Kolumne
Daniel Saurenz
Apple, Amazon, Tesla – die Fragezeichen hinter den großen Drei
Die Aktien der großen Techkonzerne mussten zuletzt Abschläge hinnehmen
© John Angelillo/UPI Photo via Newscom picture alliance
Die Stimmung am Aktienmarkt ist so schlecht wie nie im Jahr 2023. Das ist eine gute Nachricht. Denn Qualitätsaktien gibt es günstiger. Aber auch günstig genug?
Steigende Zinsen belasten derzeit vor allem Technologieaktien, selbst kurzlaufende Anleihen sind eine ernstzunehmende Konkurrenz. Doch der entscheidende Realitätscheck für eine mögliche Jahresendrally steht noch bevor. Die Aktienmärkte zeigen derzeit eine Korrektur mit Ansage. Wie so oft im Spätsommer taumeln die Kurse nach unten. „Die Volatilität ist mit 20 Punkten im VIX endlich angesprungen und der bekannte Fear & Greed-Index in den USA kratzt das erste Mal seit März an der Grenze zu extremer Angst“, sagt Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets zur Stimmung. Während sich Anleger bereits seit Monaten aus spekulativen Nebenwerten zurückziehen, wird nun auch die Bewertung der großen Techgiganten hinterfragt.
MDax und SDax in Deutschland liegen recht weit unter ihren Höchstständen und reflektieren so die mangelnde Marktbreite der vergangenen Monate. Doch auch Apple, Amazon und Microsoft werden bereits mit Abschlägen von rund 15 Prozent gegenüber ihren jüngsten Höchstständen gehandelt. Auf der anderen Seite müssen die Verluste immer im Kontext der starken Rally seit Jahresbeginn gesehen werden. Hier steht für den Nasdaq 100 noch ein sattes Plus von gut 25 Prozent zu Buche, bei Nvidia sind es sogar 200 Prozent. „Die KI-Rally hat vieles übertüncht, denn auch der breite Russell 2000 hat alles andere als ein gutes Börsenjahr vorzuweisen“, sagt Stefan Riße von Acatis.
Einige Spieler machen das Spiel
Gleichzeitig ändert die laufende und überfällige Korrektur nichts daran, dass die Richtung der Nasdaq weiterhin stark von einigen wenigen Aktien abhängt. So ist der marktbreite S&P 500 in diesem Jahr um elf Prozent gestiegen. Eine gute Bilanz, aber nur auf den ersten Blick. Denn die sieben größten Unternehmen im Index legten um rund 50 Prozent zu und machen 34 Prozent des gesamten Indexwertes aus. „Würde man nur die übrigen 493 Werte berücksichtigen, läge der US-Leitindex null auf null“, so Robomarkets-Experte Molnar. Die hohe Abhängigkeit von wenigen Titeln birgt Risiken für diejenigen, die glauben, mit einem Nasdaq-Sparplan einen breit diversifizierten Index zu kaufen. Mit anderen Worten: „Ein Nasdaq-Sparplan war in den vergangenen Monaten vor allem eine Spekulation auf Amazon, Apple, Netflix, Google, Meta, Tesla und Nvidia“, sagt Acatis-Experte Risse.
Auch wenn die Märkte derzeit noch unter dem Eindruck der Zinssitzungen von Fed und EZB stehen, dürfte die anstehende Berichtssaison schon bald die Richtung vorgeben. Die Ausgangslage für positive Überraschungen ist durchaus gegeben, da an der Wall Street wieder eine bewährte Strategie zur Anwendung kommt: „Die Gewinnprognosen liegen vergleichsweise niedrig und können umso leichter übertroffen werden. So erwarten die Analysten für das dritte Quartal einen Gewinnrückgang von 0,2 Prozent“, rechnet Franz-Georg Wenner vom Börsendienst Indexradar vor. Dies wäre das vierte Quartal in Folge mit roten Vorzeichen. Da gleichzeitig die Kurse in den letzten Wochen gefallen sind, hat sich auch die Überbewertung etwas abgebaut. „Mit einem KGV von 18 wird der S&P 500 nur noch mit einem leichten Aufschlag gegenüber dem durchschnittlichen KGV auf Sicht von zehn Jahren (17,5) gehandelt“, so Wenner.
Sicherlich wird der Markt genau hinschauen, wie die Geschäfte im abgelaufenen Quartal gelaufen sind. Wichtiger wird aber der Blick nach vorne sein. Denn mit der anstehenden Berichtssaison müssen die Unternehmen nun klar Stellung beziehen, ob die ausgegebenen Jahresziele erreicht werden oder nicht.