Axel Milberg dreht nur noch zwei “Tatort”-Filme, dann ist Schluss. Jetzt sprach der 66-jährige über seinen Ausstieg, seine Schüchternheit und überraschende Erkenntnisse beim Dreh in Wacken.
Dass Axel Milberg (66) 2025 den Dienst als NDR-“Tatort”-Kommissar quittieren wird, hat viele überrascht. Den wortkargen Ermittler verkörperte der in Kiel geborene Schauspieler 21 Jahre mehr als überzeugend – zunächst in der Krimiserie “Stahlnetz”, später dann im “Tatort”. Mit dem Portal “web.de” sprach Axel Milberg jetzt über seine Paraderolle als Kommissar, seine Erfahrungen in Wacken und die Lust am “Drag”.
Axel Milberg: Auf dem Wacken-Festival hat er sich wie ein “Fisch im Wasser” gefühlt
Diesen Herbst wird der Fall “Borowski und das unschuldige Kind von Wacken” ausgestrahlt, der während des berühmten Heavy-Metal-Festivals in der schleswig-holsteinischen Provinz gedreht wurde. Darin wird sein Sohn August Milberg den jungen Klaus Borowski spielen. Der 19-Jährige ist der einzige gemeinsame Sohn mit der Kunsthistorikerin und TV-Moderatorin Judith Milberg (60), mit der der Schauspieler seit 2004 verheiratet ist. “Ich hatte zunächst meine Bedenken, weil Corona damals noch voll im Gange war. Die rund 80.000 brüllenden Heavy-Metal-Fans bereiteten mir da schon etwas Sorge. Es sollte aber alles ganz anders kommen. Ich dachte, dass wir maximal 20 bis 30 Minuten drehen und dann bin ich wieder weg. Am Ende wollte ich unbedingt bleiben. Die vielen Musikfans um uns herum waren extrem freundlich und entspannt. Ständig rief jemand “Hey, Borowski!”. […] Jedenfalls war ich wie ein Fisch im Wasser. Von wegen scheu!”
Axel Milberg über den Borowski-„Tatort“: “Es war eine gewisse Sättigung da”
Nach 21 Jahren als “Tatort”-Kommissar blickt der 66-Jährige zufrieden zurück: “Es gab häufig große Annäherung an das, was gemeint war, was eine richtig gute Buchverfilmung war.” Besonders stolz ist er darauf, dass sich “nichts wiederholt” hat. “Wir haben jedes Mal einen neuen Film gemacht. Nur das ‘Dacherl’, die Marke ‘Tatort’, kam obendrauf. Aber jeder Film kann allein für sich bestehen, mal mehr und mal weniger.” Trotzdem habe er für sich und “für die Sicht auf mich” diesen Schlussstrich gebraucht. “Es ist nach so langer Zeit aber auch eine gewisse Sättigung da, im guten Sinne.”
Axel Milberg: Als Dragqueen wollte er “neu gesehen werden”
Für die Komödie “Meine Freundin Volker” (abrufbar in der ARD-Mediathek) hat Axel Milberg sich in eine Dragqueen verwandelt. “Dabei habe ich gemerkt, wie wichtig es war, neu gesehen zu werden. Gesehen, als jemand, der eben nicht als Fernsehermittler strenge Fragen stellt oder empathisch mit den Opfern umgeht, sondern als ganz andere Figur. Auf einmal bewegte ich mich auf hohen Schuhen. Auf einmal war ich jemand, der an seinem Körper, an seinen Bewegungen, an seinem Gesicht herumbastelt und gestaltet.” Mit dem Geschlechterwechsel hat er als Hetero-Mann keine Probleme: “Ich konnte eine Dragqueen spielen, weil ‘drag’ eine künstlerische Erfindung eines Mannes ist, der mit seinem Körper eine Bühnenfigur darstellt – es wurde nicht eingrenzend sexuelle Orientierung thematisiert. Insofern war es für mich auch keine Anmaßung, diese Rolle zu spielen. Ich konnte das machen. Jeder kann, darf das machen.”
Axel Milberg: Privat ist der Schauspieler schüchtern
Wer Axel Milberg als Dragqueen Vivian Bernaise sieht, kann kaum glauben, dass der Schauspieler privat schüchtern ist. Milberg erklärte diesen Widerspruch im Interview so: “Als privater Mensch, als Volker, kann ich schüchtern sein, aber als Vivian, als Dragqueen auf der Bühne, bin ich ein Löwe. So heißt es ja in dem Film. Die Verwandlung, diese neue Identität, die ich mir selbst gegeben habe, gibt mir den Mut, den ich als Privatperson vielleicht nicht aufbringe.” Für Schauspieler sei diese Ambivalenz typisch: “Viele ‘verstecken’ sich hinter einer Rolle, in der sie voll ins Risiko gehen. Doch sobald man XY privat erlebt, wird man vielleicht feststellen, dass man ein scheues Wesen vor sich hat. Davon gibt es viele – und es sind nicht die schlechtesten Schauspieler, die so sind.” Gegenüber “web.de” sagte Axel Milberg: “Wenn ich arbeite, […] dann mache ich das gerne. Ich brauche aber immer auch Phasen der totalen Zurückgezogenheit.” Privat sei er gerne unsichtbar. “Fragen Sie mal meine Frau.”