Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Frauen musste zum Auftakt der Nations League eine 0:2-Niederlage in Dänemark hinnehmen. Die sportliche Durststrecke, die man nach dem enttäuschenden Abschneiden bei der Fußball-WM eigentlich hinter sich lassen wollte, geht daher in Abwesenheit der erkrankten Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg weiter.
Woran hakt es momentan auf dem Platz?
Wie schon bei der Weltmeisterschaft, fehlte es den DFB-Frauen gegen Dänemark an Ideen. Zwar war die deutsche Mannschaft anfangs bestimmend und drängte nach vorne, aber ohne sich klare Torchancen zu erarbeiten. Nach dem überraschenden 0:1-Rückstand taten sich die Deutschen dann schwer. Hinzu kamen viele Fehlpässe im Spielaufbau und defensive Fehler. “Wir haben immer noch zu wenig geschossen. Wir müssen immer noch mal die Verantwortung abgeben, noch ein Querpass”, beschrieb und beklagte Co-Trainer Britta Carlson nach der Partie da Spiel ihrer Mannschaft. Sie hatte die erkrankte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg vertreten. Zu oft nehme man den ersten Ballkontakt nach hinten mit, das sei “immer noch das Sicherheitsdenken. Dieses Selbstbewusstsein, mutig nach vorne zu denken, das fehlt uns noch.” DFB-Torjägerin Alexandra Popp sah es ähnlich. “Das tut extrem weh, vor allem, weil man es hätte verhindern können”, sagte sie.
Wann kommt Martina Voss-Tecklenburg zurück?
Noch steht nicht fest, wann die Bundestrainerin wieder zur Verfügung steht. Voss-Tecklenburg fehlt derzeit wegen Krankheit. “Die WM in Australien hat sie sehr mitgenommen”, hatte ihr Ehemann Hermann Voss-Tecklenburg gegenüber der “Bild”-Zeitung geäußert. “Sie ist schon krank aus Australien wiedergekommen, sie war mental und körperlich angeschlagen.”
Die 55 Jahre alte Voss-Tecklenburg selbst äußerte sich bisher nicht über ihren Gesundheitszustand. Die Frage, wann und ob die Cheftrainerin überhaupt in ihr Amt zurückkehrt, will auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) nicht beantworten. Das Thema werde man aus Respekt vor der Bundestrainerin nicht öffentlich kommentieren, heißt es.
Was bedeutet Voss-Tecklenburgs Fehlen für die Mannschaft?
Weil Voss-Tecklenburg, deren Vertrag noch bis 2025 läuft, krank fehlt und ihre Zukunft ungewiss ist, hängt die Nationalmannschaft in der Schwebe. Auch die Analyse und Aufarbeitung des frühen Ausscheidens bei der WM kann nicht bisher nicht abgeschlossen werden. Das sorgt für Unruhe und Spekulationen. Zuletzt hatte es Berichte gegeben, wonach sich Spielerinnen über mangelhafte Kommunikation und taktische Defizite im Trainerteam um Voss-Tecklenburg bei der WM in Australien beklagt hätten. Außerdem tauchten Gerüchte auf, dass es zwischen Voss-Tecklenburg und Co-Trainerin Carlson Streit gegeben haben soll. Das wies Carlson aber zurück. “Unser Verhältnis hat sich nicht verändert”, sagte die 45-Jährige, die 2005 als Spielerin mit Deutschland den EM-Titel gewann. Sie hofft auf ein möglichst schnelles Ende der Hängepartie. “Ich würde mir eine Klarheit für alle wünschen. Ob es jetzt für das Trainerteam ist, für die Mannschaft. Weil ich einfach möchte, dass wir, Deutschland, wieder so erstarken, wie es vorher mal war.”
Was steht sportlich auf dem Spiel?
Die Niederlage gegen Dänemark könnte eine bittere gewesen sein, weil die neu eingeführte Nations League entscheidend für die Olympia-Qualifikation ist. Der Weg nach Paris ist allerdings alles andere als einfach, da für europäische Teams nur noch zwei frei Plätze vorhanden sind. Als dritte Mannschaft aus Europa ist Gastgeber Frankreich gesetzt.

Die deutsche Mannschaft muss daher zunächst ihre Gruppe gewinnen, in der es neben den Däninnen noch gegen Island und Wales geht, und anschließend im Final-Four-Turnier der vier Gruppensieger das Finale erreichen. Sollte Frankreich ins Nations-League-Endspiel einziehen, reicht auch der dritte Platz, um das Olympia-Ticket zu buchen. Bei den vergangenen Olympischen Spielen in Tokio war Deutschland nicht dabei.
Was macht trotz der Niederlage Hoffnung?
An einem insgesamt enttäuschenden Abend für die DFB-Frauen gab es vor allem eine positive Nachricht: Außenverteidigerin Giulia Gwinn ist rund ein Jahr nach ihrem zweiten Kreuzbandriss zurück und feierte gegen die Däninnen ihr Comeback. Außerdem ist mit der Auftaktniederlage noch nichts verloren und die Zeit bis zum wahrscheinlich entscheidenden Duell um den Gruppensieg, das Rückspiel gegen die Däninnen, noch lang. Erst am 5. Spieltag, der am 1. Dezember stattfindet, empfangen die DFB-Frauen das dänische Team. Vorher kann man sich zweimal gegen Island (26.9. und 31.10.) und einmal gegen Wales (27.10.) noch ein wenig ein- und warmspielen.