden steht vor der Pleite. Eigentümerin Yang Huiyan hat in zwei Jahren über 84 Prozent ihres Vermögens verloren
Yang Huiyan galt als reichste Frau Asiens. Sie wurde als Erbin des Immobiliengiganten Country Garden schon vermögend geboren und mehrte diesen Reichtum noch. Doch in nur zwei Jahren verlor sie 28,6 Mrd. US-Dollar. Oder 84 Prozent ihres Nettovermögens, so der Bloomberg Billionaires Index.
Damit hat sie in den letzten zwei Jahren mehr verloren als jeder andere Milliardär auf der Welt. Ihr derzeitiges Nettovermögen beträgt „nur“ noch 5,5 Mrd. US-Dollar. Dem Index zufolge verlor sie allein am Dienstag 490 Mio. US-Dollar. Und nun droht der Sturz ins Nichts, da dem Baukonzern Country Garden die Zahlungsunfähigkeit droht. Zu Beginn der Woche konnte Country Garden die fälligen Zinszahlungen für zwei Anleihen nicht aufbringen. Noch hat Country Garden hat eine 30-tägige Frist, um das Geld auszuzahlen, danach wird die Firma als zahlungsunfähig eingestuft.
Schon vor zwei Jahren ist der Immobiliengigant Evergrande untergegangen. In den Zeiten des Baubooms haben diese Firmen hemmungslos Schulden angehäuft. Im derzeitigen Marktumfeld können sie diese Lasten nicht umfinanzieren. So geraten sie in eine akute Liquiditätskrise.
Überhitzte Baukonjunktur
Das Geschäftsmodell von Country Garden war einfach: Die Firma baute Appartementwohnungen für die schnell wachsende Mittelschicht des Landes. Doch neben den eigenen Problemen wie der Überschuldung verlor die Baubranche das Wohlwollen der Politik. Superreiche und zur Schau gestellter Reichtum kollidierten mit den Leitlinien von Xi Jinping.
Die reichsten Frauen der Welt
Der beschwört die Bekämpfung der Armut und eine gleichmäßigere Verteilung des Reichtums. Sein Schlüsselwort ist der „gemeinsame Wohlstand“. Der Bauboom sorgte zwar für die Bereitstellung von dringend benötigtem Wohnraum, führte aber auch zu einer Spekulationsblase. Wohnungen wurden so teuer, dass man sie nur mit der Hoffnung auf weitere Spekulationsgewinne kaufen konnte.
Unwillen der politischen Führung
Diese Immobilienblase hat Xi Jinping ins Visier genommen. Sein Mantra lautet „Häuser sind zum Wohnen da und nicht zum Spekulieren“. Das kommt in der Bevölkerung gut an, weil der Slogan suggeriert, dass Wohnraum wieder bezahlbar werden soll. Für eine Immobilienunternehmerin wie Yang Huiyan ist er eine unverhohlene Drohung.
Die Firmen in Schieflage können in China nicht darauf hoffen, „gerettet“ zu werden, wie etwa die Banken im EU-Raum. Für die Partei wäre ein geordneter Zusammenbruch und die Weiterführung in neuen Strukturen die eleganteste Lösung. Im August 2022 hat Yang Huiyan den Titel als reichste Frau Asiens an Savitri Jindal abgeben müssen. Sie ist die wohlhabendste Frau Indiens. Yang Huiyan soll schon vor Jahren eine zypriotische Staatsbürgerschaft erworben haben. Es ist anzunehmen, dass sie dort auch einen Notgroschen deponiert hat.
Der Artikel ist zuerst bei stern.de erschienen