Homeoffice
„Coffee Badging“: So umgehen Angestellte Anwesenheitspflicht im Büro
Ein Kaffee im Büro, dann geht es schnell wieder ins Homeoffice
© jacoblund/Getty Images
Seit immer mehr Firmen ihre Mitarbeitenden aus dem Homeoffice ins Büro zurückholen, greift der Trend „Coffee Badging“ um sich: Angestellte versuchen damit, ihre Chefs auszutricksen.
Die Coronapandemie hat das Homeoffice in vielen Branchen und Unternehmen salonfähig gemacht, mittlerweile haben sich viele Arbeitnehmer zu Hause gemütlich eingerichtet. Doch das stört die Chefs zunehmend.
Denn auch wenn es eine Zeitlang so schien, als sei das Homeoffice gekommen, um zu bleiben: Immer mehr Firmen rufen ihre Mitarbeitenden mit Nachdruck in die Büros zurück. Sie versprechen sich mehr Kreativität, stärkere Verbundenheit im Team und auch eine höhere Produktivität davon. Die Angestellten wiederum sind davon teilweise wenig begeistert – und manche versuchen die Vorgaben zu umgehen. So ist der Trend des „Coffee Badging“ entstanden.
Coffee Badging: Präsenz im Büro zeigen – dann zurück ins Homeoffice
Dahinter verbirgt sich das folgende Phänomen: Viele Unternehmen ermöglichen ihren Mitarbeitenden das Arbeiten im Homeoffice, fordern aber eine Anwesenheitsquote von einer bestimmten Anzahl an Tagen im Büro. Wer „Coffee Badging“ betreibt, erscheint wie vorgeschrieben vor Ort, verlässt das Büro aber nach wenigen Stunden schon wieder. In erster Linie geht es darum, gegenüber dem Vorgesetzten die gewünschte Präsenz gezeigt zu haben bzw. für den Tag eingestempelt zu haben.
Laut einer aktuellen Umfrage von Owl Labs, einem Anbieter von Technologielösungen für hybrides Arbeiten, gehen 38 Prozent der in Deutschland Befragten so vor: „Sie gehen manchmal nur für ein paar Stunden ins Büro, um ihr Gesicht zu zeigen, und gehen danach direkt wieder nach Hause.“ Weitere 16 Prozent geben an, dass sie das gerne mal ausprobieren würden. In den USA bekannten sich sogar 58 Prozent zum „Coffee Badging“. Sie weisen mit ihrer digitalen Stempelkarte (Badge) die Anwesenheit nach, trinken einen Kaffee und verschwinden wieder.
Das klingt allerdings schlimmer als es ist, meint Frank Weishaupt, der CEO von Owl Labs. „Coffee Badging bietet die Möglichkeit für einen flexiblen Zeitablauf, das ist ungeheuer wichtig für Arbeitnehmer:innen“, sagte er CNBC. Viele Mitarbeitenden würden das Büro durchaus zu schätzen wissen, wenn es um Konferenzen und den Austausch mit Kolleg:innen gehe. Der traditionelle Acht-Stunden-Tag am Arbeitsplatz sei für sie allerdings „nicht mehr so relevant“.
Unternehmenschefs erwarten vollständige Rückkehr ins Büro
Für die Untersuchung wurden insgesamt 12.000 Arbeiternehmer in den USA und Europa befragt, davon 2000 in Deutschland. Von den deutschen Befragten sprachen sich 61 Prozent für ein gesetzliches Recht auf Homeoffice aus. Ein Drittel der Befragten, die ganz oder teilweise von zu Hause aus arbeiten, würden über eine Kündigung nachdenken, sollte ihr Arbeitgeber sie ins Büro beordern. Sieben Prozent würden sogar sofort den Dienst quittieren.
Anders sieht die Stimmung auf der Arbeitgeberseite aus. Laut einer Umfrage der Beratungsfirma KPMG unter 1300 Geschäftsführer:innen befürworten knapp zwei Drittel der Befragten eine vollständige Rückkehr ins Büro innerhalb der nächsten drei Jahre. Aktuell kommen Büroangestellte im Schnitt 3,2 Tage in der Woche zur Arbeit, zeigt eine Umfrage des Immobilienspezialisten Jones Lang LaSalle (JLL).
Der Beitrag ist zuerst auf stern.de erschienen