Finanzaufsicht
Bafin will „Exzesse“ bei Lebensversicherern verhindern
Bafin-Präsident Mark Branson
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Wegen hoher Gebühren und enttäuschender Renditen wird immer wieder Kritik an kapitalbindenden Lebensversichern laut. Gegen die schwarzen Schafe der Branche will die Finanzaufsicht Bafin nun verstärkt vorgehen
Die Finanzaufsicht Bafin will einigen Anbietern von Lebensversicherern genauer auf die Finger schauen. Weil einige von ihnen intransparent sind und hohe Gebühren berechnen, werde bei diesen Versicherern „intensiver als in der Vergangenheit“ hingeschaut, kündigte Bafin-Präsident Mark Branson am Dienstag in Frankfurt an. Die Lebensversicherer seien „keine problemfreie Zone“ und es sei die Aufgabe der Aufsicht bei „aggressivem Produktdesign“ einzuschreiten. Bislang sei es oftmals so, dass Interessenkonflikte „in vielen Fällen zu Lasten der Kunden“ ausgegangen seien.
Zuvor hatte die Bafin ein „Merkblatt zu wohlverhaltensaufsichtlichen Aspekten bei kapitalbildenden Lebensversicherungsprodukten“ veröffentlicht. Damit will sie nach eigenen Angaben sicherstellen, dass kapitalbildende Lebensversicherungen „einen angemessenen Kundennutzen“ bieten. „Wohlverhaltensregeln haben eine besondere Bedeutung“, sagte der für Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht zuständige Bafin-Exekutivdirektor Frank Grund. „Es geht darum, Exzesse im provisionsgestützten Vertrieb zu verhindern bzw. zu unterbinden.
Grunds Angaben zufolge sollten die Versicherungsprodukte die Bedürfte auch erfüllen, „die der Versicherer zuvor als Zielmarkt bestimmt hat“ und ihr Renditeziel „mit hinreichender Wahrscheinlichkeit erreichen“. In Zukunft sollen Lebensversicherer bei der Festlegung von Renditezielen „unterscheiden zwischen einem nominalen Anlageerfolg, also einer positiven Rendite nach Kosten, und einem realen Erfolg, also einer positiven Rendite nach Kosten und Inflation.“
„Auf Ausreißer konzentrieren“
Allerdings begrüßte Grund den Verzicht der EU auf ein Provisionsverbot beim Verkauf von Versicherungen. „Wir wollen uns auf die Ausreißer konzentrieren.“ Zu hohe Provisionen und falsche Verkaufsanreize sorgen bei Verbraucherschützern seit langem für Kritik. Die EU-Kommission nimmt aber im Entwurf ihrer Kleinanlegerstrategie grundsätzlich Abstand vom Verbot eines Verkaufs von Finanzprodukten, für den die Vermittler finanzielle Anreize von deren Anbietern erhalten.
Grund sagte, vor allem Altersvorsorgeprodukte seien so komplex, dass die Vermittler für die Beratung entlohnt werden müssten. Eine Honorarberatung, bei der die Kunden pauschal Geld an den Vermittler zahlen, sei „so ganz erfolgreich bisher nicht gewesen“. Experten befürchten, dass vor allem finanzschwächere Kunden ganz auf eine Honorarberatung – oder auf die Altersvorsorge an sich – verzichten.