Die Produkte haben sich in den vergangenen sechzig Jahren massiv geändert, sind digitaler geworden, moderner, praktischer, leiser, schneller, besser. Doch das Prinzip von Stiftung Warentest ist immer gleich geblieben: Die Tests sind unabhängig, die Methoden wissenschaftlich.
Produkte, die ein gutes bis sehr gutes Prädikat bekommen, drucken sich dieses stolz auf ihre Verpackungen. Darauf kann sich Deutschland einigen, darauf vertrauen noch viele Menschen – obwohl das Vertrauen in viele andere Institutionen und auch in die Politik immer mehr schwindet.
Chef-Warentester verrät Produkt-Hacks
Doch gilt die Regel: Teuer ist meist auch immer besser? Nicht immer, erklärt Deutschlands oberster Warentester Hubertus Primus, der nun nach 33 Jahren auf dem Chefsessel in Rente geht. Die Journalistin und Digitalexpertin Julia Bönisch übernimmt zum 1. Januar 2024 seinen Vorstandsposten.
Gegenüber dem „Tagesspiegel“ erklärt Primus, welche günstigeren Produkte überraschend gut sind und bei welchen es sich wirklich lohnt, mehr Geld auszugeben. Hier vier wesentliche Punkte, die wir gern früher gewusst hätten:
Hier überraschen günstige Produkte
- Diese Billig-Produkte sind überraschend gut: „Wir haben schon früh festgestellt, dass alle Hautcremes dieselben Bestandteile haben. Die billigen sind daher genauso gut wie die teuren. Aber davon konnte ich noch nicht mal meine eigene Frau überzeugen.“ Primus erklärt weiter, dass es bei Cremes um mehr geht als nur die Bestandteile. „Der Geruch spielt eine Rolle, das Wohlbefinden … wissenschaftliche fundierte Tests stoßen da an ihre Grenzen.“
- Auch hier kann man Geld sparen: Matratzen. Das erklärt Primus so: „ Die Matratzen von Bett1 oder Emma kosten gerade mal 200 Euro und sind von uns mit ‚gut‘ getestet. Unsere Qualitätsurteile haben dazu beigetragen, dass sich diese Produkte durchgesetzt haben.“ Auch bei Lebensmitteln schneiden billigere Eigenmarken der Supermärkte genauso gut oder besser als die teure Markenware ab, so Primus. Eigenmarken seien preiswerter, weil sie kein Geld für Marketing ausgeben, „können von der Qualität aber voll mithalten. Das haben wir in Tests über viele Jahre herausgefunden.“
Wo Sie lieber nicht sparen sollten
- Hier sollten wir mehr Geld ausgeben: „Gerade bei Waschmaschinen stehen Preis und Qualität in einem direkten Verhältnis. Wir haben mal eine Billigwaschmaschine der Marke „Candy“ getestet, die ist beim Dauertest regelrecht explodiert. Scharfkantige Teile flogen drei Meter weit. Das war gefährlich.“ Wer wenig Geld hat, sollte sich lieber eine gute Maschine gebraucht zulegen, als zu einer billigen zu greifen. „Waschmaschinen halten zwölf Jahre, die kann man gut Secondhand kaufen.“
- Hier ist teuer auch besser: Bei Smartphones lohne sich auch ein höherer Preis, so Primus. „Apple und Samsung sind einfach die besten. Aber auch diese Handys kann man ja gut gebraucht kaufen.“
1964 wurde die Stiftung Warentest gegründet, im kommenden Jahr feiert sie also Geburtstag. Nach mehrjähriger Vorbereitung im Bundeswirtschaftsministerium hat der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer die Absicht verkündet, ein neutrales Warentestinstitut zu gründen. Und das existiert bis heute erfolgreich.
Im März 1966 erscheint mit dem Aprilheft die erste Ausgabe der Zeitschrift „DER test“. Preis damals: 1,50 Mark. Getestet wurden darin unter anderem Nähmaschinen und Küchen-Handmixer. Ein Test im zweiten Heft sollte die Deutschen damals darüber aufklären, dass sich die meisten elektrischen Heizkissen nur durch ihren Stoffbezug voneinander unterscheiden. Ein weiterer behandelte Deodorants.
Von Martin Gätke (mg)
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